Kirchheim. Als Edelfan bei fast jedem Heimspiel auf der Tribüne, als Stadtoberhaupt ein Barometer für infrastrukturelle Belange der Knights: In beiden Rollen hat Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker diese Saison mit den Kirchheimer Korbjägern gelitten. „Mein Herz blutet“, sagt sie, „ich habe in den letzten Spielen eine gewisse Fassungslosigkeit verspürt, auch beim Publikum.“ Was der Abstieg für die langfristigen Planungen von Stadt und Verein konkret bedeutet, lässt Matt-Heidecker vorerst offen. „Wir werden uns in den nächsten Wochen zusammensetzen, damit die Stadt von den Knights erfährt, wie es weitergeht. Zusammen wollen wir aber Voraussetzungen schaffen, damit Fundamente für eine breite Basis geschaffen werden können.“
Nicht minder viel Herzblut hat der Abstieg Ulrich Tangl gekostet. Der Geschäftsführer der VfL-Basketballer und des Basketballbezirks IV, selbst jahrelang bei den Knights in führender Position, sieht drei Gründe für die verkorkste Saison. „Zum einen eine falsche Zusammenstellung der Mannschaft. Dann hat man nach 13 Jahren, in denen man unwahrscheinlich viel Glück hatte, dieses Jahr alles auf einmal zurückzahlen müssen. Und dann hat auch den Coach das Glück verlassen.“ Nichtsdestotrotz sieht der 56-jährige Korbball-Enthusiast („Basketball in Kirchheim ist ein Stück weit mein Kind“) Knights-Trainer Frenkie Ignjatovic als den richtigen Mann für einen Neuaufbau. „Er ist nach wie vor der beste, den man in Kirchheim haben kann. Es wäre der größte Fehler, wenn man ihn nun loswerden wollte.“
Reiner Braun, seit über 20 Jahren für die Basketball-Nachwuchsförderung im Südwesten tätig, rät den Knights, jetzt nicht in Panik zu verfallen. „Ein Abstieg kann passieren, das ist Sport. So etwas muss aber grundsätzlich nicht nur etwas Negatives haben“, wirbt der Weilheimer für einen Neuanfang. „Man hat in Kirchheim ein solides Gebilde, auf das man auch in Zukunft bauen kann.“ Frenkie Ignjatovic, den er seit Langem kennt und schätzt, hält auch er für den Mann, mit dem auf lange Sicht wieder erfolgreich sein kann. „Vielleicht muss er den Fokus ein wenig verändern, aber er ist der Richtige.“
Mitgefühl ernten die Knights auch von dem Mann, der sie 2008 als Trainer in die Pro A geführt hat und der nun mit dem SC Vechta als Saisonerster in die Play-offs geht: „Ich bin traurig für alle Beteiligten in Kirchheim, die haben in den letzten Jahren einen wirklich guten Job gemacht“, sagt Pat Elzie, der den Abstieg aber auch als Chance sieht. „Manchmal ist es besser, einen Schritt zurückzumachen, um zwei nach vorne zu machen.“ Zumal er die Kirchheimer Situation aus dem vergangenen Jahr dramatischer einschätzt: „Sportlich aufzusteigen, um dann zu verzichten, ist viel schlimmer, als abzusteigen“, sagt Elzie. „Ich wünsche den Knights, dass sie bald wieder die Kurve kriegen.“