Kirchheim. Beim letzten Aufeinandertreffen im Frühjahr 2000 waren die Vorzeichen eindeutig: Owen stand ungeschlagen an der Tabellenspitze der Bezirksliga, während die Kirchheimer, gebeutelt von schwe-rem Verletzungspech, gegen den Abstieg kämpften. Der TSV verließ damals erwartungsgemäß als Sieger die Halle. Einzig Simon Latzel auf Seiten der Kirchheimer war damals bereits mit dabei. Das Gros der aktuellen Spieler auf beiden Seiten besuchte noch die Grundschule. Während die Owener in der Folge ausschließlich auf HWV-Ebene vertreten waren, stieg der VfL bis in die Bezirksklasse ab. Erst in den vergangenen Jahren kehrte in Kirchheim der Erfolg zurück, sodass es nun zum einzigen Kräftemessen zweier Teckvereine auf HVW-Ebene kommt.
Der Tabellensechste aus Owen startete furios in die Runde. Nach Siegen in Esslingen und daheim gegen Stuttgart hielt der TSV Kontakt zur Tabellenspitze. Es folgten jedoch drei Heimniederlagen in Folge, ehe vergangenes Wochenende gegen das Schlusslicht aus Plochingen die Talfahrt in heimischer Halle gestoppt werden konnte. Der VfL Kirchheim rangiert nur einen Platz dahinter. Mit der unglücklichen Niederlage in Esslingen beschäftigte sich die Mannschaft nur in der Nachbesprechung am Montagabend. Danach galt die ganze Aufmerksamkeit dem kommenden Derby. VfL-Coach Ralf Wagner ist sich sicher, dass er seine Mannschaft für dieses Spiel nicht extra motivieren muss: „Owen ist der Favorit, schließlich haben die im vergangenen Jahr noch zwei Klassen über uns gespielt.“ Er fordert von seiner Mannschaft eine ähnlich kämpferische Einstellung wie in Esslingen. Dass die Kirchheimer mit Druck umgehen können, bewiesen sie vergangene Saison, als sie vor einer Rekordkulisse den TSV Weilheim aus dem Meisterschaftsrennen warfen. Eine ähnlich volle Halle versprechen sich die Verantwortlichen des VfL auch heute Abend.
Vorläufig verzichten muss der VfL auf Timo Schafhitzel, der heute verhindert ist und sich in den kommenden Wochen ganz auf sein anstehendes Examen konzentrieren will. Mit Bastian Smetak steht eine Nachwuchskraft als Ersatz in den Startlöchern, der nach überstandener Fingerverletzung versuchen will, diese Lücke zu schließen.
Deutlich angespannter ist die Personalsituation beim Gegner aus Owen. Der TSV muss weiterhin auf beide etatmäßigen Spielmacher verzichten. Janick Lehmann sitzt nach seiner Tätlichkeit im Spiel gegen den SKV Unterensingen seine letzte Spielsperre ab und Nico Sigel bereitet sich in der Reha auf seine Rückkehr vor. Auch Matthias Büchele konnte unter der Woche wegen einer Erkältung nur eingeschränkt trainieren, sein Einsatz dürfte jedoch nicht gefährdet sein. Anders sieht es bei Torhüter Jörg Waldenmayer aus. Der Keeper verdrehte sich am Dienstag im Training das Knie. Erster Verdacht: Kreuzbandriss. Damit wäre für den Neuzugang die Saison wohl beendet. Für Waldenmayer wird Uwe Raichle nach dem Spiel in Stuttgart mit der Owener „Zweiten“ nach Kirchheim nachreisen. Wieder dabei ist Kreisläufer Dominik Klett und Marius Dotschkal könnte sein Debüt in der ersten Mannschaft geben. Der Spielermacher der Owener „Zweiten“ hat sich mit guten Leistungen in den vergangenen Wochen empfohlen.
Spätestens heute Abend wird es auch eine Antwort auf die Frage geben, ob Owens Trainer Christoph Winkler angesichts der angespannten Personallage nach knapp zwei Jahren sein Comeback auf dem Spielfeld geben wird. Dies hatte der 40-jährige ehemalige Regionalligaspieler zu Saisonbeginn noch kategorisch ausgeschlossen. „Wir gehen dennoch als Favorit in diese Partie und dieser wollen wir auch gerecht werden“, betont Co-Trainer Holger Kiedaisch auch angesichts der Rumpftruppe, die er heute aufs Parkett schicken muss. Kiedaisch hat sich akribisch auf diese Partie vorbereitet. „Wir wissen über die Stärken des VfL bestens Bescheid, aber wir kennen natürlich auch ihre Schwächen.“