Überwältigend. Einfach der Hammer.“ Jutta Ziller fehlen am Mittwochabend nach einer Stunde voller Superlative in der Kirchheimer Innenstadt beinahe die Worte. Die Leiterin des Mehrgenerationenhauses Linde, das den Sponsorenlauf in diesem Jahr gemeinsam mit dem AKB auf die Beine gestellt hatte, war vor Jahren schon bei der ersten Auflage im Jahr 2012 im Orga-Team aktiv. „Damals sind vielleicht 800 Leute mitgelaufen. Heute waren es mehr als doppelt so viele. Keiner von uns hätte zu denken gewagt, dass mal etwas so Großes daraus werden könnte.“
AKB-Sponsorenlauf
Vor allem die Vereine aus Kirchheim, aber auch etliche Firmen, ehrenamtlich Engagierte oder einfach nur Sportbegeisterte drehen bei bestem Wetter auf dem 800 Meter langen Kurs durch Markt-, Kornstraße und Marstallgasse eifrig ihre Runden. Insgesamt 1753 Mädchen, Jungs, Frauen und Männer – und damit fast 350 mehr als beim bisherigen Rekordevent 2019 – wollen dabei sein, wenn es wieder um die gute Sache geht. Dabei drehen sie 17 713 Runden, was bei einem Euro pro Runde gleichzeitig auch die Spendensumme ist, die sich AKB und Linde teilen.
„Allein heute haben sich noch mal 400 Teilnehmer angemeldet“, ist auch Jürgen Hahn vom AKB beeindruckt. Zu Recht, denn die Läuferschar macht dem Zweck des Laufes alle Ehre. Gemeinsam traben Menschen mit und ohne Behinderung durch die Gassen, abwechselnd werden Rollstühle durch die Schar nimmermüder Beine manövriert, und wo Hunderte Kinder lachend übers Kopfsteinpflaster sausen, haben auch die Erwachsenen bis ins hohe Alter sichtlich ihren Spaß.
Einfach nur zu laufen, scheint manchem dabei schon zu wenig. Die Kirchheimer Feuerwehr ist am Mittwoch zum zweitem Mal in Folge beim Sponsorenlauf dabei und fällt wie im vergangenen Jahr sofort ins Auge. 17 Atemschutzgeräteträger und -trägerinnen marschieren mit vier Kameraden der Wiesensteiger Wehr und dem 70-jährigen Manfred Freimut aus Wolfschlugen unermüdlich mit ihrer bis zu 30 Kilo schweren Ausrüstung durch die Innenstadt. Besonders heiß wird es Max Cersovsky, der in einem blauen Chemikalienschutzanzug unterwegs ist. „Ich muss den an der Seite offen lassen, sonst wird es echt zu heftig“, klärt er auf. Den Lauf nutzen die Floriansjünger auch zur Eigenwerbung. „Besucht uns auf Instagram“, ruft die Aufschrift auf den Druckluftflaschen auf. „Auch wir müssen viel in die Nachwuchsarbeit investieren“, erklären Julian Grininger und Jonas Babka, die die Teilnahme der Wehren organisiert haben.
Ein ganz ähnliches Ziel verfolgt auch die Firma Leuze mit ihren Standorten in Owen und Lenningen. 50 Kolleginnen und Kollegen hat Pressesprecherin Martina Schili auf die Strecke gebracht. Im Anschluss stehen für die Gruppe mit den leuchtend roten Shirts auf dem Marktplatz noch ein kleines Buffet und kalte Getränke bereit. „Wir sehen das auch als Teambuilding-Maßnahme“, erklärt die Pressesprecherin grinsend.
Viele gehen an ihre Grenzen
Für viele andere Laufwütige geht es da bereits nach Hause in die Heia, denn ein riesiger Teil des Läufertrosses kommt auch in diesem Jahr über eine Körpergröße von 1,20 Meter nicht hinaus und hat sich mit glühenden Backen und leuchtenden Augen die Ruhe auf dem Schnuffelkissen daheim redlich verdient. „Das ist das Besondere an unserem Lauf – wir schaffen den Rahmen und sammeln das Geld, und die Teilnehmenden können die Runden einfach runterlaufen. Da gehen viele an ihre Grenzen“, erklärt Jürgen Hahn begeistert.
Bei der Masse an Läuferinnen und Läufern ist am Mittwoch auch die Stadt selbst ein wenig am Limit. „Es sind fast schon zu viele Menschen unterwegs“, ist hier und da zu hören. Ein Teilnehmer zieht sich bei einem Sturz sogar eine blutige Kopfwunde zu, wird aber prompt von Sanitätern versorgt. Was helfen kann, ist gegenseitige Rücksichtnahme, denn auch wenn sich jeder am Ende über möglichst viele Runden-Gummis freut, geht es nicht um schnelle Zeiten, sondern um eine schöne gemeinsame Zeit.
Eine Bildergalerie gibt es hier.