Podiumsdiskussion zur Situation des Kirchheimer Basketballs: Knights setzen auf langen Atem
Alles kann, nichts muss

Quo vadis, Kirchheim Knights? Nach der erfolgreichsten Saison mit dem sportlichen Aufstieg in die Erste Liga stellen sich Funktionäre, Fans und Freunde des Basketballs in der Teckstadt die Frage, ob und wie die Rahmenbedingungen für den Sprung ins Oberhaus geschaffen werden können. Nach der eigens dafür anberaumten Podiumsdiskussion des Forum Teckbote ist der Wille der Verantwortlichen erstmals öffentlich bekundet. Verein und Stadt setzen dabei auf langfristige Planungen ohne Schnellschüsse – nur eine Erkenntnis von vielen nach zwei Stunden abwechslungsreichen Talks in der Stadthalle.

Kirchheim. Wer in Kirchheim Erstligabasketball verfolgen will, wird sich mindestens noch drei, wenn nicht gar fünf Jahre gedulden müssen – auf diesen Zeitraum verschob Siegfried Meissner in seiner Funktion als geschäftsführender Gesellschafter der Knights am Montagabend die Hoffnungen all jener, die nach dem Einzug ins Pro A-Play-off-Finale und dem damit verbundenen sportlichen Aufstieg in die Bundesliga schon von der Beletage des deutschen Basketballs geträumt hatten. „Ich bin überzeugt, dass wir in drei bis fünf Jahren alle Voraussetzungen erfüllen können“, betonte Meissner.

Diese beinhalten neben der sportlichen Qualifikation einen Mindestetat von 1,1 Millionen Euro, eine Halle mit mindestens 3 000 Plätzen, einen kaufmännischen Geschäftsbetrieb sowie zwei Teams in den Nachwuchsbundesligen – vier Kriterien, die nicht nur in Kirchheim als (zu) hohe Hürden empfunden werden und auf dem Podium vor allem von einem Mann vehement verteidigt wurden: Jan Pommer, Geschäftsführer der Basketball-Bundesliga, war sichtlich bemüht, die Standards als Grundvoraussetzung für eine sportlich erfolgreiche Liga zu verkaufen.

Das muss er auch, schließlich hat sich der Kölner das ehrgeizige Ziel gesetzt, die BBL bis 2020 zur besten Liga Europas zu machen. Dass es auf dem Weg dorthin keinen Platz für Sonderregelungen geben kann, machte Pommer in seinen pointierten Ausführungen immer wieder deutlich. „Ausnahmen sind ausgeschlossen, das könnte man den Erstligisten, die ihre Hausaufgaben gemacht haben, nicht vermitteln.“

Statt auf Übergangsregelungen wie im Fußball zu hoffen, ermutigte Pommer die Verantwortlichen in Kirchheim zu kreativen Lösungen, die von langfristiger Planung gekennzeichnet sein sollten. „Fragen Sie sich immer, was passieren würde, wenn man von heute auf morgen in Kirchheim Erste Liga spielen würde“, warnte er vor Schnellschüssen, in deren Folge das finanzielle Aus drohen könnte.

In diesem Punkt erzielte Pommer seltene Einigkeit mit dem Mann, ohne den es die ganze Diskussion um die Erste Liga in Kirchheim gar nicht geben würde. Knights-Trainer Fren­kie Ignjatovic machte zwar seiner Unzufriedenheit über die Situation mehrmals Luft („Wer hart arbeitet, ein bisschen Glück hat und keine Schulden macht, hat in unserem Sport heute keine Chance mehr“), ließ aber vor allem beim Thema Finanzen Vernunft walten. „Lieber ein trauriger Trainer, als ein bankrotter Verein“, unterstützte Ignjatovic die Linie, die Siegfried Meissner stellvertretend für alle acht Knights-Gesellschafter vertrat. „Auf- und absteigen gehört dazu – aber bitte ohne Schulden.“ Gleichzeitig bekundete Meissner erstmals öffentlich den Willen der Knights, den Aufstieg mit all seinen Facetten langfristig anzupacken. „Der Weg kann nur Richtung Erste Liga gehen. Was das angeht, sind wir zum Erfolg verdammt.“

Über das in diesem Zusammenhang vermeintlich größte Hindernis einer erstligatauglichen Halle erfuhren die über 200 Zuhörer nur wenig Konkretes. Angelika Matt-Heidecker schloss eine Beteiligung der Stadt bei der Finanzierung nicht aus, erteilte einem Bau einer reinen Basketballhalle aber eine Absage. „Die Stadt bringt sich ein, wenn die Halle vielseitig nutzbar ist“, sagte sie, die als Übergangslösung einen Umbau der Sporthalle Stadtmitte favorisiert. Ob und wo eines Tages eine neue Halle gebaut wird, blieb ebenso unbeantwortet wie die Frage nach der Umsetzung der drei anderen Erstligavoraussetzungen – Siegfried Meissner schwor die Zuhörer auf einen mehrjährigen Weg ein, an dessen Ende im optimalen Fall die Erste Liga stehen könnte. „Selbst wenn wir wollten, könnten wir gar nicht von heute auf morgen aufsteigen. Entwicklung heißt das Zauberwort“, betonte er.

Damit redete er dem fünften Podiumsteilnehmer das Wort, der mit seinem Team den Kirchheimern als Beispiel dienen könnte. Robert Wintermantel, Manager von Erstligist Tübingen, machte immer wieder deutlich, wie man unter schwierigen (finanziellen) Voraussetzungen trotzdem im Basketballoberhaus mitmischen kann. „Es funktioniert auch deshalb, weil es in Tübingen bereits zwei Jahre vor dem Aufstieg erste Gespräche wegen einer Halle gegeben hat. Außerdem schaffen wir es seit Jahren, mehr mit Herzblut als mit Kapital Spieler anzulocken.“

Damit zeichnete Wintermantel auch die weitere Vorgehensweise der Knights vor: Eine zielgerichtete Planung, der Augenmaß und eine realistische Einschätzung der Situation zugrunde liegen. „Das Ganze ist ein Prozess mit offenem Ende“, so die nüchterne Einschätzung von Siegfried Meissner – frei nach dem Motto: In Kirchheim kann in Sachen Basketball in den kommenden Jahren alles passieren, muss aber nicht.