Dettingen. Wenige Meter vor dem Ziel, auf den Höhen des Dettinger Käppele, waren die Energievorräte im Keller: Der Sieger des 33. Käppelaufs am gestrigen Feiertag mutierte kurz vor dem Zielstrich zum Wandersmann. Per Schulterblick hatte sich Francesco Pfingsttag allerdings zuvor noch rückversichert, dass der direkt folgende Konkurrent außer Schlagweite daherkam. Mit einer Zeit von knapp über 28 Minuten für die 7,3 Kilometer lange Strecke triumphierte der Läufer des TV Zell erstmals.
Vor vier Jahren war er Zweitplatzierte am Käppele gewesen – damals noch unter dem Nachnamen Ballistreri. „Über eine Minute langsamer als 2018“, konstatierte der in Böblingen wohnhafte Langstreckler stirnrunzelnd. Frisch regeneriert schob er nur wenige Minuten nach der uneingeplanten Geheinlage den Kinderwagen mit seinem 14 Monate alten Töchterchen gemütlich über den Zielplatz. Pfingsttag hatte nach dem Start am Reuderner Sportplatz sofort aufs Tempo gedrückt, danach einen komfortablen Vorsprung herausgelaufen.
Szenenapplaus der rund 80 Zuschauenden auf dem Käppele-Parkplatz gab es auch für die weiteren Lauf-Bewältiger. Für Luki Ilomo (TSV Glems) zum Beispiel. „Eigentlich laufe ich kaum solch bergige Strecken“, sagte er, die Käppele-Lauf-Strecke habe er zudem nicht gekannt und ihm „durch die Rhythmuswechsel und Steilstücke viel abverlangt“. Zehn Sekunden nach dem Sieger überquerte Ilomo erschöpft und lächelnd die Ziellinie.
Der Vorjahressieger verlor derweil bereits früh den Kontakt zur Spitze, schaltete jedoch gedanklich spontan um. „Deshalb habe ich mich etwas zurückfallen lassen und meine Frau ins Ziel begleitet“, sagte Steffen Holzer. Gattin Pia setzte sich bei den Frauen mit einer Zeit von knapp über 33 Minuten vor Romys Spannowsky (TuS Metzingen) durch.
Ein Jahr nach dem Wiedereinstieg – 2020 war der Käppele-Lauf pandemiebedingt ausgefallen – zeigte sich Stefan Karau erleichert. „Es hat alles funktioniert“, bilanzierte der Organisator stellvertretend für das rund 30 Personen umfassenden Team. Mit der Teilnehmerzahl (176) seien alle „sehr zufrieden“, damit in etwa wieder das Vor-Corona-Level erreicht.
Nachdem im vergangenen Jahr die veranstaltende Triathlon-Abteilung des TSV Frickenhausen noch etliche Pandemie-Vorschriften eingeschränkt hatten – 2021 gab es unter anderem kein Zielbuffet – herrschte diesmal wieder altbekanntes Flair mit Speis‘ und Trank vor Ort. Für alle Läuferinnen und Läufer gab es daneben jeweils eine Packung Nudeln als Anerkennung für Fleiß und Mühe.
Das Wetter spielte zudem mit: 17 Grad im Ziel, leichter Wind, Sonne-Wolken-Mix am Himmel. Ein freier Blick auf den Albtrauf sorgte für eine Genuss-Kulisse.Was sich im Ziel auch zeigte: Das Dokumentieren des (eigenen) Laufs auf Sozialen Medien nimmt immer mehr an Fahrt auf. Hunderte Fotos wurden geschossen, dutzende Videos gedreht, nicht wenige davon landeten bereits kurz danach auf den einschlägigen Diensten wie Instagram, Facebook oder TikTok. 1989, als der Käppelelauf erstmals offiziell über die Bühne ging, plagte sich manch Zeitgenossin und Zeitgenosse noch mit Schwarz-Weiß-Fotoapparaten herum.
Eine Bildergalerie vom Käppelelauf findet sich im Internet unter
www.tekbote.de