Zwischen Neckar und Alb

„Wo geht‘s lang?“ gibt‘s nicht mehr

Saisonauftakt Ende des Winterschlafes in Sicht: Am ersten April öffnet das Freilichtmuseum Beuren. Eine neue Übersichtskarte und zahlreiche Schilder sollen den Besuch strukturiert und interessant gestalten. Von Melissa Seitz

Ein Wegweiser: Die Saison startet mit einem neuen Übersichtplan, den Landrat Eininger und Museumsleiterin Cornelius erst einmal
Ein Wegweiser: Die Saison startet mit einem neuen Übersichtplan, den Landrat Eininger und Museumsleiterin Cornelius erst einmal genau unter die Lupe nahmen.Fotos: Markus Brändli

Wellcome, benvenuto und willkommen steht an einer Wand im Eingangsbereich des Freilichtmuseums in Beuren. Hier hat sich seit letzter Saison viel getan. Das Museum ist internationaler, interaktiver und vor allem informativer geworden. Die neue Saison kann kommen, und lange müssen die Gäste auch nicht mehr warten. „Los geht es am ersten April,“ erklärt Heinz Eininger, „und das Motto der Saison lautet: Menschen für alte Häuser und alte Sorten begeistern.“ Das sei trotz des Datums aber auf keinen Fall ein Aprilscherz, fügt der Landrat hinzu.

Die Häuser mit ihren Geschichten stehen auch in der kommenden Saison wieder im Mittelpunkt - doch dieses Mal noch stärker als sonst. „An allen Gebäuden befinden sich neue Infotafeln“, erklärt Eininger. Die Museumsleiterin Steffi Cornelius zeigt bei einem Rundgang, was sich dabei verändert hat.

Die Geschirrhütte aus Oppenweier ist wohl den wenigsten Gästen zuvor aufgefallen. Ab der neuen Saison steht vor dem kleinen Gebäude eine Infotafel. „Jetzt weckt die Hütte Interesse, und man will hineinschauen und wissen, was sich dort drinnen befindet“, verrät die Museumsleiterin. Und so ist es wirklich. Burkhard Wittmacher öffnet die Tür und geht hinein. Wittmacher ist Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen. „Letztes Jahr haben wir dem Freilichtmuseum 150 000 Euro zur Verfügung gestellt“, erklärt er. Geld, mit dem Gutes geschaffen wird - davon konnte er sich jetzt selbst überzeugen.

Auch an die jüngere Generation und an Technik-Fans wurde gedacht. „Wir haben die Homepage erneuert, es gibt eine Freilichtmuseums-App und einen Audioguide“, erklärt der Landrat. Wer lieber zuhört, als zu lesen, der findet auf jeder Infotafel eine Nummer. „Wenn Sie die Nummer im Audioguide eintippen“, erklärt Steffi Cornelius, „können Sie sich Geschichten über jedes einzelne Haus anhören.“

Fragen wie „Welches Haus schaue ich zuerst an?“ oder „Habe ich jetzt ein Haus vergessen?“ wird es in Zukunft nicht mehr geben. Museumsleiterin Steffi Cornelius klärt auf: „Wir haben endlich einen Übersichtsplan.“ Ein Wunsch, der nach langem Warten in Erfüllung ging. Außerdem gibt es zur Orientierung fast an jeder Ecke Schilder, die den Weg zeigen - und zwar in Englisch und Deutsch. International soll es schließlich sein.

Auch das Museumsmaskottchen Frida Scheuchle bleibt von den Veränderungen nicht verschont. Sie erhält, wie Steffi Cornelius verrät, bald ein neues Gewand, und auch auf den Infotafeln ist sie vertreten. „Den Weg zu Frida zu finden, haben wir für fremde Gäste leicht gemacht“, erklärt die Museumsleiterin, „Wir haben ‚Frida Scheuchle‘ ins Englische mit ‚museum education center‘ übersetzt.“

Zahlreiche Häuser wurden in das Freilichtmuseum geliefert und hier wieder auf Vordermann gebracht. So etwas Ähnliches soll auch den sogenannten alten Sorten wiederfahren. Obst, Gemüse, Pflanzen und Co werden im Museum gepflanzt und somit vor dem Verschwinden gerettet. Wie zum Beispiel der Sonnenwirtsapfel. Der Apfel findet zum Saisonauftakt eine sichere neue Heimat im Freilichtmuseum.

Der Apfel ist nicht nur eine alte Sorte, sondern auch „die“ Streuobstsorte des Jahres 2017. Grund genug für Heinz Eininger, Burkhard Wittmacher und Dezernatsleiterin Monika Dostal, mit anzupacken, um den Apfelbaum an seinen rechtmäßigen Platz zu pflanzen. Doch von wegen schnell man einen Baum pflanzen! „Das ist eine richtige Philosophie“, erklärt Museumsleiterin Cornelius. Nur Erde aufschütten reicht hier nicht. Die Experten des Kreisverbandes der Obst- und Gartenbauvereine Nürtingen vollenden das Werk der drei fleißigen Helfer.

Ab April heißt es dann auch Geschichte trifft Kunst. Neun Künstler werden auf dem Museumsgelände ihre „Lebensbühne“ eröffnen - denn so lautet das Motto des Projekts. Von überdimensionalen Bienenkästen bis zu einer grünen interaktiven Telefonzelle ist hier alles dabei.

Info Am Samstag, 1. April, öffnet das Freilichtmuseum in Beuren seine Türen für Besucher. Wem das aber noch zu lange dauert, der kann sich die Zeit auf der Homepage www.freilichtmuseum-beuren.de vertreiben. Hier gibt es weitere Infos zu den neuen Angeboten des Museums.

Freilichtmuseum Beuren , Presekonferenz zum Saisonstart am 1. April, Neue Beschilderung, Baumpflanzaktion, neue Stelen , mit Lan
Freilichtmuseum Beuren , Presekonferenz zum Saisonstart am 1. April, Neue Beschilderung, Baumpflanzaktion, neue Stelen , mit Landrat Eininger, Steffi Cornelius, Obst- und Gartenbauverein NT-Ki

Eine alte Sorte - der Sonnenwirtsapfel

Höchstens 100 Jahre alt kann ein Obstbaum werden, und viele Bäume auf den Streuobstwiesen in der Region haben dieses Alter bald erreicht. Stirbt aber ein Baum einer Lokalsorte ab, kann es einer der letzten sein, der von dieser Sorte noch existiert. Das gilt es zu verhindern - auch im Freilichtmuseum Beuren.

Der Sonnenwirtsapfel ist eine dieser alten Sorten. Er hat seinen Namen nicht von ungefähr. Hinter dem Sonnenwirtsapfel verbirgt sich eine nette Geschichte. Benannt ist die Sorte nach dem Gasthaus „Sonne“ in Backnang. Der Wirt entdeckte eines Tages den Apfel in den 1930er-Jahren in seinem Garten - und sofort wurde er nach ihm benannt.

Der Baum gilt als robust und widerstandsfähig und sticht auf einer Streuobstwiese ins Auge, wie Landrat Heinz Eininger weiß: „Ich habe mir sagen lassen, dann seine Krone so groß ist, dass der Baum sehr stark auffällt.“

Saftig und säuerlich schmeckt der Sonnenwirtsapfel. Er eignet sich als Tafelapfel, kann aber auch für Apfelbrei, Apfelküchlein oder Ähnliches verwendet werden. sei