Zwischen Neckar und Alb

Wo bleiben die Touristen?

Entwicklung 600 000 Menschen strömen jährlich ins Beurener Freilichtmuseum und in die Therme. Die Gemeinde profitiert davon kaum. Das soll sich ändern. Von Nicole Mohn

Freilichtmuseum . . .
Das Freilichtmuseum . . . Foto: Jean-Luc Jacques

Eigentlich hat Beuren alles, um für Touristen reizvoll zu sein. Ein attraktives Thermalbad, einen charmanten Dorfkern mit über 70 historischen Häusern - und das alles gelegen zwischen Streuobstwiesen und Albtrauf. Jedoch läuft bislang in Beuren touristisch eher wenig. Von den rund 600 000 Besuchern, die jährlich die Panorama Therme und das Freilichtmuseum besuchen, profitiert die Gemeinde kaum. Bekannt ist Beuren lediglich in der näheren Umgebung. Das hat das beauftragte Büro Wager Kommunikation bei Befragungen in der Region Stuttgart feststellen müssen: „Wir haben das abgebrochen, weil bereits in Böblingen oder Ludwigsburg die wenigsten Menschen etwas mit Beuren anfangen konnten“, sagt Berater Wulf Wager. Auch in den Prospekten und Flyern der Schwäbischen Alb Touristik finde Beuren allenfalls am Rande statt.

Sein Fazit: Bislang ist der Erholungsort trotz Leuchtturm-Projekten wie Therme und Freilichtmuseum als lohnenswertes Ziel für einen Ausflug oder Urlaub kaum wahrnehmbar. „Das Potenzial ist derzeit nicht annähernd ausgeschöpft“, sieht Wager für Beuren große Wachstumschancen im Bereich Tourismus.

Das neue Tourismuskonzept zielt vor allem darauf ab, Beurens Vorzüge stärker zu vermarkten und zu nutzen. So müsse sich die Natur mit ihren Streuobstwiesen zum Beispiel auch in der Gastronomie abspielen, könnten Führungen und Wanderungen zum Thema Streuobstwiesen oder Heilpflanzen unter verschiedenen Aspekten entwickelt werden. „Das Authentische regional erleben ist der Trend“, so der Fachmann. Das könnte sich bei Veranstaltungen stärker widerspiegeln: „Wir können uns zum Beispiel einen Wasser- und Quelltag vorstellen mit einer Wasserkönigin und Verkostungen mit einem Wasser-Sommelier“, sieht er eine ganze Reihe von Anknüpfungspunkten. Auch Wasserkünstler, die Biosphären-Ranger oder die Wasserakademie Freiburg könnten zu so einer Veranstaltung ins Boot geholt werden.

Auch neue Spazierwege, Erkundungstouren wie eine „Pirsch ohne Schuss“ oder Angebote zur Phytotherapie, bei denen die Natur als Heilerfahrung erlebbar werde, stehen auf der langen Vorschlagsliste des Beratungsbüros. Bei allen Ideen stehen vor allem Nachhaltigkeit und Regionalität im Fokus. Bei vielem könnte die Gemeinde stärker Fördermöglichkeiten und Synergien nutzen. So könnten Veranstaltungen in Kooperation mit dem Freilichtmuseum gemacht werden, um die Verbindung zwischen Ort und Museum zu stärken. Die Möglichkeiten, die das Biosphären-Gebiet Schwäbische Alb wie auch der Unesco-Geopark biete, würden derzeit nur marginal genutzt.

Anbieter von Ferienwohnungen könnten profitieren und Fördergelder bekommen, zeigt Wager auf. Im Fokus stehen die sogenannten Best Ager. Im ersten Schritt strebt der Experte eine größere Bekanntheit Beurens in der Region Stuttgart an - mit einer Einwohnerzahl von rund 4,5 Millionen Menschen ein schon beachtlicher Markt. Mittel- und langfristig könnte sich der Ort am Albtrauf, aber auch im Südwesten und bundesweit als attraktive Destination etablieren, glaubt Wager.

Hotels sind Mangelware

Dazu jedoch braucht Beuren vor allem eines: Übernachtungsmöglichkeiten. „Ohne die geht es nicht“, macht Wager klar. Ein Hotel, aber auch Angebote wie „Bed & Bike“, moderne Ferienwohnungen, mehr Stellplätze für Wohnmobile fehlen derzeit im Ort. „Das aber braucht es, um Tagesgäste zu animieren, auch mal für ein langes Wochenende oder einen Kurzurlaub nach Beuren zu kommen“, sagt der Berater. Auch ein Feriendorf auf dem Balzholzer Feld, im Flächennutzungsplan bereits für touristische Zwecke ausgewiesen, ist eines der Gedankenspiele des neuen Konzeptes.

Schnellstmöglich sollte vor allem ein i-Punkt eingerichtet werden, wo sich Gäste informieren, Tipps für eine Tour oder Übernachtungsmöglichkeiten holen können. Nicht bei allen Zuhörern kommen an diesem Abend die Visionen gut an. Die einen schrecken vor einem großen Stellplatz für Wohnmobile in nächster Umgebung zur Panorama Therme zurück, die anderen stehen einem Feriendorf auf den wertvollen landwirtschaftlichen Flächen des Balzholzer Feldes kritisch gegenüber. Bürgermeister Daniel Gluiber machte jedoch klar, dass die Gemeinde ihre Bürger auf dem Weg mitnehmen möchte. Im Rahmen der Bürgerwerkstatt haben die Beurener am Samstag Gelegenheit, ihre Meinungen zu den Vorschlägen der Konzeption zu äußern und eigene Ideen einzubringen.

Beurener bemängeln Kultur

Die Handlungsempfehlungen des neuen Kurortentwicklungsplans, der derzeit in Vorbereitung ist, werden bei dem Workshop im Bürgerhaus Thema sein. Im Rahmen der Bürgerbefragung kristallisiert sich hier vor allem Handlungsbedarf bei der Versorgung mit Bauland, schnellem Internet und der Anbindung an den ÖPNV heraus. Auch bemängelten die Beurener kulturelle ebenso wie Angebote für Jugendliche. Auch im gastronomischen Bereich beurteilen die Bürger das Angebot im Ort als eher unattraktiv.

Thermalbad . . .
Das Thermalbad . . . Foto: Jean-Luc Jacques
Fachwerkbauten: Beuren hat vieles, was Touristen in den Ort locken könnte. Trotzdem klappt es nicht so richtig. Jetzt arbeiten E
Fachwerkbauten: Beuren hat vieles, was Touristen in den Ort locken könnte. Trotzdem klappt es nicht so richtig. Jetzt arbeiten Experten und Gemeinde an „Beuren 2030“. Foto: NZ