Zwischen Neckar und Alb
Zuckerhasen erobern das Museumsdorf

Nascherei Über die Ostertage konnten zahlreiche Kinder und Eltern im Freilichtmuseum Beuren hautnah erleben, wie die beliebten Zuckerhasen entstehen. Von Thomas Krytzner

Wer am Karsamstag und Ostersonntag das Museumsgelände betrat, konnte vielerorts sehr stille, aber glückliche Kinder erblicken. Grund für die Stille war aber nicht etwa ein Redeverbot, sondern die zuckersüßen Schlotzer, an denen die jungen Besucher begeistert schleckten.

Fasziniert waren Jung und Alt nicht nur von der farblichen und geschmacklichen Vielfalt, sondern auch, dass die österliche Leckerei quasi frisch aus dem Guss kam. Um die Quelle dieser Versuchung zu finden, konnte man an beiden Ostertagen einfach dem verführerischen Duft folgen und bald schon standen die Spürnasen vor der Bauhofscheuer, dem Zentrum für Museumspädagogik. Dort hatten die Geschwister Celine und Clint Waldmann aus Leinfelden ihre Schaugießerei aufgebaut.

Mitten im Raum standen zwei Kupferkessel, aus denen es schon kräftig dampfte. „Es dauert noch acht Minuten, bis die Zuckermasse die erforderlichen 120 Grad Celsius erreicht hat“, erklärt Clint Waldmann der geduldig wartenden Menge. Sie alle wollten miterleben, wie die Zuckerhasen in Form gebracht werden. Die vielen Familien, zum Teil in mehreren Generationen, erfuhren während der Wartezeit, dass die Tradition der Zuckerhasen ins 19. Jahrhundert zurückgeht. Clint Waldmann zeigte die verschiedenen Gussformen und Motive. „Früher stellte man die Formen aus Eisen her, heute verwenden wir hauptsächlich Aliminiumformen.“

Dann war es soweit: die elektronischen Fühler in der Zuckermasse vermeldeten das Erreichen der gewünschte Temperatur und nun ging alles schnell: Celine Waldmann stülpte sich Schutzhandschuhe über, griff sich die Gusspfanne und ließ die heiße Masse langsam in die kalte Form fließen, die Clint Waldmann festhielt. Allerdings hatten die beiden nicht nur eine Form dabei, sondern ließen die süße Masse in unterschiiedliche österliche Formen fließen. Während Celine Waldmann mit der Befüllung der Schlotzerformen weitermachte, löste ihr Bruder Clint vorsichtig die Formen von der zwischenzeitlich erstarrten Masse. Zum Vorschein kamen zuckersüße Rahmhasen, die nun von den staunenden Museumsbesuchern bewundert wurden.

Celine und Clint Waldmann führen das Traditionshandwerks ihrer Vaters Ralph, der im vergangenen Jahr verstorben ist, mit Freuden weiter. „Unser Papa hat das Gießen der Zuckerhasen geprägt. Wir sind eine Eventfamilie und das verbindet Generationen“, erklärt Clint Waldmann. Dies zeigte sich auch in der Freude der Kinder über die österlichen Süßigkeiten.

Bald waren sie damit beschäftigt, untereinander zu klären, ob jetzt der grüne oder rote oder doch der Rahmhase am Stiel besser schmeckt. Da Geschmäcker grundsätzlich verschieden sind, ließ sich diese Frage nicht endgültig beantworten und am Ostersonntag hätte auch die Zeit dazu gefehlt. Denn: Es stand zum einen die Ostereiersuche mit den Museumsosterhasen an, zum andern konnten die Besucher gespielte Geschichte aus Öschelbronn und Ohmenhausen hautnah erleben oder der Fütterung der Museumstiere beiwohnen. Für die Besucher waren die Ostertage im Freilichtmuseum in jeglicher Hinsicht ein Fest für alle Sinne – und zum Besinnen.