Zwischen Neckar und Alb
Zu Fuß auf dem Neckarweg: 42 Kilometer führen durch den Kreis

Tipp Wanderer begleiten den Neckar auf dem gleichnamigen Weg von der Quelle bis zur Mündung auf ­insgesamt 35 Etappen. Von Neckartailfingen bis Esslingen geht’s durch Esslinger Kreisgebiet. Von Rainer Hauenschild

Der Neckarweg ist ein Fernwanderweg des Schwäbischen Albvereins und des Odenwaldklubs, der dem Verlauf des Neckars folgt vom Ursprung des Neckars im Schwenninger Moos bis nach Mannheim, wo der Neckar im Rhein mündet. Die Länge des Flusses beträgt 362 Kilometer. Der Neckarweg führt entlang der historischen Städte wie Schwenningen, Rottweil, Horb, Tübingen mit ihren tollen Sehenswürdigkeiten. Weitere schöne Orte wie Bad Wimpfen, Heidelberg und Mannheim liegen auf dem zweiten Teilstück des Neckarweges. Der Neckarwegabschnitt von Bad Wimpfen nach Heidelberg ist übrigens ein ausgewiesener Prädikatswanderweg von rund 126 Kilometern und bekannt auch als Neckarsteig. Von dem rund 445 Kilometer langen Fernwanderweg führen 42 Kilometer durch den Landkreis Esslingen. Sie sind auf zwei bis drei Etappen zu bewältigen und bieten sich vom Kirchheimer Raum aus auch als Tagestouren an, die hier vorgestellt werden.

Tipp:Wer die empfohlenen Wanderungen selbst einmal unternehmen will, sollte auf jeden Fall die Wanderkarte des Landkreises Esslingen dabei haben. Hilfreich ist ferner der Rother-Wanderführer „Neckarweg“ von der Quelle bis zur Mündung von Renate Florl.

 

Gewaltige Wassermassen beeindrucken auf der 16 Kilometer
langen Strecke von Neckartailfingen bis Wendlingen

Der Neckarweg startet in Neckartailfingen an der Bushaltestelle Liebenauschule und führt von dort über die Bahnhofstaße direkt hinaus auf die freien Felder und weiter auf den Neckardamm. Hier staunen Wanderer, wie breit sich der Neckar macht. Durch die Wehranlage zwischen Neckartailfingen und Neckarhausen fließen beeindruckende Wassermengen. Von dort geht es auf einem schönen Wanderweg weiter in Flussnähe mit sehr wenig Asphalt und befestigten Abschnitten. Durch Neckarhausen steigt der Weg steil an bis der Galgenberg einen tollen Ausblick in das Neckartal und auf die Schwäbsiche Alb bietet.
Vom Galgenberg geht es zwischen Obstanlagen und Gemüsefeldern schon wieder abwärts nach Nürtingen mit einem schönen Blick auf die Stadtkirche. Die dem Heiligen Laurentius geweihte Kirche wurde um 1135 erstmals erwähnt. Nach der Neckarbrücke biegt der Neckarweg linkds ab und führt unter Brücken nach Zizishausen. Dort passiert man auf dem Neckardamm das Naturdenkmal Auwald „Untere Insel Zizishausen“. Zwischen Gewerbegebiet und Neckarufer liegt ein Baumlehrpfad. Zahlreiche Bäume und Pflanzen werden auf Infotafeln erläutert.
Nach wenigen Kilometern erreicht man das Oberbohinger Neckarufer mit Blick zur Bannmühle von Unterensingen, die im 15. Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnt wurde. Hier steht eine schöne Bank, von wo aus sich das Wehr beobachten lässt. Nun geht es noch ein paar Meter entlang des Neckars, bevor die Route durch Oberbohingen und steil hinauf, vorbei am Albvereinsheim, über die Felder führt. Das Auge kann jetzt ungehindert auf die Filderebene und das Neckartal blicken. Nach der großen Baustelle der neuen ICE-Trasse geht es über die Autobahnbrücke nach Unterbohingen. Man glaubt es kaum: Sobald man den Lärmschutz passiert hat, ist nichts mehr von der A8 zu hören. Es geht nun bergab vorbei an der Kirche St.Kolumban und dem Wendlinger Schloss aus dem 12. Jahrhundert zum Bahnhof Wendlingen.

 

Start und Ziel sind bequem mit der S1 zu erreichen: 26 Kilometer haben Wanderer von Wendlingen bis Esslingen vor sich

Mit der S1 geht es bequem von Kirchheim nach Wendlingen. Durch die Bahnhofsunterführung beim Baustoff-Brändle führt der Weg über den Parkplatz vorbei an der Tankstelle und links über die Ulrichbrücke von 1603. Die Vorgängerbrücke war eine Holzbrücke die ständig von Hochwasser weggespült wurde. Daher plante der damalige Baumeister Heinrich Schickhardt die heutige Steinbrücke. Sie dient heute als Rad- und Fußweg.
Nach Überquerung des Neckars folgt man dem Wanderwegzeichen „blaues N auf weißem Hintergrund“, erst einmal durch das Wendlinger Gewerbegebiet Wert und die Köngener Einkausfmaille. Nach wenigen Metern geht es hoch zum Römerkastell zwischen Streuobstwiesen und Gartenanlagen. Bei der Besichtigung des Römerparks samt Museum kann man den Blick ins Neckartal und bis zur Alb genießen. Das Kastell war ein römisches Militärlager an der Neckarlinie Neckar-Odenwald-Limes und geht zurück auf die Jahre 85 bis 90 nach Christus.
Nach der Besichtigung geht‘s weiter in den Orstkern von Köngen. Das alte Rathaus von Köngen wurde 1760 errichtet und 1956 komplett umgebaut. Von hier geht es über die Golterstaße und den Haldenweg hinaus auf die freien Felder und Wiesen. Vom Haldenweg aus sind es nur noch 5,5 Km bis nach Plochingen, auch hier begleitet von tollem Ausblick, der sogar die Silhouette des Hohenneuffen und der Teck erkennen lässt. Oberhalb des Neckars darf man sich nicht stören lassen vom Lärm der B313 und tieffliegenden Flugzeugen, die den Flughafen Stuttgart ansteuern. Wer Lust hat auf eine Runde Minigolf hat, ist beim Gasthof Ponderosa richtig.
Danach geht es durch das Waldgebiet des Plochinger Kopfes auf einem befestigten Weg. Hier folgt man dem blauen Kreuz da sich das Neckarwegzeichen verliert. Nach rund einem Kilometer muss der Trampfelfad zum Abstieg genommen werden an einer Gabelung. Auf dem Radweg angekommen geht es links und dann gleich wieder rechts über die Bundesstraße nach Plochingen und von hier an führt das blaue N in die Innenstadt. Dort bietet sich an eine kleine Besichtigung des historischen Marktplatzes an mit dem Alten Rathaus aus dem Jahr 1530 und der frühgotischen Ottilienkapelle aus dem Jahre 1328. Attraktiv ist auch das Hundertwasserhaus, das zwischen 1991 und 1994 erbaut wurde.
Über den Marktplatz geht es steil hoch auf den Stumpenhof. Dort lockt ein Aussichtsturm des Schwäbischen Albvereins, der an Sonn- und Feiertagen geöffnet ist Unter der Woche bekommt man den Schlüssel im Cafe Morlock auf dem Teckplatz.
Weiter geht es durch den Schurwald über die Plochinger Ebene zum Jägerhaus. Auf dem Oberer Balkeshauweg gibt es einiges zu sehen, etwa die mit der Motorsäge angefertigten Figuren von Dr. Philipp Bender aus Plochingen. Außerdem steht hier Friedenseiche, und es gibt ein Keltisches Hügelgrab. Nach rund acht Kilometern erreicht man das Naherholungsgebiet Jägerhaus über Esslingen mit grandiosem Ausblick. auf die Schwäbische Alb. An der „Ruhbank“ am Jägerhaus erkennt man, dass es sich um einen früheren Handelsweg der Römer handelt. Denn der Wein musste ja schließlich vom Remstal ins Neckartal gebracht werden.
Vom Jägerhaus geht‘s steil abwärts über die Strümpeflbacher Steige. Auch der Jakobsweg und dem Hauptwanderweg drei führen hier hinunter nach Esslingen. Ein Blick lohnt sich in die evangelische Kirche St. Bernhardt aus dem Jahr 1382. Durch die Burg geht es hinunter nach Esslingen und von hier eventuell mit der S1 zurück nach Kirchheim. Die Tour lässt sich auch zerlegen: Der erste Abschnitt von Wendlingen bis Plochingen umfasst zehn Kilometer, der zweite von Plochingen bis Esslingen 16.

 

7  Fakten rund um den Neckar

1. Der Name Neckar ist keltischen Ursprungs und bedeutet „heftiger, schneller Fluss“. Heute ist der Fluss durch zahlreiche Staustufen gebändigt. Den Begriff „Neckar“ tragen 22 Gemeinden im Namen, etwa „Wendlingen am Neckar“.

2. Die Quelle liegt im Schwenninger Moos zwischen Schwenningen und Bad Dürrheim auf einer Höhe von 705 Metern. Die Quelle, die offiziell ausgewiesen wurde, findet sich im Stadtpark Möglingshöhe in Schwenningen.


3. Nebenflüsse mit einer Länge von über 50 Kilometern sind Eyach, Fils, Rems, Murr, Enz, Kocher, Jagst und Elsenz. 28 Zuflüsse haben eine Länge von jeweils mehr als 20 Kilometer. Im Landkreis Esslingen münden Erms, Aich, Lauter, Fils und Körsch in den Neckar. Bei Kirchentellinsfurt wird der Neckar zum ersten Mal aufgestaut.


4. Die Mündung befindet sich bei Mannheim. Dort fließt der Neckar auf 88 Metern Meereshöhe in den Rhein.


5. Hydrologisch betrachtet ist der Neckar der zwölftgrößte Fluss Deutschlands, er entwässert den zentralen Teil Baden-Württembergs.


6. Ein wahres Landeskind ist der Neckar, fließt er doch fast ausschließlich durch Baden-Würt­temberg. Allein im Odenwald ist er abschnittsweise Grenzfluss zu Hessen. Der Stadtteil Ersheim von Hirschhorn und ein Abschnitt des linken Ufers sind die einzigen Landesteile Hessens links des Neckars.


7. Erlebbar ist der Neckar heute vielerorts. Wandersleute tummeln sich auf dem hier vorgestellten Neckarweg, der Neckartal-Radweg bietet sich für Pedaleure an. Teilweise wird er auch zum Baden genutzt, wovon das Gesundheitsamt allerdings dringend abrät. ist