Zwischen Neckar und Alb

Zahl der Prüfungen bei Gesellen sinkt

Handwerk Die IG Bau warnt vor einer Fachkräfte-Krise im Landkreis Esslingen. Die Branche hat ein Imageproblem.

Hat das Handwerk noch goldenen Boden?Foto: pr
Hat das Handwerk noch goldenen Boden?Foto: pr

Kreis Esslingen. Das Handwerk hat goldenen Boden, heißt es. Aber gilt das auch noch in Zukunft? Angesichts der zunehmenden Akademisierung hat die IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau) vor einer Fachkräftekrise für Handwerksbetriebe im Landkreis Esslingen gewarnt. Die Gewerkschaft beruft sich auf Zahlen der Handwerkskammer Region Stuttgart: In deren Bereich legten im vorletzten Jahr lediglich 4 280 Auszubildende eine Abschlussprüfung ab - acht Jahre zuvor waren es noch 5 600. Ein Rückgang von 24 Prozent.

Die IG Bau Stuttgart spricht von einem „besorgniserregenden Trend“, der nicht nur den Landkreis Esslingen betrifft. „Immer mehr Schulabgänger gehen lieber an die Uni“, sagt Bezirkschef Mike Paul. Dabei biete etwa die Baubranche im Kreis gute Verdienstmöglichkeiten und eine lange Karriereleiter. Per Fortbildung könne man es bis zum geprüften Polier oder Bauleiter bringen - und so mehr verdienen als viele Architekten. Nach Angaben der Sozialkassen der Bauwirtschaft waren im Oktober immerhin 182 Bau-Azubis im Kreis gemeldet. Damit steht der Bau besser da als viele andere.

Auch der Fachkräftebedarf werde angesichts geburtenschwacher Jahrgänge in den 90er-Jahren weiter steigen. Mehr Schulabgänger werde die Branche nur gewinnen, wenn sich auch die Arbeitsbedingungen und das Image verbesserten. „Beim Bau denken viele an Malochen. Doch Maschinen und digitale Technik erleichtern längst das Arbeiten“, sagt Paul. pm