Zwischen Neckar und Alb

Weg frei für den Neuanfang

Kreisjugendring erhält neue Struktur – Mehr Kontrolle durch kommunale Seite

Knapp eineinhalb Jahre war unklar wie es weiter gehen würde. Jetzt erhält der in finanzielle Schieflage geratene Kreisjugendring (KJR) eine neue Chance. Der Vereinscharakter bleibt erhalten. Kreis und Kommunen werden in einem neu geschaffenen Verwaltungsrat aber die Mehrheit bilden.

Alte Verpackung, neuer Inhalt: Der Kreisjugendring  wird neu organisiert.Foto: Jürgen Holzwarth
Alte Verpackung, neuer Inhalt: Der Kreisjugendring wird neu organisiert.Foto: Jürgen Holzwarth

Esslingen. Ein Kompromiss ist immer dann gelungen, wenn alle Seiten damit leben können. Landkreis, Kommunen und Jugendverbände haben zügig gehandelt, als es darum ging, ein zukunftsfähiges Modell für den wichtigsten Partner in der Kinder- und Jugendarbeit zu finden. Vom Bekanntwerden des Schuldenbergs in Höhe von 700 000 Euro im vergangenen Frühjahr bis zur endgültigen Entscheidung gestern im Kreistag, musste sich ein Konsolidierungsausschuss dennoch fast ein Jahr lang den Kopf darüber zerbrechen, wie es weitergehen könnte. Die politische Seite forderte mehr Einsicht in die Finanzen, der KJR fürchtete um seine Autonomie

Dass es weitergehen soll, stand nie in Frage. Mit einer halben Million Euro hat der Landkreis bereits im Sommer dem KJR das Überleben gesichert. Die kommunale Seite schoss weitere 330 000 Euro zu. Für die Städte und Gemeinden ist der Kreisjugendring vor allem in der Schulsozialarbeit ein wichtiger Partner. In der Diskussion, um neue Strukturen für den Verein, der mit mehr als 300 Mitarbeitern in 29 Jugendverbänden zehn Millionen Euro Jahresumsatz macht, haben sich die Befürworter des Vereinsmodells gegen eine gemeinnützige GmbH durchgesetzt.

Eine solche hätten vor allem die Freien Wähler im Kreistag gerne gesehen. Die Gesellschaftsform, die sozialpädagogisches Tagesgeschäft und Verbandsarbeit stärker getrennt hätte, wäre auf die Schnelle aber nicht zu verwirklichen gewesen. Die zahlenmäßig stärkste Fraktion trug den Satzungsbeschluss gestern deshalb geschlossen mit. Fraktionschef Frank Buß kündigte jedoch an, man werde das Thema in einigen Jahren noch einmal auf den Tisch bringen. Der Plochinger Bürgermeister bekräftigte erneut, dass man auf Inhalte im Tagesgeschäft des KJR keinen politischen Einfluss nehmen wolle. „Wir sind gegenüber dem Steuerzahler jedoch in der Verantwortung, dass solide gewirtschaftet wird.“

Das dies künftig so ist, dafür soll ein paritätisch besetzter Verwaltungsrat mit je zwei Vertretern des KJR, der Kommunen und der Kreisverwaltung sorgen. Die Mitgliederversammlung stimmte dem bereits vergangene Woche zu. Der KJR-Vorsitzende Dieter Pahlke hatte sich erleichtert gezeigt angesichts des einhelligen Votums der Mitglieder. Gestern nun haben die Vertreter im Esslinger Kreistag mit ihrer Zustimmung zur entsprechenden Satzungsänderung den Weg endgültig frei gemacht. Widerstand gab es lediglich seitens der Gruppe der Republikaner. REP-Sprecher Ulrich Deuschle sprach von „Monopolschutz“ für den KJR.

SPD-Fraktionschefin Sonja Spohn kritisierte, das mit der Esslinger Sozialdezernentin Katharina Kiewel ein und dieselbe Person künftig in Vorstand und Verwaltungsrat vertreten sein wird. Die Kreisverwaltung hatte dies mit kürzeren Informationswegen begründet. Die SPD ließ über diesen Punkt gestern gesondert abstimmen, blieb mit ihrem Vorschlag, beide Ämter personell zu trennen, am Ende jedoch allein.

Das soll sich ändern

Neuer Verwaltungsrat Der Mitgliederversammlung und dem siebenköpfigen Vorstand des Kreisjugendrings wird mit dem Verwaltungsrat ein neues Kontrollgremium zur Seite gestellt. Dort sitzen künftig je zwei Vertreter des Vereins, der Kommunen und der Kreisverwaltung. Er wacht über die Finanzen und soll wirtschaftliche Stabilität garantieren. Der Landkreis bleibt wie bisher außerordentliches Mitglied im KJR mit Sitz im Vorstand. Zwei Geschäftsführer Künftig wird es dauerhaft zwei Geschäftsführer im Kreisjugendring geben, die gemeinsam mit dem Vorstandsvorsitzenden die rechtliche Verantwortung tragen. Einer soll für die sozialpädagogische Arbeit verantwortlich sein, der andere die kaufmännische Leitung übernehmen. Was macht der KJR? Der Kreisjugendring Esslingen ist ein breit aufgestelltes Sozialunternehmen in Vereinsform. Er betreibt als wichtigster Träger der offenen Jugendarbeit kreisweit 31 Jugendhäuser und ist als Vertragspartner der Kommunen in der Schulsozialarbeit aktiv. Der KJR ist mit rund 300 Mitarbeitern gleichzeitig Dachverband für insgesamt 29 Jugendverbände.bk