Zwischen Neckar und Alb
Weltweit für Religion eingesetzt

Opposition Noch ist Markus Grübel Beauftragter der Bundesregierung für Religionsfreiheit auf dem ganzen Globus. Doch im Januar wird der Esslinger CDU-Politiker in zwei Ausschüsse wechseln. Von Gaby Kiedaisch

Markus Grübel zieht in den letzten Tagen des Jahres Bilanz. Bilanz über das zurückliegende Jahr, das für ihn und die Christdemokraten nach 16 Jahren Kanzlerschaft mit Angela Merkel und als Regierungspartei mit der Bundestagswahl einen herben Einschnitt gebracht hat. Ungewöhnlich, nach so langer Zeit nicht mehr vornedran Politik mitgestalten zu dürfen. Dabei ist schon fast in Vergessenheit geraten, dass seine erste Wahlperiode als frisch gewählter Bundestagsabgeordneter in der Opposition begonnen hat. Dies sei eine große Herausforderung, sagt er zur aktuellen Situation und hofft, dass dieser Zustand nur auf eine Wahlperiode beschränkt bleibt.

Auch ein Vierteljahr nach der Bundestagswahl ist Markus Grübel noch Religionsbeauftragter im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, bis die Ampelkoalition einen Nachfolger gefunden hat. Grübel schätzt,  bis etwa Mitte Januar wird es soweit sein. Bis dahin werde er Termine als Beauftragter der Bundesregierung für weltweite Religionsarbeit, so der korrekte Titel, machen. In dieser Funktion war er auf der ganzen Welt unterwegs. Von China und Myanmar über Afghanistan, Syrien, Irak bis Nigeria. Dabei hatte er zahllose Begegnungen mit Menschen ganz unterschiedlicher Religionen und Weltanschauungen.

 

Politik heißt: Verantwortung auf Zeit.
Markus Grübel
über seine alten und neuen Aufgaben

 

Besonders im Gedächtnis geblieben ist dem Esslinger Bundestagsabgeordneten eine Begegnung im Irak. Geflüchtet vor dem IS habe ein Mann alles zurücklassen müssen, was er besaß. Aber eines konnten sie ihm nicht nehmen. „Mein Glauben ist das wichtigste“, habe der Geflüchtete entgegnet. Religion habe in der Welt viel mehr Bedeutung, als wir in Deutschland glauben, ist denn auch eine der zentralen Erkenntnisse in diesem Amt.

Grübel blickt auf die Bundestagswahl zurück. Er spricht von einem fairen Wahlkampf im Wahlkreis Esslingen. Zu seinem Wettbewerber Sebastian Schäfer von den Grünen, der ebenfalls in den Bundestag eingezogen ist, habe er ein gutes Verhältnis. Besonders hat er sich über sein Erststimmen-Ergebnis gefreut, bei dem er 9000 Stimmen mehr als die CDU bei den Zweitstimmen erhalten hat. Überhaupt hat er mit 32 Prozent der Stimmen das beste Ergebnis eines CDU-Kandidaten in der Region Stuttgart eingefahren, trotz eigener Verluste gegenüber 2017. Grübel schaut trotz Opposition nach vorne. Er sagt: „Wir müssen mehr Profil gewinnen. Wir als Christdemokraten müssen deutlich machen, was heißt heutzutage christlich-sozial, was bedeutet ein christliches Menschenbild? Was heißt konservativ und wirtschaftsliberal?“

Grübel arbeitet überfraktionell

Seine politische Zukunft in der Opposition sieht er im Verteidigungsausschuss und im stellvertretenden Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Entwicklungsmaßnahmen können viele Konflikte verhindern. Aber es gibt auch Fragen, die der Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr aufgeworfen hat. Grübel würde die Einsetzung einer Enquête-Kommission begrüßen. Damit habe man gute Chancen auf wichtige „Hinweise für aktuelle und künftige Auslandseinsätze der Bundeswehr“.

Er kann sich gut vorstellen, sich in der Kommission mit seinen Erfahrungen als ehemaliger Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium der Verteidigung, als Reservist mit Auslandseinsatzerfahrung oder als Obmann im Unterausschuss Zivile Krisenprävention und Religionsbeauftragter einzubringen. In seinem Wahlkreis will der Esslinger weiterhin Ansprechpartner für die Menschen sein .