Zwischen Neckar und Alb

Von Beruf Whisky-Kenner

Fabian Pfister nennt sich Connoisseur und hat schon 60 000 Euro teure Spirituosen verkostet

Fabian Pfister, Genussmensch. Schon die Farbe des Whiskys verrät ihm viel über den Geschmack. Foto: Rudel
Fabian Pfister, Genussmensch. Schon die Farbe des Whiskys verrät ihm viel über den Geschmack. Foto: Rudel

Aichwald. Schon mit 15 hat Fabian Pfister Bücher über Whisky gelesen. Reiner Wissensdurst, Alkohol hat er damals noch gar nicht getrunken.

Überhaupt sehr lange nicht. Er musste erst 20 werden und nach Schottland reisen, bevor er zum ersten Mal an einem Glas Whisky genippt hat.

Heute nennt sich Pfister Whisky-Connoisseur. Er legt Wert auf die englische Schreibung mit „o“. Wenn du dich mit Wodka beschäftigst, stößt du irgendwann an Grenzen, sagt Pfister. Bei Whisky nie. Da geht‘s nicht um Alkohol, es geht um einen Mythos, um eine Bandbreite des Geschmacks, die von zartem Pfirsich bis flüssigem Teer reicht.

Keine andere Spirituose erreicht solche Preise: Den Rekord hält der Trinitas Single Malt von Dalmore, er wechselte für 100 000 Pfund den Besitzer. 64 Jahre alt, es gab davon nur drei Flaschen, erzählt Pfister. Flüssige Juwelen seien das, der Geschmack nicht reproduzierbar. Pfister hat vor ein paar Jahren den Dalmore 62, verkostet, immerhin 60 000 Euro wert. Fast schwarz sei er gewesen, schwer und ölig. Und dann der Geschmack. So vielschichtig, nach Schokolade, Marzipan, Mandeln, Eichenholz. Master Blender Richard Paterson hat ihn – wie auch den Trinitas – kreiert und Whiskys aus den Jahren 1868, 1878, 1922, 1926 und 1939 miteinander verschnitten. Es ist ein Single Malt, da alle verwendeten Spirituosen Gerstenmalz-Whiskys aus einer Destillerie sind, nämlich aus Dal­more. Der Master Blender sei der wichtigste Mann in der Destillerie, er ist verantwortlich für den Geschmack. Und Paterson ist aus Pfisters Sicht einer der Größten. Der Mann, im Anzug geboren, hat das Vorwort für Pfisters Whiskybuch geschrieben.

Pfister ist 40, ein Genussmensch, ein Whiskylexikon. Er bietet Whiskyseminare an für Firmen, aber auch für Leute, die mal einen schottischen Abend veranstalten wollen. Auf Wunsch kombiniert er den Whisky mit Schokolade. Oder mit Zigarren, auch so eine Wissenschaft.

„Whisky hat was mit Stil zu tun“, sagt Pfister. Die meisten Whiskyfreunde mögen schöne Autos, mechanische Uhren, rahmengenähte Schuhe. Im Wohnzimmer in Lobenrot hat er um die 20 Flaschen aufgebaut. Man sitzt in der grünplüschigen Eckbank, Eiche vertäfelt, Messingvasen, verklinkerter Kamin. Es ist Pfisters Elternhaus. Der Vater, früher Maschinenbauprofessor in Esslingen, lebt auch hier.

Whisky ist noch immer ein Männerding. „Das männlichste aller Getränke“, sagt Pfister, obwohl auch Frauen zu seinen Seminaren kommen. Whisky sei im 19. Jahrhundert noch eine sehr raue Spirituose gewesen, die Oberschicht habe Cognac vorgezogen.

Pfister ist Diplom-Kaufmann, hatte einige Jahre einen Laden in Baden-Baden. Er verkostete Spirituosen mit Johann Lafer und Horst Lichter, war Gast beim ARD-Buffet. Dann kam die Finanzkrise. Und plötzlich buchten die Unternehmen keine Whisky-Events mehr, mit denen er drei Viertel des Umsatzes gemacht hatte. Pfister musste zumachen, er kam heim nach Lobenrot.

Eine verbreitete Mär sei übrigens, dass der wahre Kenner nur den rauen, torfigen Whisky trinkt. So einen vom Kaliber eines Laphroaig von der schottischen Insel Islay, den Lieblingswhisky von Prinz Charles. Pfister schenkt einen Schluck davon ein. Das also meint er mit flüssigem Teer. Beißender Torfrauch schon in der Nase. Früher haben sie die Gerstenmaische in der Darre überm Torffeuer getrocknet, heute blasen die meisten Destillerien einfach den Rauch hinein, erklärt Pfister. Er schmeckt beim Laphroaig Salzwasser, ganz klar bei einem Inselwhisky. Da seien auch phenolische Noten. Heißt für den Laien: Er schmeckt wie Medizin. Mit Wasser könne man toll spielen, sagt Pfister. Es schließe die feineren Aromen auf. Mit der Pipette lässt er ein, zwei Tröpfchen ins Glas fallen, schon tut sich was am Gaumen.

Er verwendet Stilgläser. Die breiten Tumbler mit dem dicken Boden seien gut, aber nur für Mineralwasser. „Da geht viel zu viel Geschmack raus", sagt er. Auch Eis zählt für ihn zu den Sünden des Whisky-Dilettanten. Kälte vernichtet Aromen. In Pfisters Keller lagern um die 120 Whiskys. Nicht viel, sagt er. Für Seminare ergänzt er sein Sortiment, je nach Geschmack des Auftraggebers. In Irland gibt es nur vier Destillerien, in Schottland um die 90, dazu zehn Grain-Destillerien, die Weizen verarbeiten. Pfister hat vielleicht die Hälfte davon besucht. Die schottische Landschaft liegt ihm. „Da ist es auch nicht so warm", sagt er. Das wisse er zu schätzen.

Was hält er vom schwäbischen Whisky? Er ist kein Fan. Das seien oft Schnapsbrenner, denen im Winter das Obst ausgeht. Und deshalb brennen sie eben Getreide. Aber es gebe durchaus ein paar respektable deutsche Whiskys, den Slyrs zum Beispiel, vom Schliersee.

INFO

www.whiskyconnoisseur.de

Fabian Pfister: Kultbuch Malt Whisky. Komet Verlag. 9,99 Euro