Lokalsport
Alle hoffen auf Alb-Schnee

Wintersport Corona droht die zweite Skisaison in Folge auszubremsen. Die Vereine rund um die Teck reagieren ganz unterschiedlich auf die aktuellen Entwicklungen in der Pandemie. Was Ski-Touristen wo beachten müssen. Von Helge Waider

Nicht weniger als neun Sportvereine rund um die Teck unterhalten derzeit eine Wintersport- oder Skiabteilung. Neun unterschiedliche Vereine mit neun unterschiedlichen Funktionären und naturgemäß auch neun unterschiedlichen Ansprüchen. Und doch eint alle Klubs am Ende des Tages die gleiche Sorge: Wie kann ich den Ansprüchen der Mitglieder im Allgemeinen und der Kinder im Besonderen gerecht werden?

Die Politik in Europa trägt nicht eben zur Lösung dieser Frage bei. Das belegen schon allein die unterschiedlichen Corona-Maßnahmen in den Alpenländern (siehe Info-Kasten). Entsprechend viel Frust spricht aus den Aussagen der Vereins-Oberen: „Die Saison wird katastrophal werden“, schätzt Bruno Panni, stellvertretender Vorsitzender des SVL in Kirchheim. Dort wurden bereits sämtliche Weihnachts-Skikurse gestrichen. Schon im Herbst wurden die Kinder- und Jugendfreizeiten in Hinterglemm vorsorglich
 

„Wir leben von unserer Spontaneität.
Tamara Fahn
Abteilungsleiterin Ski im TSV Jesingen zum bislang nicht planbaren Skiwinter.

 

storniert. „Die Hygienevorschriften lassen uns keine andere Wahl“, meint Bruno Panni, selbst passionierter Skifahrer und Skilehrer. Gemeint sind damit zum einen die Anfahrt mit dem Bus, zum anderen den gegenseitigen „Entdeckungsdrang“ pubertierender Jugendlicher.

In seiner Grobplanung setzt der SVL nun zumindest auf Alb-Skikurse und vielleicht die eine oder andere Tagesausfahrt. Für Panni schafft die nun zweijährige Skipause auch finanzielle Probleme: „Die Kinder sind nach zwei Jahren aus ihren Klamotten herausgewachsen und auch die Ski sind möglicherweise mittlerweile zu kurz. Oftmals fehlt für neue Ausrüstung das Geld.“ Die Möglichkeit, günstiger an gebrauchtes Material zu kommen, war in den letzten zwei Jahren ebenso nicht mehr gegeben. Es fanden so gut wie keine Ski-Basare statt.

Ähnlich stellt sich auch die Situation beim TV Unterlenningen dar. Christian Löw, Abteilungsleiter Wintersport, gibt unumwunden zu: „Wir planen nichts.“ Hauptgrund waren neben den Corona-Maßnahmen auch die unklaren Vorgaben der Liftbetreiber. Christian Löw und der TVU hoffen nun auf regionale Skikurse auf der Alb: „Besonders für die Kinder ist die Bewegung, die Fortsetzung der Kurse und des Erlernten sehr wichtig.“

Ebenso wie der SVL hat auch der TSV Jesingen seine Familienfreizeit am schweizerischen Pizol abgesagt. „Wir haben letzte Woche die Rückmeldung vom Vermieter erhalten, dass die Hygienevorschriften nicht einzuhalten sind“, berichtet Tamara Fahn, die im TSV Jesingen zusammen mit Holger Haußmann die Ski-Abteilung leitet. „Es ist derzeit nichts planbar, wir leben allein von unserer Spontaneität“, so Fahn weiter. Kurzfristig wird es im TSV wohl Schneeschuhwanderungen und Schlittenausfahrten für die Vereinsmitglieder geben. Die Leki-Race-Challenge ist hingegen noch fester Bestandteil der augenblicklichen Planung. Austragungsort wird vermutlich Grasgehren sein.

Rennveranstaltungen stehen trotz allen Corona-Frustes auch auf der To-do-Liste des TV Neidlingen. „Wir planen zum Jahresbeginn sowohl den Nachttorlauf (5. Januar) als auch die Reußensteinabfahrt (9. Januar)“, gibt sich Daniela „Spagge“ Ambacher optimistisch – und setzt noch einen drauf: „Auch eine Vier-Schanzentournee in Neidlingen, Schopfloch, Laichingen und Wiesensteig ist ab dem 9. Januar in Planung.“ Weniger optimistisch sieht die TVN-Alpinsportwartin die Situation für die Kinder-Skikurse. Wir hoffen auf ganz viel Schnee auf der Alb – und das möglichst noch vor dem 31. Januar. An diesem Tag endet nämlich die bisherige Frist für Kinder und Jugendliche, sich mit einem Schnelltest von den 2-G-Regeln befreien zu können. „Wir wollen im Verein niemanden unter Druck setzen, sich impfen zu lassen“, gibt die einstige Neidlinger Ausnahmesportlerin die Beweggründe wider.

Unterm Strich ist bei allen Vereinen die Verunsicherung spürbar, wenn es um Ausfahrten geht, die mit (Klein-) Bussen unternommen werden müssten. Ausgetragene Vereinsmeisterschaften in Balderschwang, in Oberjoch, in Jungholz oder am Hochhäderich gehören erst mal der Vergangenheit an. Die Schwäbische Alb war den Vereinen nie näher. Fehlt nur noch ausreichend Schnee. Am letzten Samstag lagen schon mal 20 Zentimeter am Laichinger Lift. Und auch in Donnstetten bewegten sich am Wochenende zuvor zum ersten Mal die Bügel.

 

Wo geht was?

Deutschland hat schon früh die Entscheidung, ob und wie Wintersport stattfinden kann, auf die Länderebene verlagert. In Bayern gab es gegen die 2-G-plus-Pläne mit massiven Kapazitätsbeschränkungen Proteste – mit Erfolg. Seit letzter Woche gilt die 2-G-Regel in den bayerischen Skigebieten. Lediglich Großraumgondeln für mehr als zehn Personen müssen auf 25 Prozent reduziert werden. Bei kleineren Gondeln und Sesselliften mit Haube ist die Maximal-Kapazität auf 75 Prozent beschränkt. Offene Sessellifte und Schlepplifte unterliegen keiner Einschränkung. In Sachsen hingegen wird wegen hoher Inzidenzzahlen und niedriger Impfquote vor Mitte Januar wohl kein Lift laufen – und das obwohl im Fichtelgebirge bereits 40 Zentimeter Schnee liegen.

Österreich hat am 13. Dezember den landesweiten Lockdown für Geimpfte und Genesene beendet. Am Montag wurden die Corona-Regeln allerdings wieder verschärft. Bei der Einreise müssen Geimpfte und Genesene einen maximal 72 Stunden alten PCR-Test vorlegen. Ausgenommen sind geboosterte Personen. Ohne Boosterimpfung oder PCR-Test müssen Reisende zehn Tage in Quarantäne, können sich aber umgehend per PCR-Test freitesten. Für Ungeimpfte besteht diese Möglichkeit erst nach fünf Tagen. In allen Bahnen, Hotels und Restaurants gilt die 2-G-Regel in Verbindung mit dem Tragen einer FFP2-Maske (ab 15 Jahren) in Innenräumen und wo kein Abstand eingehalten werden kann.

Italien macht Regeln von den Inzidenzen in den jeweiligen Regionen abhängig. Seit 16. Dezember muss vor der Einreise ein negativer Test vorgelegt werden. Diese Regelung gilt zunächst bis Silvester. Ansonsten gilt die 3-G-Regel. Sobald die Zahlen nach oben gehen, wird nachjustiert und auf die generelle 2-G-Regel hochgefahren. Wird ein Gebiet als „Rot“ eingestuft, werden die Liftanlagen geschlossen. In der italienischen Gastronomie gilt die 2-G-Regel plus medizinischer Maske. Die geschlossenen Gondeln und Haubensessellifte werden nur zu 80 Prozent ausgelastet. Unabhängig von der Pandemie gilt in Italien eine Zwangs-Haftpflichtversicherung. Bei Erwerb eines Skipasses muss eine solche entweder abgeschlossen oder die vorhandene Versicherung dokumentiert werden.

Frankreich hat lange auf Zeit gespielt und den Betrieb von Lifts ohne Einschränkung erlaubt. Erst mit Erreichen der 200er-Inzidenz in der vorletzten Woche wurden die 3-G-Regel und das Tragen einer medizinischen Maske in Innenräumen und beim Anstehen zur Pflicht. In puncto Quarantäne gelten die gleichen Bedingungen wie in Österreich. Die etwas laxere Handhabung hat auch mit der Weitläufigkeit der französischen Skigebiete zu tun.

Die Schweiz, gilt auch in diesem Winter als entspannt. Nur in Samnaun (wegen der Nähe zu Ischgl) gilt die 2-G-Regel. Die Fideriser Heuberge im Kanton Graubünden geben 3G vor. Alle anderen Gebiete sind ohne Einschränkungen nutzbar. Nur in geschlossenen Räumen und in den Bahnen ist das Tragen einer medizinischen Maske vorgeschrieben. Bei der Einreise in die Schweiz muss ein negativer Test vorgelegt werden. Gäste aus Baden-Württemberg und Bayern sind davon allerdings ausgenommen. wai