Lokalsport
Ötlinger schießen um den Bundesligaaufstieg

Schützensport Die Luftpistolenschützen des TSV Ötlingen kämpfen am Sonntag um den Aufstieg in die Bundesliga. In Bestbesetzung rechnet sich das Quintett im bayrischen Obertrautling durchaus Chancen aus. Von Klaus Schlütter

Westernheld Wyatt Earp hätte seine helle Freude an den Schießkünsten der Ötlinger Pistoleros. Aber sind die auch gut genug für den Aufstieg in die höchste deutsche Schützenklasse, in die Bundesliga? Die Antwort darauf gibt es am morgigen, Sonntag im Gauleistungszentrum Höhenhof Obertrautling bei Regensburg.

Die Luftpistolenschützen aus dem Rübholz haben sich mit einem furiosen Endspurt als zweites Team der Südgruppe für diese Aufstiegsrunde qualifiziert. Nun soll im größten Hopfenanbaugebiet der Welt die Krönung der Saison erfolgen. Die Mitstreiter um die beiden Aufstiegsplätze sind die FSG Kempten, SG Glattbach, SV Altheim-Waldhausen und Auerhahn Steinberg – ein illustrer Kreis mit einem klaren Favoriten: Die Feuerschützengesellschaft Kempten. „Wenn die nicht einen total schwarzen Tag erwischen, ist an ihrem Aufstieg nicht zu rütteln“, meint Joachim Poppek.

Zahlen belegen die Überzeugung des Ötlinger Schützenmeisters. Kempten mit den deutschen Ex-Meistern, den Zwillingen Michael und Andreas Heise (sie jeweils übereinander: „Was der kann, kann ich schon lange“), erzielten in elf Zweitliga-Durchgängen 20 577 Ringe, was einem Schnitt von 1877 Ringen pro Wettkampf ergibt. Das ist absolutes Erstliganiveau. Keine andere Mannschaft traf annähernd oft ins Schwarze.

Wer begleitet die Allgäuer ins Oberhaus? Zieht man die Vorrunden-Ergebnisse in Betracht, zeichnet sich ein Dreikampf zwischen Altheim-Waldhausen (1838 Ringe im Schnitt pro Wettkampf), Ötlingen (1835,5) und Glattbach (1830) ab, der total offen ist. Wobei für den TSV Ötlingen spricht, dass er in den ersten beiden Wettkämpfen nicht in stärkster Besetzung antreten konnte.

Für die morgigen Wettkämpfe stehen TSVÖ-Abteilungsleiter Poppek die ersten Fünf der vereinsinternen Rangliste zur Verfügung. An Position eins die slowenische Verstärkung Joze Ceper, der kurzfristig mit einem Begleiter per PKW anreist. Daneben stehen Stefan Schaufler, Jörg Kobarg, Achim Rieger und Stefan Scharpf Pistole bei Fuß.

Für den Fall der Fälle gehen die Gedanken des Sportchefs schon weiter. „Wenn wir aufsteigen sollten, kostet uns das richtig viel Geld“, versichert Poppek. Er rechnet mit Kosten von zehn bis zwölftausend Euro pro Saison, die selber finanziert werden müssen. Das Aufstiegsfinale fällt für Übernachtungen, Verpflegungszuschüsse und Fahrtkosten – vor allem für die Verstärkung aus Slowenien – allein mit rund 3000 Euro ins Gewicht.

Der Rekordmeister kommt aus Waldenburg

Luftpistole-Schießen ist seit 1988 in Seoul olympisch, die Bundesliga gibt es seit 1997. Mit acht Titeln ist die SGi Waldenburg Rekordmeister. Der TSV Ötlingen war zweimal Vizemeister. Den Mannschaftsrekord hält die RG Braunschweig mit 1922 von 2000 möglichen Ringen, den Einzelrekord Olena Kostevych (Ukraine) mit 399 von 400 möglichen Ringen. In der Liga ist ein Ausländerplatz frei. Die „Zehn“ einer Luftpistolen-Scheibe hat einen Durchmesser von 11,5 Millimeter. Der Abstand zwischen den Ringen beträgt 8 mm.
Geschossen wird aus zehn Metern stehend freihändig mit einer Hand. Eine Mannschaft besteht aus fünf Schützen, von denen jeder 40 Schuss abgibt. Die Schussabgabe muss innerhalb von 50 Sekunden erfolgen. Bei Ringgleichheit entscheidet ein Stechen.
Um den Aufstieg kämpfen die jeweiligen beiden Erstplatzierten der Zweitliga-Gruppen Süd (FSG Kempten, SG Glattbach) und Südwest (SV Altheim-Waldhausen, TSV Ötlingen) sowie Nord und Nordost sowie der Elfte der Bundesliga (Auerhahn Steinberg).
Im Norden ist die Entscheidung bereits gefallen. Für die nächste Bundesligasaison qualifiziert haben sich der SV Niedererbach und die Sportschützen Fahrdorf. Im Vorjahr verfolgten 2500 Zuschauer das Finale in der Rathiopharm-Arena in Neu-Ulm. ks