Auf der Hahnweide macht sich Optimismus breit. Knapp ein Jahr nach dem Super-Gau, der erstmaligen Absage des internationalen Hahnweidewettbewerbs, steigen die Comeback-Chancen: Mit wohldurchdachten Schachzügen will die Fliegergruppe Wolf Hirth das Premium-Event des internationalen Segelsports in Pandemiezeiten zum Re-Start bringen. Das seit rund zehn Monaten auf dem Fluggelände praktizierte Hygienekonzept bleibt wichtiger Baustein. Desinfektionsmöglichkeiten, Mindestabstände, begrenzte Personenanzahl auf dem Gelände, Anmeldung beim Flugleiter, Desinfizieren der Bedienungselemente und sonstigen Gerätschaften am und im Flugzeug - schon lange Alltag auf der Hahnweide.
Zum bereits Wohlbekannten gesellen sich nun weitere Maßnahmen. Der erste Joker wirkt wie ein taktischer Zug: Statt um den Himmelfahrtstag herum im Mai, eigentlich traditioneller Zeitkorridor für den Flugsport-Klassiker, richten sich die Pläne in diesem Jahr gen Frühsommer. Von 25. Juni bis 3. Juli soll der Wiedereinstieg erfolgen - es wäre die 54. Auflage des Wettbewerbs.
Briefing womöglich virtuell
Der neue Termin wirkt gleich in zweifacher Hinsicht interessant. Zum einen gewinnt das Veranstalterteam damit noch mehrere Wochen Zeit, insgeheim auf womöglich fallende Inzidenzwerte hoffend. Zum anderen bieten die wärmere Jahreszeit Vorteile, weil tendenziell noch mehr noch mehr auf dem Freigelände statt in den Hallen agiert werden könnte. „Aktuell prüfen wir zudem, ob das Briefing für die Pilotinnen und Piloten erstmals virtuell durchgeführt werden kann“, sagt Mitorganisator Tilo Holighaus - es wäre ein Novum auf der Hahnweide. Das Mitteilen der Tagesaufgabe, das Verkünden der Wettervorhersage und weitere organisatorische Details könnten beispielsweise am Smartphone oder Tablet verfolgt werden. „Einen großen Vorteil in Pandemiezeiten“, sieht der Segelflug-Weltmeister Holighaus in der angedachten Maßnahme, weil das Briefing in Vor-Coronazeiten teils dichtgedrängt in einer der Hallen auf dem Hahnweidegelände durchgezogen wurde. Technisch müssten allerdings noch letzte Detailfragen geklärt werden, zumal das Gelände nicht gerade als Hotspot der Digitalisierung gilt.
Mit dem Streichen des Doppelsitzer-Wettbewerbs setzen die Organisatoren einen tiefen Schnitt in das bisher bekannte Flug- und Wettkampfprogramm. „Wir wollen und müssen die Teilnehmerzahl reduzieren“, verdeutlicht Tilo Holighaus. Das Abspecken soll auf dem Gelände weiter zum Entzerren der Kontakte beitragen.
Ganz aktuell schiebt die Fliegergruppe noch ein weiteren Joker auf dem Weg zum Re-Start nach: In diesen Tagen soll auf der Hahnweide mit Schnelltestungen begonnen werden, verbunden mit dem Ziel, Erfahrungswerte für den Hahnweidewettbewerb im Juni zu sammeln. Mit dem Kirchheimer Arzt Dr. Harald Fritz wird ein Klubmitglied die Testungen aller auf dem Gelände agierenden Personen professionell durchführen. In diesem Zusammenhang plante die Fliegergruppe ein selbstproduziertes Video mit Wissenswertem zur Schnelltestung. Im Vergleich zum Vorjahr hat die Fliegergruppe somit deutlich mehr Joker in der Hand. „Es gibt deshalb eine reale Chance für den Hahnweidewettbewerb 2021“, zeigt sich Tilo Holighaus zuversichtlich.
Für den Klub hat ein Wiederbeginn nicht nur hinsichtlich des gesellschaftlichen Stellenwerts der Traditionsveranstaltung hohe Priorität: Allein durch Startgelder fließen beim Event meist rund 20 000 Euro in die Klub-Kasse - ein monetäres Argument für den Re-Start gibt es somit neben den diversen ideellen Gesichtspunkten zweifellos auch.