Lokalsport
Über Neidlingen weht ein Hauch von Sizilien

Fußball Tropenhitze am Jubiläumswochenende des TVN setzt Feiergästen und Sportlern beim Erdinger-Cup zu. Von Klaus Schlütter

Das Thermometer kletterte auf unbarmherzige 37 Grad. Für die Spieler von 17 Mannschaften und die Organisatoren war die Vorrunde im Erdinger Meister-Cup in Neidlingen eine wahre Hitzeschlacht. Im Laufe des sechsstündigen Turniers wurden die drei Rasenplätze mit reichlich Schweißtropfen getränkt, bis der Stuttgarter A-Klassen-Aufsteiger TSV Jahn Büsnau als Sieger der Vorrunde feststand – 1:0 im Endspiel gegen den AC Catania Kirchheim. Mit der Finalteilnahme erkämpfte sich das einzige Teck-Team im Wettbewerb einen Startplatz beim großen Showdown am kommenden Samstag in Jesingen. In den Lehenäckern greifen dann die Titelträger der württembergischen Landes-, Verbands- und Oberliga in den Wettbewerb ein.

Die Catanesen, Meister der B6 im Bezirk Neckar/Fils mit sizilianischem Ursprung, boten eine überzeugende Vorstellung. Nach drei Wochen Spielpause lief der Ball auf Anhieb wieder wie am Schnürchen. In den sieben Gruppenspielen verließen sie nach jeweils zwölf Minuten den Platz fünfmal als Sieger (FCDurlangen 3:1, VfB Neuffen 2:0, SG Reutlingen II 2:1, SC Geislingen II 3:1, TSV Oberboihingen 1:0), erzielten ein Unentschieden (HFC Herzbuben Wendlingen 2:2) und mussten sich nur einmal geschlagen geben. Bezeichnenderweise gegen Jahn Büsnau, den späteren Endspielgegner (1:2).

In den beiden spannenden Finalspielen lagen Glück und Pech eng beieinander. Gegen KSG Eislingen fiel die Entscheidung zugunsten des AC Catania in der Schlusssekunde. Carmelo Trumino wurde im Strafraum gefoult. Spielertrainer Cosimo Attorre verwandelte den Siebenmeter mit dem Abpfiff flach rechts neben den Pfosten zum 1:0-Sieg. Im Endspiel gegen Büsnau wiederholten sich Szene und Ergebnis, nur umgekehrt. Diesmal verwandelte der Gegner einen späten Strafstoß und hatte Grund zum Feiern. Doch auch beim AC Catania stellte sich nach den gelungenen Auftritten in Neidlingen Vorfreude auf die nächste Saison in der Kreisliga A  ein. Zumal mit Michele Latte (31), dem Rückkehrer von der TSV Oberensingen zur alten Liebe, eine namhafte Verstärkung bereits feststeht. „Wir werden mit dem Abstieg nichts zu tun haben“ sind sich Chef Cosimo Attorre und sein Bruder und Co-Trainer Daniele sicher.

„Oberdorf“ mit Glückserfolg

Nach dem sportlichen Teil des Samstags dann der Wechsel vom Rasen in die gut gefüllte Halle. Der Bezirksvorsitzende Rainer Pfeiffer gratulierte der Fußballabteilung zum 50-jährigen Bestehen. Im gemütlichen Teil des Jubiläumsabends spielte das Lindach-Quartett von „Mulla“ Andreas Hitzer auf. Abteilungsleiter Steffen Kuch zog eine positive Bilanz des Jubiläums-Wochenendes: „Eine rundum gelungene Veranstaltung. Wir haben wieder einmal gezeigt, dass wir mehr sind als nur ein Verein.“

Das Highlight der drei Festtage, die gestern mit einem Frühschoppen ausklangen, war bereits am Freitag das Spiel der Legenden aus dem Ober- und Unterdorf mit rund 450 Zuschauern. Auch da ging’s schon heiß her. Nicht nur, weil die Sonne schon da unbarmherzig vom Himmel brannte. Trotzdem wollte keiner der ehrgeizigen, teilweise schon etwas betagteren Akteure als Verlierer den Platz verlassen. In umkämpften zweimal 30 Minuten, launig kommentiert von den beiden Stadionsprechern Peter Kaiser und Werner Heilemann, schenkten sich beide Mannschaften nichts. So ging es torlos in die Pause, in der Steffen Kuch zwei Mitbegründer der Fußballabteilung ehrte. Er überreichte dem damaligen Sportwart Hans Heilemann und Ex-Schriftführer Ernst Ruoß jeweils ein Retro-Trikot des TV Neidlingen.

Mitte der zweiten Halbzeit endlich das lang ersehnte Tor. AH-Spieler Markus Binder, mit dem TVN 2000 Aufsteiger in die Bezirksliga, brachte die „Unteren“ mit 1:0 in Führung. Für den gerechten Ausgleich derer aus dem Oberdorf sorgte Niko Walter per Kopf nach einer Flanke von rechts. Der Mit-Aufsteiger in die Bezirksliga 2017 hatte für dieses Spiel noch einmal seine ausgedienten Kickschuhe vom berühmten Nagel geholt.

Das Elfmeterschießen musste schließlich die Entscheidung bringen. Nach zwei Fehlschüssen von Felix Kaiser und Martin Kirschmann hatte es Ertugrul Demirtas in der Hand, respektive auf dem Fuß, das Unterdorf zum Sieg zu schießen. Doch Torhüter Stefan Hitzer machte dem einen Strich durch die Rechnung. Der beste Mann des Oberdorf-Teams parierte den Elfer und sicherte den glücklichen Sieg seiner Mannschaft im Neidlinger Pres­tigeduell.