Esslingen. 19 Jahre hat der katholische Religionspädagoge und Gemeindereferent Tobias Haas in der Seelsorge bei Menschen mit Behinderung im Dekanat Esslingen-Nürtingen Experimentierfreude bewiesen. Nun übernimmt er die Aufgabe des „Schuldekans für sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentren und Inklusion“ der Diözese Rottenburg-Stuttgart.
„Matthias muss immer dabei sein.“ Das war für die Eltern von Tobias Haas völlig klar, auch wenn Matthias mit dem Downsyndrom lebt. Er war der jüngste der sechs Geschwister, die in Schramberg aufwuchsen. Der Vater hatte jede Menge kirchlicher Ämter inne. „Der Umgang mit Matthias hat mich geprägt“, sagt Tobias Haas. Er wuchs in die kirchliche Jugendarbeit hinein. Schon im Studium wählte er den Schwerpunkt „Sonderschule“. Katholische Pilotstellen für die Seelsorge bei Menschen mit Behinderung gab es damals nur in Stuttgart und Ulm. Heute sind es in der Diözese Rottenburg-Stuttgart 14.
Tobias Haas spannte viele Netze zwischen Schule, Kirche und Trägern der Behindertenhilfe. Er dachte von den Kindern mit Behinderung aus. „Inklusion ist ein Weg, das braucht Zeit“, sagt er. So brachte er eine inklusive Freizeit ins Rollen im Familienferiendorf Schramberg mit Familien mit und ohne Kinder mit Behinderung. Bald war Werbung unnötig, die Freizeit war regelmäßig überbucht, die Familien empfanden sie als Oase.
Die „Bibel in leichter Sprache“ habe auch seinem eigenen Glauben geholfen, erzählt Tobias Haas. So manche bekannte Bibelstelle, zuvor überlesen, sei ihm dadurch neu aufgegangen. Er ist zudem überzeugt, dass in den 19 Jahren nicht alles nur mit menschlichen Dingen zuging: „Da hat manchmal ein guter Geist von oben geholfen.“ Vor seinem Abschied hat Tobias Haas einen großen Koffer gepackt. Bei der Feier am 25. Juli dürfen die Besucher aus diesem Koffer einige Gegenstände aussuchen, zu denen er dann eine Geschichte erzählt. Es könnte sein, dass es bei der Verabschiedung auch etwas zum Lachen gibt. Schließlich gehört Tobias Haas zum kirchlichen Kabarettensemble „Die Maulflaschen“. Peter Dietrich