Esslingen. Ein Kompromiss ist immer dann gelungen, wenn alle Seiten damit leben können. Landkreis, Kommunen und Jugendverbände haben zügig gehandelt, als es darum ging, ein zukunftsfähiges Modell für den wichtigsten Partner in der Kinder- und Jugendarbeit zu finden. Vom Bekanntwerden des Schuldenbergs in Höhe von 700 000 Euro im vergangenen Frühjahr bis zur endgültigen Entscheidung gestern im Kreistag, musste sich ein Konsolidierungsausschuss dennoch fast ein Jahr lang den Kopf darüber zerbrechen, wie es weitergehen könnte. Die politische Seite forderte mehr Einsicht in die Finanzen, der KJR fürchtete um seine Autonomie
Dass es weitergehen soll, stand nie in Frage. Mit einer halben Million Euro hat der Landkreis bereits im Sommer dem KJR das Überleben gesichert. Die kommunale Seite schoss weitere 330 000 Euro zu. Für die Städte und Gemeinden ist der Kreisjugendring vor allem in der Schulsozialarbeit ein wichtiger Partner. In der Diskussion, um neue Strukturen für den Verein, der mit mehr als 300 Mitarbeitern in 29 Jugendverbänden zehn Millionen Euro Jahresumsatz macht, haben sich die Befürworter des Vereinsmodells gegen eine gemeinnützige GmbH durchgesetzt.
Eine solche hätten vor allem die Freien Wähler im Kreistag gerne gesehen. Die Gesellschaftsform, die sozialpädagogisches Tagesgeschäft und Verbandsarbeit stärker getrennt hätte, wäre auf die Schnelle aber nicht zu verwirklichen gewesen. Die zahlenmäßig stärkste Fraktion trug den Satzungsbeschluss gestern deshalb geschlossen mit. Fraktionschef Frank Buß kündigte jedoch an, man werde das Thema in einigen Jahren noch einmal auf den Tisch bringen. Der Plochinger Bürgermeister bekräftigte erneut, dass man auf Inhalte im Tagesgeschäft des KJR keinen politischen Einfluss nehmen wolle. „Wir sind gegenüber dem Steuerzahler jedoch in der Verantwortung, dass solide gewirtschaftet wird.“
Das dies künftig so ist, dafür soll ein paritätisch besetzter Verwaltungsrat mit je zwei Vertretern des KJR, der Kommunen und der Kreisverwaltung sorgen. Die Mitgliederversammlung stimmte dem bereits vergangene Woche zu. Der KJR-Vorsitzende Dieter Pahlke hatte sich erleichtert gezeigt angesichts des einhelligen Votums der Mitglieder. Gestern nun haben die Vertreter im Esslinger Kreistag mit ihrer Zustimmung zur entsprechenden Satzungsänderung den Weg endgültig frei gemacht. Widerstand gab es lediglich seitens der Gruppe der Republikaner. REP-Sprecher Ulrich Deuschle sprach von „Monopolschutz“ für den KJR.
SPD-Fraktionschefin Sonja Spohn kritisierte, das mit der Esslinger Sozialdezernentin Katharina Kiewel ein und dieselbe Person künftig in Vorstand und Verwaltungsrat vertreten sein wird. Die Kreisverwaltung hatte dies mit kürzeren Informationswegen begründet. Die SPD ließ über diesen Punkt gestern gesondert abstimmen, blieb mit ihrem Vorschlag, beide Ämter personell zu trennen, am Ende jedoch allein.