Region. „Kennst du das Land, wo die Zitronen blüh‘n, im dunklen Laub die Goldorangen glüh‘n“, singt Mignon in Goethes Roman „Wilhelm
Meisters Lehrjahre“. Damit drückt das Mädchen seine Sehnsucht nach Italien aus. Wer Zitrusfrüchte liebt, braucht nicht wegzufahren. Zitronen, Orangen, Mandarinen und Kumquats lassen sich auch im eigenen Garten oder auf dem Balkon ziehen.
Orangensaft oder Zitronenlimonade aus frisch gepflückten Früchten gibt es meist nur in südlichen Ländern. Wer sich mediterranes Flair auf den eigenen Balkon oder in den Garten holen möchte, kann Zitrusfrüchte auch auf dem Balkon oder im Garten ziehen. „Ein bisschen gärtnerisches Geschick braucht das schon“, findet der Kreisgärtnermeister Hansjörg Schmauk aus Köngen. Aber kompliziert ist die Pflege aus seiner Sicht nicht. Im Sommer fühlen sich die fruchtigen Boten des Südens auch hierzulande wohl.
„Kritisch wird es mit dem Überwintern“, weiß Schmauk. Denn den hiesigen Frost überleben die Zitruspflanzen auch an einem geschützten Standort auf dem Balkon in der Regel nicht. „Im Wintergarten oder in einem kühlen, hellen Zimmer ist das kein Problem“, sagt der Gärtnermeister. Im dunklen Keller fehlt der Pflanze das Licht. Weil viele seiner Kunden keine geeigneten Räume haben, bietet der Kreisgärtnermeister an, die Zitruspflanzen in seinem Gewächshaus zu überwintern. Das kostet zwar extra, aber die Pflege gibt es während der kühlen Monate inklusive.
Wer sich für eine Zitruspflanze entscheidet, muss nach Schmauks Worten einige Grundregeln beachten. Die südliche Pflanze brauche aber nicht allzu viel Pflege. „Viele machen den Fehler, dass sie zu viel gießen“, weiß er von manchen Kunden. In der Vegetationszeit reiche es ein Mal pro Woche. „Das darf man aber nicht vergessen“, betont Schmauk. Wer seine Pflanzen zu viel gieße, riskiere, dass die Blätter abfallen. Da benötigen Hobbygärtner Fingerspitzengefühl.
In der Vegetationszeit brauchen die Pflanzen regelmäßig Dünger, denn im Topf bekommen sie sonst zu wenig Nährstoffe. Damit sich die Pflanze wohlfühlt, sollte sie in einen Tontopf mit einem Loch im Boden gepflanzt werden, damit Wasser abfließen kann. „Auf gar keinen Fall darf das Wasser stehen bleiben“, sagt Schmauk. Wer den Wasserhaushalt der Pflanze stets gut ausbalanciert, werde aber viel Freude mit seiner Zitruspflanze haben, ist er überzeugt.
Damit sich die Wurzeln wohlfühlen, sollte die Erde wasserdurchlässig sein und zum Beispiel Quarzsand, Gartenerde oder Bruchkies enthalten. Es gibt spezielle Zitruserde, aber auch ein Gemisch für Topfpflanzen lässt sich gut verwenden.
Zitronenbäume blühen das ganze Jahr. Schmauk findet es „einfach herrlich“, wenn er an einem warmen Sommerabend im Garten sitzt und die Zitronenblüten riecht. Das wecke in ihm Urlaubsgefühle. Der große Baum, der vor seiner Gärtnerei steht, trägt sattgelbe Früchte und zarte weiß-lila Blüten zugleich.
„Damit ein Zitronenbaum schön und groß wächst, muss man ihn behutsam zurückschneiden.“ Da komme es aber darauf an, auf keinen Fall zu viel von der Pflanze zu kürzen. „Weniger ist mehr.“ Wenn der Gärtner die Pflanze mit der Gartenschere bearbeitet, reibt er ganz sacht an den frisch geschnittenen Blättern und schnuppert daran. „Einfach wunderbar, wie das nach Zitronen duftet“, schwärmt der Experte.
Abgestorbene Ästchen oder Triebe, die extrem schnell wuchern und die die Pflanze viel Kraft kosten, sollten zurückgeschnitten werden. „Es ist auch wichtig, die Bäumchen immer wieder in Form zu bringen“, sagt Schmauk. Da der Schnitt die Pflanze sehr viel Kraft kostet, sollte man sie unbedingt vor oder nach der Vegetationszeit kürzen – also am besten im späten Herbst oder im frühen Frühjahr.
Die frisch abgeschnittenen Triebe kann man ins Wasser stellen. Mit etwas Glück schlagen sie in der Vase Wurzeln und es wird dann ein kleines Zitrusbäumchen daraus. „Das trägt dann allerdings keine Früchte“, schränkt der Gartenexperte ein. Die charakteristischen hellgrünen Blätter seien aber auch so sehr schön anzusehen.
Vor Schädlingen sind Zitruspflanzen nicht gefeit. Die Rote Spinne ist besonders gefährlich. Besonders vor dem Überwintern müsse man die Blätter untersuchen, damit die Schädlinge in der Wohnung oder im Treibhaus nicht andere Pflanzen befallen. Schmauk: „Wenn man gründlich ist, lässt sich das Problem leicht beheben.“