Zwischen Neckar und Alb

Von Bremslichtern und Blechlawinen

Verkehr Stau, Stau, Stau: Das tägliche Stop-and-go strapaziert die Geduld aller Verkehrsteilnehmer gewaltig. Von Jan Geißler

Stau so weit das Auge reicht. Wer kennt das nicht? Die Region Stuttgart ist ein wahrer Albtraum für Berufspendler. - Egal ob auf der A 8, den umliegenden Bundesstraßen B 10, B 313, B 27 oder im Stadtgebiet von Esslingen.

Traditionell ist das Verkehrsaufkommen in den Monaten November und Dezember am höchsten, wie der Leiter des Esslinger Ordnungsamtes, Gerhard Gorzellik, betont. In der kalten Jahreszeit ziehen viele das Auto dem Fahrrad vor. Allerdings gibt es diesmal noch weitere Gründe: „Die Region ist derzeit heftig von Baustellen betroffen, vor allem auf der Autobahn. Es entstehen also Staus, denen die Autofahrer auszuweichen versuchen“, sagt Gorzellik und nennt damit den Hauptfaktor für die verstopften Nebenstraßen im Großraum.

Désirée Bodesheim, Pressereferentin des Regierungspräsidiums Stuttgart, erklärt: „Vor allem die S-21-Maßnahmen auf der A 8 beeinträchtigen den Verkehr in der Region ungemein, weil die Verkehrsteilnehmer die Staus umfahren möchten und sich dann für Ausweichstraßen wie die B 10 entscheiden. Dies führt dann wiederum anderenorts zu mehr Verkehr.“

„Von den Fildern kommend läuft sehr viel Verkehr auf. Deshalb ist in Denkendorf regelmäßig alles zu, Nellingen ist auch sehr geplagt, weil die Durchfahrtsstraße nicht für ein derart großes Verkehrsaufkommen gemacht ist“, sagt Gorzellik. Ähnlich sei es auf der B 10 bei Plochingen, die dort mit der B 313 zusammenläuft. „Viele fahren dann schon in Altbach oder Zell ab, weil sie glauben, dass sie parallel zur B 10 schneller vorankommen - dem ist aber nicht so“, stellt Gorzellik klar. Die kleineren Straßen seien viel schneller überlastet.

Eine Möglichkeit, dem zu entgehen, ist nach Ansicht des Fachmanns der Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel Bahn. Auch Fahrgemeinschaften sind eine Option. „Irgendjemanden, mit dem man sich zusammentun kann, findet sich fast immer“, sagt Gorzellik.

Dennoch stellt sich die Frage, warum ausgerechnet in den Wintermonaten derart viel gebaut wird. Pressereferentin Désirée Bodesheim begründet dies mit den festen Plänen, die zeitnah umgesetzt werden müssten, um die Straßen zu sanieren und zu erhalten. „Die Baustellen lassen sich daher nicht immer verhindern. An dieser Stelle hoffen wir auf das Verständnis der Verkehrsteilnehmer“, sagt Bodesheim. Zudem führt sie das erhöhte Stauaufkommen auf veränderte Vorgaben bei der Absicherung von Baustellen zurück. Die Folgen: Es gibt immer mehr Teil- oder Vollsperrungen, um die Sicherheit der Arbeiter zu gewährleisten.

Stau so weit das Auge reicht - für Autofahrer in der Region nichts Ungewöhnliches.Foto:  Bulgrin
Stau so weit das Auge reicht - für Autofahrer in der Region nichts Ungewöhnliches.Foto: Bulgrin

Immer mehr Staus in ganz Deutschland

Die Region liegt im Trend: Auf den deutschen Autobahnen ist in den vergangenen Jahren eine steigende Stau-Tendenz erkennbar, das bestätigt der ADAC. Im Jahr 2017 hat der Autoclub bundesweit 723 000 Staus registriert - mehr als je zuvor. Im Vorjahr wurden 694 000 Staus gemeldet. Auch bei den Staukilometern gab es 2017 einen Zuwachs: Diese summierten sich bundesweit auf eine Gesamtlänge von 1,45 Millionen Kilometer, ein Plus von fünf Prozent gegenüber 2016. Im Ranking der staureichsten Bundesländer landet Baden-Württemberg mit 11 Prozent aller Staumeldungen hinter Nordrhein-Westfalen, auf das 35 Prozent aller Staumeldungen entfallen, und Bayern, das mit 18 Prozent auf Platz drei liegt.ez