Zwischen Neckar und Alb

Wendlinger feiern den Höhepunkt des Jahres

Morgen beginnt das traditionelle Vinzenzifest unter dem Motto „50 Jahre gelebte Patenschaft“

Dem Wunsch nach gutem Wetter steht heuer laut Prognosen nichts entgegen. Tausende werden zu Markt, Prozession und Festumzug erwartet.

Gaby Kiedaisch

Wendlingen. Dieses Jahr steht das Vinzenzifest ganz „im Zeichen von 50 Jahre gelebte Patenschaft“. Anton Rödl, Vorsitzender der Egerländer Gmoin in Baden-Württemberg, hatte seiner Zeit die Anregung zur Übernahme der Patenschaft gegeben, indem er als Stadtrat einen Antrag im Gemeinderat dazu gestellt hatte. Auch wenn der damalige Bürgermeister Helmut Kaiser nach dem Protokoll geantwortet haben soll: „Herr Rödl, was kostet uns das?“, war er doch auf offene Ohren in der Stadt gestoßen. Am 27. August 1966 wurde die Urkunde im Rahmen einer Patenschaftsfeier feierlich unterzeichnet. Just am morgigen Samstag, wenn das Vinzenzifest eröffnet wird, jährt sich dieses Ereignis auf den Tag genau zum 50. Mal.

Damit die Übernahme der Patenschaft über die Heimatgruppe der Egerländer in Baden-Württemberg nicht nur ein Lippenbekenntnis bleiben sollte, hatte man zur Patenschaftspflege einen Rat eingerichtet, der sich jedes Jahr zum Vinzenzifest sowie zu Arbeitstagungen trifft. Daneben sollte die Stadt die Möglichkeit bieten, dass die Egerländer ihre Treffen, Ausstellungen, Vorträge in Wendlingen durchführen können.

Morgen also wird noch vor der Eröffnung des Vinzenzifests um 17 Uhr der Patenschaftsrat öffentlich im Treffpunkt Stadtmitte tagen. Die Festrede hält Albert Reich, langjähriger Landesvorsteher und jetzt Ehrenmitglied das Landesverbands der Bundes der Egerländer Gmoin Baden-Württemberg. Wer die gelebte Patenschaft in Schrift, Wort und Bild näher erkunden möchte, für den sind Horst Rödl, Gunter Wolf und die Stadt Wendlingen tief ins Archiv gestiegen und haben die 50-jährige Geschichte gewälzt. Dazu haben sie eine Ausstellung im Rathaus zusammengestellt. Sie wird gleichzeitig mit dem Vinzenzifest am Samstag eröffnet und ist bis zum 16. September zu sehen.

Weil die Party mit dem Radiosender „Die NEUE 107.7“ beim Publikum im letzten Jahr gut ankam, feiert Wendlingen morgen wieder mit der Radio-Party ab 19 Uhr auf der Bühne am Marktplatz in den Abend hinein. Dort wird Bürgermeister Weigel auch das Faß anstechen und gegen Ende verzaubert eine stimmungsvolle Illumination den ganzen Marktplatz mit seinen Gebäuden.

Seit Mitte der 1980er Jahre wird bei der Vinzenziprozession am Sonntagmorgen um 9.30 Uhr eine Reliquie des Heiligen Vinzenz mitgeführt. Im Anschluss an die Prozession wird der Festgottesdienst von Dekan Paul Magino auf dem Marktplatz zelebriert, wo am Ende traditionell Birnen verteilt werden.

Beim Empfang der Stadt Wendlingen um 11 Uhr im Treffpunkt Stadtmitte wird diesmal der Parlamentarische Staatssekretär im Verteidigungsministerium Markus Grübel die Vinzenzirede halten. Titel seines Vortrags ist „Ursachen von Flucht und Vertreibung bekämpfen – Verantwortung für die hilfsbedürftigen Menschen wahrnehmen“. Mit diesem Empfang der Stadt wird der politische Charakter des Festes beleuchtet: Die Vertriebenen könnten gut verstehen, wie es jenen gehe, die aktuell unter Flucht und Vertreibung zu leiden hätten, schlug Bürgermeister Weigel den Bogen zu den aktuellen Geschehnissen. Der europäische Gedanke für den Erhalt von Frieden und Einigung in Europa sei Teil des Vinzenzifests, auf den immer wieder hinzuweisen sei – vor allem auch angesichts der derzeitigen Krisen in der EU, so Weigel.

Mit von der Partie sind beim Ernte- und Trachtenfestumzug um 13.30 Uhr diesmal 32 Gruppen aus dem ganzen Land – darunter zahlreiche Vereine aus Wendlingen. Festausklang ist ab 17 Uhr mit dem Musikverein Wendlingen auf dem Marktplatz. Für die Bewirtung sorgen die Vereine. Seit 2010 sind sie mit an Bord, erläuterte ihr Sprecher Lothar Schindler. „Mit einer Handvoll Vereinen sind wir gestartet, mittlerweile beteiligen sich 20“, sagt er.

Glück mit dem Wetter hatte das Fest übrigens bisher überwiegend. Eine Ausnahme bleibt das vorletzte Jahr, als der Festumzug wegen Regens zum ersten Mal in der Geschichte des Festes abgesagt werden musste. Dies ist nach den bisherigen Wettervoraussagen aber nicht zu erwarten.