VfL-Fußballer gastieren bei Absteiger Weinheim
Abschiedsgala oder Rumpelfußball?

Sein letztes Auswärtsspiel 2010/11 in der Fußball-Oberliga Baden-Württemberg bestreitet der VfL Kirchheim morgen bei der TSG 62/09 Weinheim. Preisfrage: Was zaubern die Blauen diesmal aus ihrer Wundertüte – eher eine Galavorstellung wie gegen Normannia Gmünd (3:0) oder Rumpelfußball wie zuvor gegen die SpVgg Neckarelz (0:3)?

Kirchheim. Für Weinheim geht es um nichts mehr. Die Mannschaft steht nach der jüngsten 0:1-Niederlage bei Waldhof Mannheim nach SV Linx, ASV Durlach und VfB Neckar­rems als vierter von fünf Absteigern in die Verbandsligen endgültig fest. „Wir werden aber den Teufel tun, den Gegner zu unterschätzen“, sagt VfL-Trainer Rainer Kraft. Gut so, denn die TSG hatte zuletzt einen Lauf, war mit 25 Punkten eines der erfolgreichsten Teams der Rückrunde. Die tolle Aufholjagd mit sechs Siegen hintereinander vor dem Spiel in Mannheim wurde jedoch nicht belohnt. Am Ende blieb nur der Trost von Waldhof-Trainer Reiner Hollich: „Die Art und Weise, wie sich die TSG aus der Liga verabschiedet hat, verdient Respekt und lässt für die Zukunft hoffen.“

Trotzdem: Der VfL Kirchheim liegt neun Tabellenplätze besser und hat 16 Punkte mehr auf dem Konto, geht theoretisch als Favorit in die Partie. Doch bei näherer Betrachtung schwinden die vermeintlichen Vorteile. Der VfL-Trainer hat nur noch elf Feldspieler zur Verfügung, fährt mit dem allerletzten Aufgebot an die Bergstraße. Selbst Co-Trainer Oliver Otto, der seine Karriere längst beendet hat, sitzt als Notnagel auf der Bank.

Fünf Spieler sind verletzt: Beran, Kümmerle, Kauffmann, Klotz, Laible. Kriks ist nach bestandenem Abitur auf Klassenfahrt. Helber, Hertel und Polat werden für die Pokalspiele der U 23 abgestellt. Ergänzungen von der U 19 sind diesmal auch nicht drin – für die VfL-A-Junioren geht es morgen in Hollenbach noch um den Oberliga-Aufstieg. So ist in Weinheim mit derselben Formation zu rechnen, die gegen Gmünd alle Kritiker verstummen ließ.

Gelungen war dabei der überraschende Schachzug des Trainers mit Innenverteidiger Michael Hofstetter im Angriffszentrum. „Das war mehr als ein Experiment, möglicherweise eine Alternative für die Zukunft. „Michael ist als einer der Schnellsten im Kader vielseitig einsetzbar und hat noch viel Entwicklungspotenzial“, weiß Rainer Kraft. Nicht nur wegen Hofstetter wird die Mannschaft in der Saison ein ganz anderes Gesicht bekommen. Einige Spieler springen ab – Uwe Beran hat, wie berichtet, beim SC Pfullendorf in der Regionalliga unterschrieben.

Andere heuern an – Benedikt Deigendesch (früher Nürnberg, Stuttgarter Kickers) kommt vom SC Kriens aus der zweiten Schweizer Liga. Mancher Junior drängt sich auf, in den Oberligakader übernommen zu werden.

Dass es bei den Verhandlungen mit auswärtigen Spielern nicht immer fair zugeht, scheint in der Natur der Sache zu liegen. „Der eine oder andere hat zugesagt und ist dann wieder abgesprungen, weil er sich woanders ein besseres Angebot erhoffte“, erzählt Kraft. „Einerseits ärgert mich das, andererseits sehe ich solche Absagen positiv. Ich arbeite gerne mit Leuten zusammen, auf die ich mich verlassen kann.“