Zwischen Neckar und Alb

Warten der Radler geht zu Ende

Ausbau 24 Jahre lang war das Körschtalviadukt für Radfahrer gesperrt. Nun bekommen sie den lang ersehnten Radweg.

Ostfildern. Als das Körschtalviadukt 1994 eingeweiht wurde, war das ein Riesengewinn für den Verkehrsfluss auf den Fildern, aber auch für Tausende von Anliegern. Einen erheblichen Teil des motorisierten Verkehrs konnte man damit aus Nellingen verbannen. An die Radfahrer dachte man allerdings nicht. Mit einer eigenen Fahrspur über die Brücke hätte man ihnen den beschwerlichen Weg durch das Körschtal ersparen können. Doch wurden ihre Interessen damals nicht berücksichtigt. Zwei Jahrzehnte lang hat vor allem der Allgemeine Fahrradclub Deutschland (ADFC) dafür gekämpft, das Viadukt nachzubessern. Erst mit dem Grünen-Verkehrsminister Winfried Hermann, selbst ein passionierter Radler, kam vor ein paar Jahren Bewegung in die Sache. Gleich zu Beginn der Sommerferien ist es nun soweit: Der bisherige Notgehweg auf der Westseite wird um zwei Meter verbreitert, sodass auch Radfahrer die Brücke passieren können. Das Land wird dafür rund 1,5 Millionen Euro investieren.

Beim ADFC ist man darüber hocherfreut. Endlich werde das Vorhaben umgesetzt, sagt Kreisvorsitzender Thomas Rumpf. Gut sei, dass die jetzt vorgesehene Lösung für einen Bruchteil der Kosten früherer Planungen realisiert werden könne. Nicht nur viele Schüler aus Neuhausen, die eine der Nellinger Schulen besuchen, kämen künftig bequem mit dem Rad über das Körschtal. Auch für zahllose Menschen, die mit dem Fahrrad zwischen Wohnort und Arbeitsstelle pendeln, sei das ein großer Vorteil. In den Entscheidungsgremien müsse endlich die Einsicht einkehren, „dass Radfahren nicht nur Sport und Freizeitvergnügen ist, sondern ein ernst zu nehmendes und zu förderndes Verkehrsmittel für eine umwelt- und menschenfreundliche Mobilität“, sagt Rumpf.

Fahrbahn wird schmaler

Den Platz für die Radler schafft man, indem man den 700 Meter langen Notgehweg, der bislang dem Betriebsdienst vorbehalten ist, um zwei Meter verbreitert. Diese muss man allerdings von der Straße abzwacken. So bleiben künftig für jede Fahrspur noch 3,75 Meter. Das reiche aus für den motorisierten Verkehr, sagt Matthias Bauer, der in der RP-Außenstelle Göppingen das Bauprojekt betreut. Die meisten anderen Landesstraßen seien sogar noch schmaler. Um die Radfahrer zu schützen, muss ein mindestens 1,30 Meter hohes Schutzgitter installiert werden.

Einem Missverständnis beugt Matthias Bauer bereits vor der Realisierung des Bauprojekts vor: Für Fußgänger bleibe die Brücke weiter gesperrt. Polizei und Verkehrsbehörden seien dagegen gewesen, das Körschtalviadukt auch für sie zu öffnen.Harald Flößer