Zwischen Neckar und Alb

Zweiter Standort in Reudern?

Unterbringung Reuderner zeigen sich bei der Bürgerinformationsveranstaltung unzufrieden mit dem Kompromissvorschlag der Stadt Nürtingen. Von Barbara Gosson

Nur ein Haus statt dreien ist am Marbachweg (Mitte) in Reudern geplant.Grafik: Stadt Nürtingen
Nur ein Haus statt dreien ist am Marbachweg (Mitte) in Reudern geplant.Grafik: Stadt Nürtingen

Der Bürgerentscheid über den Gemeinderatsbeschluss, bei den Friedhöfen in der Braike in Nürtingen und in Reudern Häuser für die Anschlussunterbringung zu bauen, ist am Quorum von 20 Prozent gescheitert. Damit hat der Nürtinger Gemeinderat den Auftrag bekommen, sich der Angelegenheit erneut anzunehmen. Nun hat die Stadtverwaltung einen Kompromissvorschlag erarbeitet, den sie in Reudern vorstellte.

Der Kompromiss der Stadt sieht am Marbachweg eine reduzierte Bebauung mit nur einem statt drei Häusern für 32 statt 48 Menschen vor. Stattdessen soll es einen zweiten Standort an der Ecke Zittelmannstraße/Reuderner Straße geben. In diesem Haus könnten 24 Menschen unterkommen. Das bedeutet, dass 56 statt 48 Personen in Anschlussunterbringung nach Reudern kommen würden.

Geänderte Pläne vorgestellt

Die geänderten Pläne wurden nun den Bürgern vorgestellt. Oberbürgermeister Otmar Heirich erläuterte, dass rein rechtlich eine zeitlich begrenzte Anschlussunterbringung fast überall möglich sei, die Stadt jedoch gerne dauerhafte Gebäude für kostengünstiges Wohnen errichten möchte. Darum strebt die Verwaltung jene Bebauungsplanänderung an, gegen die die Bürgerinitiative den Bürgerentscheid in Gang gebracht hat.

Ortsvorsteher Bernd Schwartz betonte, dass bereits vor dem Bürgerentscheid ein Kompromiss mit einer um ein Drittel reduzierten Bebauung am Marbachweg auf dem Tisch lag. Andere Standorte seien anderweitig verplant oder liegen im Außenbereich, wie der bei der Kläranlage, wo es seit den 90er-Jahren eine Unterkunft gibt, in der zurzeit acht Menschen leben. In den Wertäckern soll ein Pflegeheim gebaut werden, in den Breitäckern ein Spielplatz. In der Steigstraße liege eine Mülldeponie unter dem Gelände, die eine teure Gründung erforderlich mache. Die Standorte Marbachweg und Zittelmannstraße seien die einzigen, die beim Suchlauf der Stadt noch übrig geblieben seien.

70 Personen seien bereits untergebracht, in diesem Jahr wird mit 227 Menschen gerechnet, 2018 sollen es 139 Menschen sein, 2019 noch 123 und 2020 noch 80 - immer vorausgesetzt, dass nicht mehr Menschen ins Land kommen. Bis 2020 fehlen 256 Plätze, deshalb könne man nicht auf den Standort Marbachweg verzichten. Die Stadt setze auf eine dezentrale Unterbringung mit drei Flüchtlingen auf 100 Einwohner. Diese Quote sei in Reudern noch nicht erreicht.

Eine Entwurfsskizze sieht ein Haus mit zwei Vollgeschossen, einem Satteldach und sechs Wohnungen für 32 Menschen vor. Geschätzte Baukosten: 1,1 Millionen Euro. Zwei Geschosse und ein Satteldach soll es auch an der Zittelmannstraße geben. In einem langen, schmalen Gebäude könnten 24 Menschen unterkommen. Hier werden die Kosten auf 900 000 Euro geschätzt. Diese Summe, so Heirich, sei ihm der örtliche Frieden wert.

Die Reuderner kritisierten in der Diskussion die Standortwahl. Auch das Gebäude an der Kläranlage sei einst nur befristet geplant gewesen, allerdings habe man die Befristung immer wieder verlängert. Warum das nicht bei einem weiteren Gebäude dort ebenso möglich wäre, erschloss sich vielen Bürgern nicht.

Für viele im gut besuchten Saal der Gemeindehalle war ein Kompromiss, bei dem acht Menschen mehr in den Ort kommen, nicht zu akzeptieren. Es wurde sogar die Befürchtung geäußert, die Kinder könnten an einer Flüchtlingsunterkunft vorbei nicht mehr sicher zur Schule radeln oder Frauen ihre Kinder nicht mehr unbehelligt in den Kindergarten bringen. Als Heirich entgegnete, es gebe an den bestehenden Unterkünften keinerlei Probleme, erntete er lautes Gelächter.

Andere äußerten Bedenken, ob sich in Reudern genügend Ehrenamtliche zur Betreuung der Flüchtlinge finden. Sven Singler, der Integrationsbeauftragte der Stadt, hatte eine Liste ausgelegt, in der sich Freiwillige eintragen konnten. Er versprach den Ehrenamtlichen die Unterstützung durch den Sozialen Dienst der Stadt.

Nun werden Ortschaftsrat und Gemeinderat sich nach den Sommerferien noch einmal mit dem Thema befassen.