Zwischen Neckar und Alb
Was tun mit den Obstbergen?

Ernte Einwecken, Saft, Marmelade, Schnaps oder Likör – für Beeren und für eine ganze Reihe an Obstsorten gibt es eine Vielzahl an kreativen Möglichkeiten der Verarbeitung. Von Barbara Gosson

Wer Obst im Garten hat, kann gerade viel ernten. Aber was tun mit den vielen Früchten? Auf einmal essen geht kaum. Eine Ernährungsberaterin der AOK und eine Landfrau geben Tipps, wie man die reiche Ernte konservieren kann.

Das Erste, was Ernährungsberaterin Gerlinde Steffan einfällt, ist Marmelade: „Das ist eine gute Alternative zu gekaufter Marmelade und tausend Mal hochwertiger, denn sie enthält keine unnötigen Konservierungs- und Farbstoffe.“ Rezepte gibt es viele. Gerlinde Steffan rät dazu, nicht den 1:1-, sondern lieber den 2:1- oder 3:1-Gelierzucker zu verwenden. Dann sind mehr Früchte und weniger Zucker enthalten. Die Marmelade hält wenigstens ein Jahr, auch wenn manche Sorten etwas Farbe verlieren. Dazu müsse man hygienisch einwandfrei arbeiten, die Marmelade einige Minuten sprudelnd kochen lassen und dann in heiß ausgespülte Gläser füllen.

Ein weiterer Tipp der Ernährungsfachfrau ist das portionsweise Einfrieren des entsteinten Obstes. Dann hat man immer etwas da für einen Obstkuchen. Zwetschgen, Kirschen, Rhabarber oder Beeren eignen sich unter anderem dazu. Zum Verfeinern von Getränken können auch kleinere Mengen Obst püriert und in Eiswürfelbehälter gefüllt werden.

Aus heruntergefallenen Äpfeln lässt sich Mus kochen, wenn man die weniger schönen Stellen ausgeschnitten hat. Auf ein Kilo Früchte werden nur 50 Gramm Zucker gebraucht. Wird ein guter Pürierstab benutzt, kann die vitaminreiche Schale sogar dranbleiben. Gut gekocht und heiß in Gläser gefüllt hält es für einige Monate.

Wer es gerne etwas deftiger mag: Aus reifen Tomaten lässt sich ein Chutney oder Ketchup machen. Auf jeden Fall ist ein selbst gemachter Gruß aus der Küche immer ein nettes Geschenk, auch noch an Weihnachten.

Recht energieaufwendig ist die Herstellung von Dörrobst im Backofen. Es gibt allerdings spezielle Dörrapparate, mit denen sich Obst, das keinen allzu hohen Wasseranteil hat wie Äpfel, Birnen und Zwetschgen, haltbar machen lässt.

Ein weiterer Rat der Expertin ist die Saftherstellung. Größere Mengen gibt man besser in eine Mosterei, bei kleineren Mengen kann man die eigene Saftpresse benutzen oder im Bekanntenkreis herumfragen, wer eine hat. Gerlinde Steffan nennt Quitten und Mirabellen als Beispiele für Obst, aus dem man gute Säfte gewinnen kann.

Wie man aus den Früchten Alkohol in Form von Schnaps, Likör oder Most machen kann, dazu gibt Christel Gneiting von den Landfrauen aus Linsenhofen folgende Tipps: Wer Maische ansetzen will, muss darauf achten, dass sie luftdicht abgeschlossen ist: „Sonst kommen Obstfliegen hinein und die Maische wird sauer.“ Ein entsprechender Deckel mit Wasser sorgt dafür. Dann fehlt nur noch eine lizenzierte Brennerei, die aus dem Obst ein Kirsch-, Zwetschgen-, Mirabellen- oder anderes Obstwässerchen machen kann. Keine Lizenz braucht man fürs Mosten. Ein paar Kenntnisse sind trotzdem nötig, damit im Keller etwas entsteht, das man am Ende mit Genuss trinken kann. Seminare dazu bietet das Schwäbische Streuobstparadies an.

Richtig Einwecken

Das klassische Einwecken ist auf dem Rückzug, erklärt Gerlinde Steffan. Doch vielleicht erlebt das Einwecken in diesem Jahr eine Renaissance. Hier kennen sich die Landfrauen noch bestens aus. Christel Gneiting hat diese Methode bereits im Beurener Freilichtmuseum gezeigt, wo sie Zwetschgen und Mirabellen eingekocht hat. Sie gibt Tipps, wie man die Ernte quasi auf ewig haltbar machen kann.

Der Name „einwecken“ hat übrigens nichts mit Brötchen zu tun, sondern mit Johann Carl Weck, einem Hersteller von Einmachgläsern. Die sind, so Christel Gneiting, unerlässlich beim Einkochen. Sie selbst benutzt einen Einkochautomaten, ein Schnellkochtopf oder ein normaler Topf gehen auch. Dann bereitet sie Läuterwasser zu. Dazu gibt sie 200 Gramm Zucker auf einen Liter Wasser und fügt für das Aroma Zimt, Zitrone oder Zitronenmelisse hinzu. Das Wasser wird dann so lange gekocht, bis sich der ganze Zucker gelöst hat. Dann werden die Früchte in die Gläser geschichtet, Läuterwasser dazu, und das Ganze eine halbe Stunde im Wasserbad bei 90 Grad gekocht - fertig. Das Ergebnis, sagt Christel Gneiting, hält wenigstens zwei bis drei Jahre oder sogar noch länger.