Kirchheim. Totenstill war‘s am Donnerstagabend in der Kabine, als Mario Kienle der Mannschaft, die kurz zuvor in der ersten Runde des Bezirkspokals mit 1:3 am FC Rechberghausen gescheitert war, seinen Rücktritt verkündete. „Die Spieler waren überrascht“, verrät der Ex-Trainer, den in erster Linie gesundheitliche Gründe bewogen, nach nicht einmal vier Monaten als VfL-Coach das Handtuch zu werfen.
Kienle hat einen Bandscheibenvorfall, der ihm im schlimmsten Fall eine Operation an der Wirbelsäule einhandeln könnte. „So weit will ich es nicht kommen lassen“, betont der 45-Jährige, der in Bälde in Reha gehen und auch vor dem Hintergrund unzähliger Physiotherapietermine wenig(er) Zeit haben wird, um mehrmals die Woche von Neckartailfingen nach Kirchheim zum Training zu fahren. „Die Gesundheit geht vor, auch wenn der Zeitpunkt natürlich unglücklich ist“, so Kienle.
In der Tat könnten böse Zungen nun behaupten, sein Rücktritt hänge mit seiner Bilanz zusammen: Nach sechs Spielen als Landesliga- und zweien als Bezirksligatrainer konnte Kienle nur einen einzigen Punkt verbuchen, vom Pokalaus vorgestern Abend ganz abgesehen. „In der Vorbereitung waren nur zwischen acht und zehn Spieler im Training“, relativiert Kienle, der dem Verein auch nach seinem Abschied verbunden bleiben will: Schließlich kickt sein Sohn in der VfL-U10.
Sein Nachfolger soll der Mannschaft bereits am Montag präsentiert werden. „Wir sind in Gesprächen“, sagt Abteilungsleiter Fabian Preuß, der Kienle erst Anfang Mai für den entlassenen Erol Sarikoc geholt hatte. „Es ist frustrierend, wenn du glaubst, den richtigen Weg eingeschlagen zu haben und es dann doch nicht klappt“, stöhnt Preuß, der aus seinem Herzen keine Mördergrube macht: „Das ist der absolute Tiefpunkt.“
Umso größer sind die Hoffnungen, die man beim VfL nun auf Rückkehrer Patrick Gühring setzt. Der 33-Jährige stand von 2004 bis 2009 bereits zwischen den Kirchheimer Pfosten, war einer der Garanten dafür, dass der VfL 2007 Verbandsligameister wurde und sich danach im baden-württembergischen Oberhaus halten konnte. Ab 2009 machte er Station bei den Stuttgarter Kickers, dem SSV Reutlingen, dem TSV Bad Boll, dem FC Heiningen und zuletzt dem FC Frickenhausen, dem er vor zwei Wochen nach internen Querelen den Rücken kehrte. „Der Kontakt zum VfL ist nie abgebrochen. Ich freue mich, wenn ich dem Verein helfen kann“, so Gühring, der beim Pokalspiel vorgestern Zaungast war. „Die Mannschaft hat Potenzial und es gibt in der Bezirksliga bestimmt fünf oder sechs schlechtere“, macht er den neuen Teamkollegen Mut in Sachen Klassenerhalt, zumal er nicht allein beim VfL aufschlägt. Mit Robin Jaksche kommt ein weiterer Ex-Frickenhausener nach Kirchheim, der lange Kapitän im Neuffener Tal war und über Oberligaerfahrung mit dem SGV Freiberg verfügt. „Aber nur wir beide können den Klassenerhalt nicht schaffen, da müssen alle mitziehen“, betont Gühring, der auch als Spielertrainer im Gespräch ist. „Wir diskutieren alle Optionen“, lässt sich Fabian Preuß nicht in die Karten schauen. Gleichwohl ist der Markt an willigen und für den VfL bezahlbaren Alternativen so kurz nach Saisonbeginn eher überschaubar.
Im morgigen Heimspiel gegen Neuhausen wird A-Jugendcoach Oliver Klingler, der auch schon als Spieler ausgeholfen hat, auf der Bank Platz nehmen. „Wie Gühring ein Mann mit Herzblut“, lobt Preuß den Interimstrainer, „davon könnten wir noch mehr gebrauchen.“