Zwischen Neckar und Alb

Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit

Viele folgten Aufruf eines Wendlinger Bündnisses zur Friedenskundgebung – Polizeieinsatz bei Antifa-Demo

Friedliches Miteinander mit Friedensgebet vor dem Rathaus – lautstarker Protest nur wenige Meter entfernt vor dem Treffpunkt Stadtmitte. Der Grund für die beiden zeitlich versetzten Aktionen war eine Veranstaltung der AfD (Alternative für Deutschland) am Montagabend in der Wendlinger Stadthalle. Ein Großaufgebot von Polizeikräften sicherte die Lage rund um die Halle.

Vor der Stadthalle standen sich linke Demonstranten und Polizei gegenüber. Foto: Just
Vor der Stadthalle standen sich linke Demonstranten und Polizei gegenüber. Foto: Just

Wendlingen. Friedvoll mit Kerzenlicht und Friedensgebet trafen sich etwa 200 Wendlinger Bürger auf dem Sankt-Leu-la-Forêt-Platz vor dem Rathaus. Aufgerufen zu dieser Friedenskundgebung hatte ein Bündnis von evangelischer und katholischer Kirche, dem Arbeitskreis Asyl Wendlingen, der Parteien Bündnis 90/Die Grünen und SPD. Sie alle wollten ein Zeichen setzen für ein menschliches und friedliches Miteinander. Pfarrer Martin Frey von der evangelischen Kirchengemeinde, der auch Mitglied im AK Asyl ist, wandte sich mit seiner Ansprache „gegen Stimmungsmache“ und „gegen aufkommende Fremdenfeindlichkeit“. Dekan Paul Magino erinnerte anlässlich des 9.  Novembers an die Reichspogromnacht vor 77 Jahren, in der jüdische Gotteshäuser niedergebrannt und Zehntausende jüdische Mitbürger ermordet wurden. Der katholische Pfarrer zeigte zwar Verständnis für die Ängste und Sorgen von Menschen hinsichtlich der vielen Flüchtlinge, es sei jedoch „unsere humanitäre Pflicht, Menschen in Not zu helfen“. Mit Fürbitten und dem „Vaterunser“, das von den Menschen auf dem Platz gemeinsam angestimmt wurde, endete die Kundgebung.

Während die Friedenskundgebung am Rathaus angemeldet war, formierten sich nach Polizeiangaben etwa 50 Demonstranten aus der Antifa-Bewegung spontan zu einer Demonstration gegen die Veranstaltung der AfD. Mit Transparenten skandierten sie neben dem Eingang zur Stadthalle lautstark gegen Faschismus. Wie das Polizeipräsidium Reutlingen mitteilte, hätten etwa 25  Personen aus dem Kreis der Gegendemonstranten versucht, sich vor Beginn der AfD-Veranstaltung gewaltsam Zutritt zur Stadthalle zu verschaffen. Weil der Saal, in dem die Veranstaltung stattfand, aber nach Aussagen der Polizei bereits voll besetzt war, wurde dies von den Polizeikräften unterbunden. Dabei kam es zwischen Polizisten und Demonstran­ten vereinzelt zu Rangeleien, die sich durch die deeskalierende Vorgehensweise der Polizisten zunächst in Luft auflösten.

Einzelnen Zuhörern, die gegen 19  Uhr ebenfalls noch in die Veranstaltung der AfD wollten, wurde der Zugang durch eine Securityperson unterbunden. Man mache damit vom Hausrecht Gebrauch, war die Antwort auf Nachfragen der Besucher. Dies habe die AfD mit Stadtverwaltung und Polizei abgestimmt.

Während drinnen 120 Personen Günter Lenhardt, Sprecher der AfD im Kreisverband Esslingen, und dem Vortrag von Dr. Marc Jongen, stellvertretender Sprecher des Landesverbands Baden-Württemberg der AfD, zuhörten, gingen die Proteste draußen mit Megafon weiter. Dabei war es nach Angaben der Polizei etwa eine Stunde nach Beginn der Veranstaltung zwischen Veranstaltungsbesuchern, die nicht mehr in den Saal gelangt waren, und Gegendemonstranten zu gegenseitigen verbalen Provokationen gekommen. Die Folge waren tätliche Übergriffe, wodurch auch Polizeibeamte traktiert wurden. Dabei sei es in einem Fall zum Einsatz des Schlagstocks gekommen. Unverletzt blieb ein Polizist, dem ein Transparent auf den Kopf geschlagen wurde. Die Polizei musste außerdem gegen mehrere Personen Platzverweise aussprechen, die durch wiederholte Provokationen aufgefallen waren.

Auf geteilte Meinung stieß derweil im Vortragssaal die Durchsage eines AfD-Sprechers, dass die Zuhörer auf Empfehlung der Polizei den Treffpunkt über den Hinterausgang verlassen sollten, dort sei ihre Sicherheit gewährt. Dem vorausgegangen waren Beschimpfungen der Gegendemonstranten gegenüber Teilnehmern des AfD-Vortrags, die früher gegangen waren. Während ein Großteil der Zuhörer den Vortrag weiter hören wollte und sich über die missliche Lage empörte, verließen die Ersten das Gebäude unter Polizeischutz.

Nach einer weiteren Durchsage, dass die Polizei die Zuhörer nun auffordere, die Veranstaltung grüppchenweise zu verlassen, löste sich die Veranstaltung langsam auf. Zentrale Nahtstellen auf dem Weg der Besucher wurden von Polizisten gesichert. Weiterhin kontrollierten Polizeifahrzeuge die Straßen rund um die Stadthalle. Auch die Gegendemonstration hatte sich aufgelöst. Weitere Vorkommnisse wurden keine gemeldet.