Zwischen Neckar und Alb

Wenig Begeisterung für Hotelpläne

Bauprojekt Die Pläne für ein Hotel neben der Kunstakademie in Nürtingen lassen die Bürger nicht kalt. Das zeigte die gut besuchte Bürgerinformationsveranstaltung. Von Barbara Gosson

Auf dem Streifen zwischen Bundesstraße und dem Radweg am Neckarufer in Nürtingen soll ein Hotel entstehen. Archiv-Foto: Sascha P
Auf dem Streifen zwischen Bundesstraße und dem Radweg am Neckarufer in Nürtingen soll ein Hotel entstehen. Archiv-Foto: Sascha Pawlik

Bei der Bürgerinformationsveranstaltung zu einem geplanten Hotelneubau in Nürtingen wurde klar: Viele Bürger finden den Bau zu massiv und zu nahe am Fluss. Oberbürgermeister Otmar Heirich erläuterte zunächst, wie es zu den Hotelplänen kam: Es gebe in Nürtingen einen Mangel an Hotelplätzen, doch der Bau sei ständig aus irgendwelchen Gründen gescheitert - bis vor zwei Jahren Investor Hans-Joachim Neveling kam. Er hat bereits sechs Hotels.

Kunden könnten Gäste von Firmen und der Hochschule oder Radtouristen sein. Die Wiese an der Bundesstraße brauche eine Bebauung, die nicht lärmempfindlich ist. Nachdem der Gemeinderat vor einem Jahr prinzipielle Zustimmung signalisiert hat, wurden erste Planungen für ein Hotel mit Biergartenbetrieb erstellt und zwei Mal vom Gestaltungsbeirat besprochen. Den Fachleuten gefällt am besten ein z-förmiger Bau, der direkt am Hochwasserdamm steht.

Hochwasserschutz integriert

Zum Thema Hochwasserschutz erläuterte Architektin Seberle, dass eine zweieinhalb Meter hohe, begrünte Mauer auf der Länge des Hotels den Hochwasserdamm ersetzt. Das ebenerdige Parkdeck wird so gebaut, dass es im Ernstfall volllaufen kann. 13 Stellplätze sind außerhalb, 37 unter dem Hotel geplant, das sei mehr als vorgeschrieben.

Das Hotel soll 91 Zimmer bekommen. Weniger Zimmer sind laut Neveling nicht wirtschaftlich. Zum Neckar hin soll es eine bewirtschaftete Terrasse mit 350 Quadratmetern und Stufen zum Fluss geben. Zwischen Kunsthochschule und Hotel soll ein baumbestandener Platz entstehen, der für gemeinsame Veranstaltungen genutzt werden kann. Der Radweg wird erneuert und durch den Hölderlingarten am Neckar entlanggeführt. „Das Hotel ist ein Attraktivitätsgewinn und bringt Leute in die Stadt“, plädierte Heirich für die Pläne.

Susanne Schreiber stellte die Planung vor: Der Ideenwettbewerb zum Westlichen Neckar sah an der Stelle vier Punkthäuser vor. Das Hotel sei viel sinnvoller, da damit das Neckarufer für die Öffentlichkeit zugänglich bleibe. Das werde durch einen städtebaulichen Vertrag extra festgelegt, außerdem bleibt die Fläche vor dem Damm in städtischer Hand.

Den meisten Bürgern, die sich zu Wort meldeten, gefielen die Pläne nicht. Vielen ist der Bau zu massiv und unpassend für die Örtlichkeit, die für viele eine der schönsten der Stadt ist. Von einem Schandfleck und der brutalstmöglichen Ausnutzung des Grundstückes war die Rede. Die Hotelbesucher könnten das schöne Stadtpanorama genießen, das Hotel hingegen biete keinen besonders schönen Anblick für die Nürtinger. Kleiner und mit einem Satteldach würde es nach Meinung vieler besser in die Umgebung passen.

Das Hotel sei viel zu dicht am Neckar und der Fischtreppe. Im Gegensatz zu Gemeinderat und Gestaltungsbeirat würden viele Bürger einen Gebäuderiegel an der Neckarstraße bevorzugen, damit es zum Neckar hin mehr Grünfläche gibt. Heirich erklärte, dass der Hochwasserdamm ohnehin auf 2,50 Meter erhöht werde, wofür einige Bäume gefällt würden. Die Mauer lasse mehr Platz frei als der breite Damm.

Kritik am Gemeinderat

Auch der Gemeinderat musste sich Kritik gefallen lassen. Der habe sich überall informiert, wie ein schöner Zugang zum Fluss aussehen könne und beschließe dann ein solches Hotel. Die Gemeinderäte ihrerseits wünschten sich, nicht nur vor die Entscheidung Hotel ja oder nein gestellt zu werden, sondern Alternativen zu haben.

Investor Neveling stellte klar, dass er kein Hotel mit weniger Zimmern bauen werde. Er müsse nicht in Nürtingen investieren, setze aber auf einen Kompromiss. Immerhin seien die Nürtinger auf ihn zugekommen mit der Bitte, ein Hotel zu bauen. Nur wenige seien überhaupt bereit, in einer kleinen Stadt wie Nürtingen zu investieren.

Die Vorschläge der Bürger sollen in den weiteren Planungsprozess Eingang finden, bevor es dem Gemeinderat wieder vorgestellt wird. Dann soll eine weitere Bürgerinformation veranstaltet werden.