Wenn Pascal Bischof daheim gemütlich auf dem Sofa sitzt und am Fernseher die Rennen der Skiprofis verfolgt, ist das schon seltsam für den 24-jährigen Dettinger. Als derzeit bester Rennläufer der Region würde er am liebsten selbst die Hänge hinunterheizen. Doch wegen Corona ist es nun schon bald ein halbes Jahr her, dass er das letzte Mal auf den geliebten Brettern stand. „Im Herbst war ich noch auf dem Gletscher in Kärnten. Jetzt müsste man jedes Mal in Quarantäne“, winkt der Wirtschaftsingenieur ab.
Dass die Skigebiete für den Tourismus geschlossen sind, versteht er. „Irgendwo würden sich ja doch Schlangen bilden.“ Und so fallen auch sämtliche Trainingseinheiten aus, die eigentlich jedes Wochenende anstehen würden. Normalerweise fährt Pascal Bischof freitagnachmittags dreieinhalb Stunden mit dem Auto ins Kaunertal nach Tirol, um dort mit den anderen Skifahrern des Landeskaders am Stützpunkt zu trainieren. Neben Finn Haug aus Weilheim gehört auch sein älterer Bruder Marc-André dazu.
„Jetzt muss halt jeder selbst für seine Fitness sorgen“, sagt der 24-Jährige, der sich dafür am liebsten aufs Rennrad setzt. „Letztes Jahr bin ich um die 6000 Kilometer gefahren. Ich habe da eine gute Community mit ein paar Kumpels“, erzählt der Dettinger. Mit Festool in Wendlingen hat Pascal Bischof außerdem einen Arbeitgeber, der ihm bei der Gestaltung der Dienstzeiten sehr entgegenkommt. „Ich trainiere eigentlich immer nach Gefühl. Nach so vielen Jahren kennt man seinen Körper und weiß, was der braucht.“ Joggen gehört für ihn allerdings eher selten dazu. „Da strample ich ehrlich gesagt lieber auf der Rolle im Keller, als draußen laufen zu gehen“, verrät das Ski-Ass lachend.
Am allerliebsten wäre ihm natürlich das Training im Schnee. Im Vergleich zur Konkurrenz, die in Österreich oder der Schweiz oft direkt an einem Skigebiet wohnt, haben hiesige Wintersportler echte Nachteile. „Wir als gesamte Ski-Nation werden international einen riesigen Verlust haben. Das merkt man jetzt bei den Profis nicht so, aber im Nachwuchsbereich wird das deutlich“, ist Pascal Bischof sicher. „Wenn Kinder im Alter zwischen fünf und zehn Jahren zwei Winter nicht auf den Skiern stehen, ist das ein riesen Rückschritt. Das einzige, was man in dieser Zeit tun kann, ist Krafttraining. Das bekommt man aber an einen Achtjährigen auch nicht heran“, befürchtet der Dettinger, der sich momentan beim Skiverband zum C-Lizenztrainer ausbilden lässt und etliche Kollegen dort hat, die bereits Kinder trainieren.
„Viele versuchen über Zoom Alternativtraining anzubieten. Dabei geht es aber gar nicht so sehr um den Kräftigungseffekt als viel mehr darum, die Kinder bei der Stange zu halten“, weiß der 24-Jährige. Skifahren sei vom Aufwand her eben nicht die einfachste Sportart. Fußballer hätten es da leichter.
Erfolgreichstes Jahr 2019
Pascal Bischof scheut den Aufwand jedenfalls nicht, auch wenn er den Schritt, im Teenie-Alter auf das Internat in Oberstdorf zu gehen, damals nicht gemacht hat. „Als Baden-Württemberger ist das die einzige Möglichkeit, um auf europäischer Ebene mitfahren zu können“, weiß der Riesenslalomspezialist, der 2019 sein bislang stärkstes Jahr feierte. Bei den Deutschen Meisterschaften fuhr er im Feld der nationalen Weltcup-Elite auf den 34. Platz, und beim Deutschlandpokal, einer 28 Rennen umfassenden Serie, holte er den Titel. „Tja, und dann kam Corona“, seufzt der Dettinger. Ob und wie groß sein persönlicher Rückschritt im Leistungssport nach der langen Ski-Abstinenz ausfallen wird, kann Pascal Bischof noch nicht genau einschätzen. „Ich denke, ich werde mich nicht allzu schwer tun, schließlich habe ich jetzt 17 Jahre hintereinander sehr viel gemacht.“
Bis es wieder auf die geliebten Bretter geht, muss eben noch eine Weile das Rennrad herhalten - und der Fernseher, denn von den Profis schaut sich der Dettinger gerne noch was ab. „Wenn an Corona irgendwas positiv ist, dann, dass ich jetzt Zeit habe, mir die Rennen anzuschauen“, lacht er.