Bissingen. Die „Meile“ schreibt die kuriosesten Geschichten. Etwa die von Walter Jirschik aus Owen, der wie jedes Jahr bereits vor Veranstaltungsbeginn am Start auftauchte, um als Erster auf die Strecke zu gehen. „Um zehn vor zehn stand er mit einer Cola in der Hand da und freute sich“, erzählt Meile-Organisatorin Judith Oelkrug (auf nebenstehendem Bild links zu sehen), die gestern kurzerhand selbst gehörig ins Schwitzen kam. Nicht, dass sie die 1,514 Kilometer lange Betonpiste mit ihren maximal 6,6 Prozent Steigung in Angriff genommen hätte. Am frühen Nachmittag drohten im Festzelt die Grillwaren knapp zu werden. „Weil die Wetteraussichten nicht ganz so doll waren, hatten wir eher mit weniger kalkuliert“, schmunzelte Oelkrug. Aber nach einem kurzen Abstecher zum Metzger nach Bissingen, der leckeren Nachschub parat hatte, war die „Wurst-Krise“ gelöst.
In der Tat hielt sich Petrus entgegen vieler Befürchtungen mit Regengrüßen zurück. Zwischenzeitlich herrschten sogar so gute (Wind-)Verhältnisse, dass die Topfahrer Topzeiten liefern konnten. Allen voran Philipp Daum. Der 24-jährige Wendlinger donnerte die Meile in 2.50,50 Minuten nach oben und wiederholte damit eindrucksvoll seinen Vorjahressieg. Zum Streckenrekord des Notzinger Simon Mößner aus dem Jahr 2006 fehlten dem gelernten Zweiradmechaniker, der erneut mit einem Replikat von Mario Cipollinis Muscle-Rennanzug unterwegs war (siehe Bild links oben), gerade mal vier Sekunden – und das mit einem Eingangrad, einem sogenannten Fixie. „Mag sein, dass ich mit einem normalen Rennrad noch schneller wäre“, lächelte er nach seinem Triumph, „aber einmal Fixie, immer Fixie.“
Daum war allerdings nicht der einzige, der den kurzzeitigen Nordwind nutzen konnte. Auch der mehrmalige Sieger Andy Miller (2.57,40) sowie der erst 17-jährige Jannik Steimle (2.59,60) blieben unter der magischen Drei-Minuten-Marke. „Schade, im Training am Samstag war ich 2,49 Minuten schnell. Dann gibt‘s halt die Kampfansage für nächstes Jahr“, so Steimle, der die „Meile“ insgesamt vier Mal hochgejagt war.
Noch ausdauernder war U60-Fahrer Harald Wagner: Stolze sieben Mal bolzte der Naberner seinen Drahtesel die 76 Höhenmeter nach oben und hatte als beste Leistung hernach eine respektable 4,08er-Zeit stehen.
Mehr als vier Mal so lang war der jüngste Teilnehmer unterwegs: Jonas Gühring aus Bissingen (Jahrgang 2009) bekam von den Zuschauern am Streckenrand aber genauso viel Applaus und Anfeuerung wie jeder der 202 Teilnehmer – bei der Meile steht bei aller Zeitenhatz schließlich immer noch der Spaß an der Freude im Vordergrund. Entsprechend auch das Resümee von Judith Oelkrug und der knapp 60-köpfigen Bissinger Alpin- und Radsportabteilung, von der jede(r) zum Gelingen beigetragen hat: „Wir sind super zufrieden.“
Fotos: Deniz Calagan