Die große Sause blieb aus – wenngleich die Footballer der Albershausen Crusaders nach dem Sieg im Alles-oder-Nichts-Spiel in Reutlingen und dem damit verbundenen Meistertitel in der Regionalliga Südwest noch lange auf dem Grün standen und die stehenden Ovationen der rund 200 mitgereisten Fans genossen. „Wir hatten ja in den Wochen zuvor bereits zwei Matchbälle und beide Male war schon etwas für die Feierlichkeiten vorbereitet. Weil wir aber beide Spiele vergeigt haben, haben wir aus Aberglaube in Reutlingen darauf verzichtet“, erklärt Crusaders-Gründer und Abteilungsleiter Bastian Braulik. Aufgeschoben ist in diesem Falle aber keineswegs aufgehoben, verspricht Braulik. „Wir lassen uns etwas einfallen. Alle Helfer, Familien und Sponsoren werden dabei sein.“
Reutlinger ausgescoutet
Wie nervenaufreibend der 24:21-Erfolg im „Finale“ bei den Reutlingen Eagles vor 2400 Zuschauern im Stadion an der Kreuzeiche wirklich war, spiegelt der Spielverlauf eindrucksvoll wieder. In einem offenen Schlagabtausch hatte die Führung gleich mehrmals gewechselt, ehe die Crusaders-Defensive Sekunden vor Schluss einen Pass abfangen konnte und die Zeit runterspielte.
„Für die Fans war es sicher ein sensationelles Spiel, für mich und meine Nerven eher weniger. Sowas halte ich nicht noch einmal durch“, resümiert der Crusaders-Chef, der vor allem das gute Scouting im Vorfeld der Partie lobte. „Die Reutlinger waren die ganze Saison über vor allem läuferisch stark, das haben wir im Spiel allerdings komplett unterbunden. Am Ende wurde es eigentlich nur so spannend, weil der Quarterback der Eagles einen Sahne-Tag erwischt und über 300 Yards erspielt hatte.“ Ein besonderes Kompliment vom Abteilungschef verdienten sich auch die Talente der Crusaders: „Aufgrund der personellen Lage mussten einige junge Spieler, die noch ganz am Anfang ihrer Laufbahn stehen, Verantwortung übernehmen. Das haben sie überragend hinbekommen, obwohl es vor dieser Kulisse bestimmt nicht einfach war.“
Lediglich zwei schwere Verletzungen trübten das spannende Spiel: Die Reutlinger Spieler Florian Laible und Evren Acikköy wurden mit dem Rettungswagen in die Klinik gebracht. Bei Laibles Verletzung im dritten Viertel wurde das Spiel sogar für eine halbe Stunde unterbrochen. Beiden gehe es aber „den Umständen entsprechend gut“, teilten die Eagles mit.
Aber auch unabhängig der sportlichen Brisanz und der Verletzungen zeigten sich die Gastgeber als faire Verlierer. „Wir haben ein freundschaftliches Verhältnis zu den Eagles und werden auch in Zukunft das eine oder andere gemeinsame Trainingscamp veranstalten“, sagt Bastian Braulik.
Bereit für die zweite Liga
Die Rückkehr in die GFL2 – die zweite Bundesliga im Football – ist für die Albershausener das lang ersehnte Ziel. Bereits von 2016 bis 2018 spielten die Kreuzritter in der zweithöchsten deutschen Spielklasse, dieses Mal jedoch soll es keinesfalls nur beim kurzen Gastspiel bleiben. Die Voraussetzungen dafür seien jedenfalls gegeben, meint Bastian Braulik: „Nach dem Aufstieg 2016 hatten wir einen großen personellen Umbruch. Deshalb mussten wir uns erst wieder neu finden.“ In diesem Jahr hingegen stehen die Vorzeichen deutlich vielversprechender: „Wir haben viel mehr Reife im Team und trotzdem einen verhältnismäßig jungen Kader, der noch jede Menge Potenzial nach oben hat. Darüber hinaus werden wir das Trainerteam erweitern und auch noch den einen oder anderen Spieler verpflichten.“ Das Ziel Klassenerhalt sei daher realistisch – „und nicht erst auf den letzten Drücker wie 2017“, ist Braulik überzeugt.
Durch den Abstieg der Stuttgart Scorpions aus der GFL2 fällt das attraktive Derby für Fans in der kommenden Saison zwar ins Wasser, zugleich unterstreicht diese Tatsache aber auch das überregionale Alleinstellungsmerkmal der Albershausener. Geografisch nächstgelegener Konkurrent sind ab Herbst somit die Wilddogs aus Pforzheim.