Kirchheim. Nervosität ist des Sportlers größter Feind – wer sich auf dem Tenniscourt, der Tartanbahn oder dem Fußballplatz zu viele Gedanken über sein Handeln macht, hat meistens schon verloren. Kirchheims Verbandsligakicker bilden da keine Ausnahme. „Den Spielern fehlte der Glaube, die letzte Überzeugung“, analysiert VfL-Trainer Ralf Rueff das 0:2 vorgestern Nachmittag in Böblingen, ohne dies als Angst vor der eigenen Courage bezeichnen zu wollen. Zu genau weiß der 45-Jährige, dass der Schlüssel zum Wunder, das der VfL bei sieben Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz braucht, im mentalen Bereich liegt. Spielerisch war der dünn besetzte Kader trotz seiner beschränkten Möglichkeiten bislang in den meisten Spielen durchaus auf Augenhöhe. Die 0:5-Klatsche gegen Schwäbisch Hall einmal ausgenommen, hat der VfL in der Rückrunde bislang einen ebenbürtigen Gegner abgegeben, der sich eben nur zu leicht die Butter vom Brot hat nehmen lassen.
Nicht zuletzt deshalb glimmt bei den Verantwortlichen abseits des Platzes noch die Hoffnung auf den Klassenerhalt. „Warum sollen wir in den nächsten Spielen nicht eine Siegesserie starten?“ fragt Abteilungsleiter Fabian Preuß mit beinahe schon entwaffnendem Optimismus. Würde der VfL mit eklatant negativem Torverhältnis weit abgeschlagen am Tabellenende stehen, könnte man Preuß getrost auslachen. Doch die Tatsache, dass es in der Liga Teams gibt, die noch mehr Tore kassiert und noch weniger geschossen haben als der VfL, lassen seine positive Einstellung nicht ganz so abwegig erscheinen. „Es gibt diese Saison keine klaren, typischen Abstiegskandidaten. In der Liga ist alles möglich“, glaubt er. Den jüngsten Beweis erbrachte am vergangenen Mittwoch der Tabellenvorletzte VfB Bösingen, der bis 15 Minuten vor Spielende mit 2:0 gegen Topteam Heidenheim II führte, um am Ende unglücklich 2:2 zu spielen.
Just gegen die Heidenheimer müssen die VfL-Kicker am kommenden Samstag ran. Was vor der Runde als Match um Bonuspunkte galt, wird angesichts der prekären Kirchheimer Tabellensituation zum ersten von zehn Endspielen auf der Saisonzielgeraden. „In den nächsten Wochen wird sich zeigen, ob der Zug schon abgefahren ist“, sagt Fabian Preuß, der bei aller Hoffnung auf das Kirchheimer Wunder zweigleisig planen muss und dabei den Blick für das große Ganze anmahnt. „Im vergangenen dreiviertel Jahr ist vieles mit heißer Nadel gestrickt worden, um eine Basis zu schaffen, auf der wir arbeiten können. Wir müssen uns im Aktivenbereich weiter konsolidieren, egal in welcher Liga wir nächste Saison spielen“, so Preuß, der es vor dem Hintergrund des drohenden Abstiegs wie die Kirchheimer Basketballer hält. „Manchmal muss man einen Schritt zurückgehen, um zwei nach vorne machen zu können“, sagt Preuß und übernimmt damit indirekt die Devise der Knights, die so dem Abstieg aus der 2. Liga etwas Positives abzugewinnen versuchen.