Kirchheim. Rund 500 Freizeit-Mountainbiker – so viele waren in den vergangenen Jahren am Start – müssen sich am 9. September anderweitig vergnügen. Der Albtraufmarathon, der sich seit dem Premierenjahr 2008 zu einer der beliebtesten Breitensportveranstaltungen im Ländle gemausert hat, pausiert. Freiwillig oder nicht, das scheint in diesen Tagen nicht ganz klar zu sein. Der Verein Radsport Kirchheim als Veranstalter begründet die Absage mit der noch immer ausstehenden Genehmigung seitens der Behörden und dem großen organisatorischen Aufwand, der in der Kürze der Zeit nicht mehr zu bewältigen sei. Die 350 Finisher-Trikots, die der Verein im Vorjahr verteilte, sind noch nicht bestellt und auch die offizielle Ausschreibung ist – obwohl bei den meisten Teilnehmern der Termin längst bekannt ist – noch nicht draußen. „Wir hätten die Veranstaltung gerne gemacht“, sagt Vereinssprecher Wolfgang Beck, „doch die Zeit dafür ist einfach zu knapp.“
Warum die Genehmigung bis heute noch nicht vorliegt, hat einen einfachen Grund: Forstverwaltung und Radsportverein haben noch Gesprächsbedarf, was den Einsatz von Motorrädern auf Wald- und Feldwegen entlang der Strecke anbelangt. Die sind notwendig, um Helfer zu informieren, das Feld zu kontrollieren oder um am Ende des Rennens Wegschilder einzusammeln. Ein Motorrad reicht, sagt die Forstverwaltung. 14 waren es im vergangenen Jahr. Klar, dass beides nicht unter einen Deckel passt.
Das Stuttgarter Regierungspräsidium als oberste Aufsichtsbehörde hat deshalb die Genehmigung zunächst verweigert und alle Beteiligte am 15. Juni um einen Tisch versammelt. Dabei zeigten sich alle Seiten kompromissbereit. Christoph Lazecky, der zuständige Sachgebietsleiter im Kirchheimer Ordnungsamt, geht davon aus, dass die Genehmigung in der kommenden Woche hätte erteilt werden können. In den vergangenen Jahren sei die Freigabe nicht wesentlich früher erfolgt, sagt Lazecky. Im Premierenjahr, als der Veranstaltung noch Renncharakter unterstellt wurde, gaben die Behörden sogar erst am 19. August grünes Licht.
Also alles nur ein Kommunikationsproblem? Tatsächlich hatten die Albtrauf-Marathonisti vom Start weg mit Gegenwind zu kämpfen. Anfangs war es die Verkaufsetikette, dann die Streckenführung, und schließlich die Verkehrsregelung. Polizei, Naturschutz, Forstverwaltung – alle haben sie ein Wörtchen mitzureden. Die Einzigen, die das Drumherum unbeeindruckt ließ: die Radler. Für sie war die Veranstaltung vom Start weg eine der attraktivsten ihrer Art, was Atmosphäre und steigende Teilnehmerzahlen beweisen.
Beim Veranstalter dagegen blieb immer ein Rest Unsicherheit. Das Misstrauen der Behörden ist man in den vier Jahren nie ganz losgeworden, wie Wolfgang Beck meint. Dass es nicht einfach ist, die notwendigen rund 60 Helfer am Veranstaltungstag zusammenzutrommeln, ist wohl mit ein Grund, weshalb die einjährige Pause nicht jeder im Verein zutiefst bedauert. Auch für Christoph Lazecky, der für die Stadt als Mittler zwischen den Interessen fungiert, gibt es keine verhärteten Fronten, sondern eher einen Mangel an Diplomatie. Der Verein habe Kritik zu sehr auf die leichte Schulter genommen, so sein Urteil. Die Existenz des Albtraufmarathons sieht er zwar nicht in Gefahr, dennoch beginne man im nächsten Jahr am gleichen Punkt. „Dass die Genehmigung bis jetzt ausblieb, liegt nicht an der Stadt“, sagt er. „Uns liegt die Veranstaltung sehr am Herzen.“
Auch Wolfgang Beck ist überzeugt, dass es im kommenden Jahr eine Rückkehr geben wird. „Wir sind zuversichtlich, dass wir in den kommenden Wochen die Genehmigung für den Albtraufmarathon 2013 erhalten werden.“