Turnen 2. Bundesliga
Acht Wochen auf dünnem Eis: VfL-Turner vor Zweitligastart

Der VfL Kirchheim startet am Samstag mit einem Heimwettkampf in seine fünfte Zweitligasaison, an deren Ende der Klassenerhalt stehen soll. Der Ausfall zweier Leistungsträger erschwert diese Mission.

Gut gelaunt im Training (hinten von links): Sascha Frohneberg, Markus Neher, Marcus Bay, Manuel Hofmann, Betreuer und Kampfrichter Eric Bay. Vorne: Andre Belz, Henning Weise, Nico Hofmann, Trainer Herbert Leikov. Es fehlen Philip Buchner, Yasin El Azzazy, Manuel Halbisch, Julian Hausch, Benjamin Leitner, Riccardo Zorzan, Thomas Grasso, Ernesto Dirie. Foto: Thomas Kaltenecker

Chillige Beats, gestählte Muskeln, lockere Stimmung. Aus einer Partybox tönen dezente Hip-Hop-Klänge, zu denen acht junge Männer ihre Körper ausgiebig dehnen – Freitagabend, Raunersporthalle, die Turner des VfL Kirchheim bereiten sich auf ihr Training vor. Auf dem Programm steht der Feinschliff der Übungen, mit denen die Teckstädter in ihrer bereits fünften Saison in der zweithöchsten deutschen Turnliga bestehen wollen. „Es wird schwer“, blickt Herbert Leikov, der die Mannschaft seit rund zehn Jahren trainiert, auf die kommenden acht Wochen.

Mit dem Heimduell am Samstag gegen den TSV Monheim (16 Uhr, Raunersporthalle) dürfte für den VfL in der Tat eine der kniffligsten Wettkampfrunden der jüngeren Vergangenheit beginnen. Der Vorjahresfünfte muss verletzungsbedingt auf zwei Leistungsträger und Punktgaranten verzichten. Manuel Halbisch und Markus Neher stehen als etatmäßige Sechskämpfer im jeweils günstigsten Fall erst zum Saisonende parat. „Die beiden zu ersetzen“, weiß Herbert Leikov, „ist die große Herausforderung.“

Während sich seine Schützlinge an die einzelnen Geräte begeben, ordnet der 74-Jährige die acht Mannschaften starke 2. Liga Süd ein, aus der der Tabellenletzte absteigt und der Erste mit dem Sieger der Nord-Staffel um den Bundesligaaufstieg kämpft. „Wir brauchen zwei Siege, um die Klasse zu halten.“ Am ehesten schlagbar seien dafür der Vorjahressiebte und -sechste, TV Bühl und TSV Buttenwiesen. Allerdings: Prognosen in einer derart stark von der Tagesform abhängigen Sportart wie Turnen kommen Kaffeesatzleserei gleich. Zumal die meisten Teams mit ausländischen Gastturnen antreten, über deren Schlagkraft nur spekuliert werden kann. Auch die drei jungen Italiener, die sich der VfL geangelt hat, sind nur schwer einzuschätzen.

„Da kann im Wettkampf so viel passieren“, weiß Herbert Leikov, der seit Anfang des Jahres mit seiner Truppe an Form und Fitness feilt. „In den letzten Wochen ging es darum, die Übungen zu stabilisieren und ökonomisieren“, erklärt er, der in dieser Phase weniger als Trainer denn als Moderator auftritt. „Die Jungs wissen, was sie tun müssen“, sagt er. „Meine Aufgabe ist jetzt, mit ihnen zu reden.“

So hallen dann auch knappe Kommandos, aufmunternde Ansagen und wohlwollende Worte durch die Halle, in der an jedem der sechs Geräte ein Mann an seiner Übung feilt. „Wichtig ist dabei auch das Mentale“, sagt Pferd- und Ringe-Spezialist Henning Weise, „das merkt man bei uns oft im Training, dass man vielleicht Angst hat vor gewissen Teilen, weil man sich schon mal verletzt hat.“

Wie sehr Wohl und Wehe von der Unversehrtheit Einzelner abhängt, hat der VfL vor sechs Jahren leidvoll erfahren: Nachdem sich Routinier Marcus Bay Anfang der Saison den Fuß gebrochen hatte, stiegen die Kirchheimer als Tabellenletzter in die 3. Liga ab. „Wenn er jetzt auch noch ausfallen würde, könnten wir einpacken“, sagt Teamkoordinator Matthias Pohl, der um das dünne Eis, auf dem sich der Männerbereich beim VfL bewegt, weiß – anders als bei den Frauen mangelt es an schlagkräftigem Nachwuchs, der das Zweitliganiveau auf lange Sicht sichern könnte. „Die Bereitschaft, dafür dauerhaft vier, fünf Mal die Woche zu trainieren, ist bei vielen gesunken“, weiß Pohl um die (zu) große Lücke, die zwischen der Kirchheimer Oberligatruppe und dem Zweitligateam klafft. Zumal dem VfL ein weiterer Trainer neben Herbert Leikov fehlt, der diese Lücke schließt.

Der Vorfreude auf die anstehende Saison tun alle Unwägbarkeiten jedoch keinen Abbruch. Vor allem bei den Protagonisten nicht. „Wir wollen uns trotzdem möglichst weit oben in der Tabelle platzieren und schauen einfach mal, wie weit wir es schaffen“, sagt Henning Weise, bevor er sich unter den Augen von Herbert Leikov ans Pauschenpferd begibt und von seinen Trainingskameraden bei seiner Übung angefeuert wird – lockere Stimmung eben.

Wer, wann, wo: Alles rund um den VfL in der 2. Liga

Kader: Marcus Bay (28/Sechskampf/im Team seit 2011), Andre Belz (20/Ringe/seit 2022), Philip Buchner (19/Sprung, Ringe, Reck/2023), Yasin El Azzay (34/Boden, Sprung, Barren, Reck), Sascha Frohneberg (27/Boden/seit 2024), Manuel Halbisch (26/Sechskampf/2015), Julian Hausch (28/Pferd, Ringe, Barren, Reck/2011), Manuel Hofmann (26/Pferd, alle 6 Geräte/2015), Nico Hofmann (31/Pferd, Reck/2016), Benjamin Leitner (25/Boden/2015), Markus Neher (21/Sechskampf/2018), Henning Weise (25/Pferd, Ringe/2015), Riccardo Zorzan (21/Pferd, Barren, Reck/neu), Thomas Grasso (23/Boden, Sprung, Reck/neu), Ernesto Dirie (20/Boden, Ringe, Sprung/neu)

Samstag, 21. September: VfL – TSV Monheim
Samstag, 28. September: TG Hanauerland – VfL
Samstag, 12. Oktober: VfL – Exquisa Oberbayern
Samstag, 19. Oktober: TV Bühl – VfL
Samstag, 26. Oktober: VfL– KTV Ries
Samstag, 9. November: StTV Singen – VfL
Samstag, 16. November: VfL – TSV Buttenwiesen
Die Heimwettkämpfe finden jeweils ab 16 Uhr in der Raunersporthalle statt.