Der Corona-Lockdown Numero zwei, Tag drei: Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) und die Malteser bereiten für den 23. und 24. Dezember in zehn Kreiskommunen kostenlose Schnelltests vor. In den Rathäusern im Kreis rüstet man sich derweil für weitere Aufgaben, die auf die Ortspolizeibehörden zukommen. Und in den Krankenhäusern herrscht Hochbetrieb. „Wir sind schon am Limit, die Luft ist echt dünn“, sagt Iris Weichsel, Sprecherin der Medius-Kliniken.
Schnelltests: Um Familien eine etwas unbeschwertere Weihnachtsfeier zu ermöglichen, bieten 500 Ehrenamtliche von DRK und Maltesern an verschiedenen Standorten im Kreis in Zusammenarbeit mit dem Sozialministerium kostenlose Antigentests an. Geplant sind sie für den 23. und 24. Dezember. Mit dem Test kann sich angesichts der Inkubationszeit von drei bis sieben Tagen zwar keiner in 100-prozentiger Sicherheit wiegen, das Virus nicht doch in sich zu tragen. Dennoch liege die Aussagekraft bei einem negativen Ergebnis bei 95 Prozent, so Kuhn. „Wie groß der Ansturm auf diese Schnelltests sein wird, kann keiner von uns derzeit einschätzen“, hat Christa Gronau vom DRK-Ortsverein Plochingen noch ein etwas flaues Gefühl im Magen. Dort soll auf dem verkehrsgünstig gelegenen Decathlon-Parkplatz getestet werden. Das Sozialministerium habe den DRK-Ortsvereinen und den Maltesern zusammengerechnet 3800 Tests zur Verfügung gestellt. „Wir hätten gerne noch mehr genommen“, berichtet Gronau. Pro Testperson brauche man vom Abstrich bis zum Ergebnis etwa eine halbe Stunde.
Mehrarbeit für Kommunen: Corona beschäftigt auch die Rathausmitarbeiter mehr denn je. Beispiel Plochingen: Seit dem 15. Dezember haben die Ortspolizeibehörden die Aufgabe, die Bescheinigungen für Menschen mit einem positiven Corona-Befund auszustellen und das Ende ihrer häuslichen Isolation in ein entsprechendes Computerprogramm einzutragen. Ab 4. Januar müssen sie zudem die Symptomtagebücher überprüfen, die Covid-19-Positive führen müssen. Diese Aufgaben hatte bislang das Gesundheitsamt übernommen. Aber eigentlich sei das Sache der Kommunen - wie es auch die „Corona-Verordnung Absonderung“ vom 1. Dezember noch einmal klar fixiere. Bürgermeister Buß rechnet jedenfalls mit 40 solcher Fälle pro Tag, die künftig im Plochinger Rathaus zu beackern sind - an sieben Tagen pro Woche.
Hochbetrieb in den Kliniken: Bislang hätten alle Krankenhäuser im Kreis ihre Kapazitäten untereinander ab- und ausgleichen können. „Wir stehen in einem regelmäßigen Austausch. Aber wir sind froh, dass der Lockdown jetzt gekommen ist“, betont Anja Dietze, Sprecherin des Klinikums Esslingen. In Esslingen liegen - Stand Mittwoch - acht Corona-Patienten auf der Intensivstation, 40 auf der Isolierstation. In den drei Kreiskliniken in Kirchheim, Nürtingen und Ruit sind 48 Corona-Patienten auf der Isolierstation untergebracht, 14 müssen auf der Intensivstation behandelt werden.
Masken-Muffel: Mitarbeiter des Gemeindevollzugsdiensts haben in den vergangenen Wochen in Ostfildern knapp 200 Verstöße gegen die Maskenpflicht notiert, meistens im öffentlichen Raum. Während die Menschen an Haltestellen rund 60 Mal oben ohne unterwegs waren, wurden die Regeln auf den Märkten laut Mitteilung der Stadt „vorbildlich“ eingehalten. 14 Verstöße wurden im Einzelhandel oder den dazugehörigen Parkflächen festgehalten, zwei Fälle in der Gastronomie.
Glück im Unglück: Der Corona-Ausbruch im Esslinger Altenheim Obertor hat sich nur auf den Altbau beschränkt. Laut Thilo Naujoks, Chef der städtischen Pflegeheime, haben zwei von den zwölf infizierten Bewohnern starke Symptome. Zudem sind acht Mitarbeiter betroffen. Im Berkheimer Alten- und Pflegeheim sind noch 34 Bewohner covid-positiv, Stand Mittwoch. Vier sind mittlerweile verstorben - wobei zumindest ein Patient zuvor palliativ versorgt wurde.
Kostenlose Tests in Kirchheim, Weilheim und Nürtingen
Die Malteser und das DRK Kreisverband Nürtingen-Kirchheim/Teck bieten im Landkreis Esslingen kurz vor den Weihnachtsfeiertagen kostenlose Corona-Schnelltests per Mund-Nase-Abstrich für die gesamte Bevölkerung an. Während bei den Maltesern keine Anmeldung erforderlich ist, hat das DRK angekündigt, ab dem heutigen Freitag auf der Seite http://www.drknt.de/weihnachten/ einen Link zur Anmeldung freizuschalten. Das Rote Kreuz weist ausdrücklich darauf hin, dass Personen nur nach Voranmeldung via Internet getestet werden. Ihre Ergebnisse bekommen sie anschließend per E-Mail. Stationen sind in Frickenhausen, Großbettlingen, Kirchheim, Neckartenzlingen, Neuffen, Nürtingen, Owen, Weilheim und Wendlingen geplant. „An beiden Tagen haben wir Kapazitäten für bis zu 2700 Tests“, schätzt Kreisbereitschaftsleiterin Heike Gönninger.
Die Malteser testen an allen ihren Stationen in den Landkreisen Esslingen und Reutlingen am 23. Dezember von 14 bis 18 Uhr sowie am 24. Dezember von 8 bis 12 Uhr. Ärzte der kassenärztlichen Vereinigung werden vor Ort sein, den Betrieb der Testzentren stemmen die ehrenamtlichen Mitglieder der Malteser. Die Teststation in Kirchheim befindet sich an der Geschäftsstelle der Malteser in der Hans-Böckler-Straße 1, dort stehen 1000 Schnelltests zur Verfügung. Als Station für den Raum Nürtingen wird das bereits bestehende Corona-Abstrichzentrum in Nürtingen-Oberensingen genutzt. Auch hier gibt es 1000 Test-Sets. Das Ergebnis wird telefonisch übermittelt.
Wer positiv getestet ist, werde dem Gesundheitsamt gemeldet und muss sich „unverzüglich in Quarantäne begeben“, heißt es beim DRK. In einer Fieberambulanz oder einer Teststelle werde dann ein zweiter Test vorgenommen. Aufgrund der begrenzten Testkapazitäten und des erwarteten hohen Andrangs wird darum gebeten, dass sich vornehmlich Personen testen lassen, die an den Weihnachtsfeiertagen Kontakt zu Personen aus den Risikogruppen haben. zap/pm