Zwischen Neckar und Alb
Wer zu Hause gepflegt wird, muss warten

Corona Zum Thema Impfen gibt es im Landkreis noch viele offene Fragen. Terminvereinbarungen per Telefon sollen nun fast ohne Wartezeiten gehen. Von Barbara Gosson

Mit etwas Verspätung geht es am 22. ­Januar in den Kreisimpfzentren los. Wie viele Menschen geimpft werden können, hängt von der Verfügbarkeit der Corona-Impfstoffe ab. Wie viel kann geliefert werden, welche Arten stehen zur Verfügung? Derzeit nur ein Impfstoff, der bei minus 70 Grad gelagert werden muss und unmittelbar vor der Verabreichung aufbereitet wird.

Dadurch ergab sich eine Lücke: Menschen, die eigentlich mit höchster Priorität geimpft werden sollten, könnten keine Impfung bekommen, wenn sie zu Hause gepflegt werden und nicht transportfähig sind. Denn die Mobilen Impfteams suchen nur Menschen in Pflegeeinrichtungen auf, keine in Privathaushalten, so jedenfalls die Informationen der vergangenen Woche aus dem Landessozial­ministerium. Denn der Impfstoff von Pfizer-Biontech wird in Ampullen mit fünf bis sechs Dosen geliefert. Ist eine Ampulle erst einmal geöffnet, müssen alle Dosen sofort verimpft werden, ansons­ten verfallen sie. Nach neuesten Meldungen vom Wochenende soll es jedoch möglich sein, den Impfstoff zu transportieren: „Aus den neuesten Stabilitätsdaten geht hervor, dass ein Transport nun möglich ist“, teilte der Hersteller jetzt aktuell mit.

Wann zu Hause gepflegte Menschen ihre Immunisierung bekommen können, vermag das Landessozialministeriums aber noch nicht zu sagen. Am vergangenen Donnerstag war noch die Rede davon, dass die Mobilen Impfteams erst dann nach Hause kommen, wenn weniger empfindliche Impfstoffe zur Verfügung stehen. Nun muss abgewartet werden, wie die Impfung der zu Hause Gepflegten organisiert wird.

Was ist mit denen, die sich um die Bettlägerigen kümmern? Die Personen, die engen Kontakt zu den Pflegebedürftigen haben, würden nach derzeitigem Stand in Kategorie zwei, hohe Priorität, fallen. Diese Personen können geimpft werden, wenn die mit höchster Priorität versorgt sind.

Noch ist nicht klar, wie dann der Nachweis erfolgen soll. Beschäftigte in Pflegeeinrichtungen bekommen eine Bescheinigung des Arbeitgebers, wer zu Hause seine Eltern pflegt, hat keinen Arbeitgeber. Diese Frage müsste zur gegebenen Zeit gelöst werden, so der Sprecher.

6000 können geimpft werden

Völlig unklar ist noch, wann Personen aus der Kategorie zwei, hohe Priorität, also hauptsächlich Menschen über 70, geimpft werden können. Der Sprecher rechnet vor: Derzeit sind eine Million Menschen in Baden-Württemberg in Kategorie eins impfberechtigt. Es können 6000 am Tag geimpft werden. Doch das ist nur der aktuelle Stand, der sich jederzeit mit neuen Lieferungen und neuen Impfstoffen ändern kann.

„Jede Dosis wird verimpft“, ist die Devise. Erscheinen Menschen nicht zu ihren Impfterminen oder stellt sich bei der Kontrolle am Kreisimpfzentrum heraus, dass sie nicht berechtigt sind, bekommt jemand vom dortigen Personal die übrige Dosis. Sollten zu viele Menschen unberechtigt bei den Impfzentren erscheinen, müsse nachgebessert werden.

Möchten eine Person mit hoher Impfpriorität und eine mit höchster Priorität gemeinsam zu einem Impftermin kommen, beispielsweise Eheleute mit 79 und 81 Jahren, müsste die ältere warten, bis die jüngere auch dran ist, oder beide kommen getrennt zu ihren jeweils zwei Impfterminen. Anderes lasse die Verordnung des Bundesgesundheitsministeriums nicht zu, so der Ministeriumssprecher.

Sich mit anderen Personen der höchsten Kategorie zusammenezutun, ist laut Ministerium aber möglich. Wer die Telefonnummer 116 117 anruft, wird mit einem Menschen verbunden und kann mehrere, zusammenhängende Termine vereinbaren. Unter www.impfter­minservice.de geht alles vollautomatisch, es ist jedoch für jeden Termin eine eigene E-Mail-Adresse nötig und es kann immer nur ein Termin vereinbart werden. Laut Ministeriumssprecher hat das lange Verweilen in der ­Warteschleife ein Ende. Die Wartezeit betrage dank zusätzlichem Personal inzwischen unter einer Minute.

Warum geht die Terminvergabe nicht automatisch über die Krankenkassen, die ja sämtliche Daten zu Alter und Vorerkrankungen haben? „Die Krankenkassen haben andere Aufgaben, diese können wir mit dieser Aufgabe nicht belasten. Wir vertrauen aber auf die Bürger, dass sie nicht massenhaft Termine blockieren, wenn sie nicht berechtigt sind. Sollte das doch einmal vorkommen, ist der Impfstoff ja nicht verschenkt, da die Nachfrage danach zurzeit übergroß ist“, so der Ministeriumssprecher.