Wernau. So viel Zeit muss sein: Solange der Zeitungsfotograf seine Kamera in Position bringt und nach einem passenden Motivhintergrund sucht, machen sich Bernhard Preuß und seine Mitstreiter eben schnell warm. Eine kleine Runde auf dem Rad, ein paar Minuten lockerer Trab, das muss an einem sonnig-heißen Tag reichen, um auf Betriebstemperatur zu kommen.
Dass die Hobbysportler regelmäßig an der frischen Luft aktiv sind, ist nicht zu übersehen – wer stundenlang auf dem Rad sitzt, den Asphalt joggend unter die Sohlen nimmt oder im Schwimmbecken seine Bahnen zieht, muss zwangsläufig so sonnengebräunt daherkommen wie Preuß & Co. Dass sie dabei fast alle dasselbe knallgelbe Trikot mit der gleichlautenden Aufschrift tragen, hat einen einfachen Grund: In Wernau sitzt der von Preuß gegründete Verein „Triathlon- und Ausdauersport Teck-Neckar-Fils-Wernau“.
Hier sollen all jene eine Heimat finden, die für ihr Leben gerne an ihre sportlichen Grenzen gehen – so wie Preuß, der es in seiner Triathlon-Vita unter anderem schon zur begehrten Iron Man-Teilnahme auf Hawaii gebracht hat. „Die Erfahrung zu machen, dass man sich durch Training immer weiterentwickeln kann“, so beschreibt der 62-Jährige aus Wendlingen die Faszination, die Triathlon seit mehr als 20 Jahren auf ihn ausübt. In den Anfangszeiten war er einfach nur „erstaunt, dass es Menschen gibt, die so eine Herausforderung meistern können“.
Der passionierte Ausdauersportler war jahrelang als Trainer beim TSV Frickenhausen in Sachen Triathlon aktiv, ehe es dort vor zwei Jahren wegen interner Querelen zum Bruch kam. Sein ausdauerspezifisches Know-how Gleichgesinnten vorzuenthalten, kam für den C-Lizenz-Inhaber („Ich bin ein belehrender Typ“) allerdings nicht infrage. Beim Schwimmtraining im Wernauer Hallenbad fiel ihm Veronika Bönde auf, die dort regelmäßig ihre Bahnen zog. Beide waren sich schnell einig, dass es zwischen Neckar, Fils und Teck genügend Ausdauersportler geben müsse, die unter einem gemeinsamen Dach ihrem Hobby nachgehen wollen. Der Eindruck trog nicht: Was im März vergangenen Jahres mit acht wackeren Einzelkämpfern begann, hat sich mittlerweile zu einer 25-köpfigen Gruppe mit Vereinsstatus gemausert. Als „Triathlon- und Ausdauersport Teck-Neckar-Fils-Wernau e.V.“ sind Bernhard Preuß und seine Freunde im Vereinsregister des Amtsgerichts Esslingen registriert. „Alleine quält man sich nun mal nicht so gerne. In der Gruppe fällt es einem leichter“, weiß Preuß – auch aus eigener Erfahrung.
Dabei muss keiner, der sich den Ausdauer-Assen anschließen will, ausschließlich auf die Kombination aus Schwimmen, Radfahren und Laufen gepolt sein. „Wer zu uns kommt, muss nicht zwangsläufig ein Triathlet sein“, betont Preuß, „wer nur eine der drei Disziplinen machen will, ist uns auch willkommen.“ Als Trainingsgelände fürs Biken dient das Radwegenetz rund um Neckar und B 313, Laufübungen finden im Stadion der Wernauer SF und drum herum statt, und die Schwimmeinheiten werden je nach Jahreszeit im Frei- und Hallenbad der Neckargemeinde absolviert. „Wernau ist in dieser Hinsicht ideal“, schwärmt Preuß, der seine Schützlinge zwei Mal die Woche zu gemeinsamen Schwimm- und Laufexerzitien bittet. Für das Radfahren als dritten Fixtermin im Kalender sind Brigitte Wittke und Klaus Schlosser zuständig.
Aufgaben zu delegieren ist für Vereinsgründer Preuß Grundvoraussetzung für ein gutes Funktionieren. „Ich kann das ja alles auch gar nicht alleine machen“, ist der Vorruheständler bemüht, nicht den Eindruck einer One-Man-Show aufkommen zu lassen. „Darum haben wir ja auch einen Verein gegründet: Damit jeder eine Aufgabe übernimmt.“ Verteilt werden diese bei den viermal jährlich stattfindenden Mitgliedertreffs, bei denen auch über die sportlichen Ziele gesprochen wird – schließlich soll der Trainingsfleiß auch irgendwann auf Wettkampfebene umgesetzt werden. Von Einsteigertriathlons über die Jedermann-Distanz (750 Meter Schwimmen, 20 Kilometer Radfahren, 5 Kilometer Laufen) bis hin zur Langstrecke (3800/180/42) sind die Wernauer Ausdauer-Asse, bei denen mit Andreas Benz und Ulrich Kreher auch zwei Kirchheimer mitmischen, überall zu Hause.
Im Vordergrund steht dabei für die meisten das reine Erlebnis und das Ankommen. „Die wenigsten schielen bei einem Triathlon aufs Podium“, weiß Bernhard Preuß. „Der Sport lebt von der breiten Masse, die den Trainingserfolg erleben will.“ In der Tat hat sich der Triathlon in den vergangenen Jahren im Zuge der allgemeinen Fitnesswelle immer mehr im Breitensport etabliert, was langjährige Anhänger wie Preuß mit gemischten Gefühlen sehen – das Klischee von Männern jenseits der 40, die sich gegen den Frust der beginnenden Midlife-Crisis mit sportlichen Großtaten etwas beweisen wollen, kennt auch er zur Genüge. „Da ist schon was dran. Andererseits kann man Triathlon nicht nebenher machen. Das geht oft erst, wenn die Kinder groß genug sind und man beruflich gefestigt ist“, meint er, in dessen Klub sich der Altersdurchschnitt ebenfalls um die 40 herum bewegt.
Auffallend sei laut Preuß dabei, dass die Mehrheit der Mitglieder beruflich verantwortungsvolle Positionen mit entsprechendem Gehalt bekleidet. Dass die knapp bemessene Freizeit in ein derart zeitintensives Hobby wie den Triathlon gesteckt wird, schweißt die Truppe nur umso enger zusammen. Bestes Beispiel: ein Wochenend-Trainingslager vor Ort in Wernau, an dem die Ausdauerjunkies drei Tage lang von morgens bis abends gemeinsam ihrer Leidenschaft frönen – so etwas macht man nicht mit Menschen, die einem nicht sympathisch sind. „Klar, man hat auch Freunde gewonnen“, sagt Bernhard Preuß.