Kirchheim. In der bis auf den letzten Platz ausverkauften Sporthalle Stadtmitte starteten die Knights am Samstag ohne Tim Koch in die Partie, der auf dem Weg zum Spiel in einen Autounfall verwickelt war. Der 21-Jährige blieb zwar unverletzt, war jedoch nicht rechtzeitig zu Spielbeginn in der Halle. Die restlichen Ritter dagegen waren von Beginn an hellwach. Beflügelt von der aufgeladenen Atmosphäre in der Halle sorgten Cedric Brooks, Nils Menck und Ryan De Michael für den 10:10-Zwischenstand nach vier Minuten. Doch schon früh zeigte sich die klare Überlegenheit der Münchner unterm Korb, wo die Bayern-Riesen Darius Hall, Robert Maras und Chad Prewitt sich nach Belieben die Bälle angelten. Mit einem 25:21-Vorsprung gingen die Gäste ins zweite Viertel.
Die Bayern blieben überlegen und kamen durch Ballgewinne immer wieder zu zweiten Chancen, was das Reboundverhältnis von 22:8 in der ersten Hälfte des Spiels unterstreicht.Ein starker Nils Menck hielt die Knights bis zur Halbzeit (39:48) im Spiel. Dass die Stimmung in der Pause nicht abflachte, dafür sorgte die international erfolgreiche Ropeskipping-Formation „Ropidz“ mit einer spektakulären Show.
Der FC Bayern München behielt nach der Pause zwar die Kontrolle über die Partie, das Highlight setzten in dieser Phase allerdings die Kirchheimer. Cedric Brooks bediente Gordon Scott mustergültig am Brett, sodass der Knights-Routinier spektakulär per Alley-Oop abschließen konnte. Gästetrainer Dirk Bauermann unterbrach den Kirchheimer Jubel umgehend mit einer Auszeit, die Wirkung zeigte. Was folgte war ein 7-0-Zwischenspurt der Münchner zum 67:51 nach sieben Minuten. Doch Kirchheim gab sich in diesem intensiv geführten Spiel nicht so einfach geschlagen, und so setzten Punkte von Brooks und Scott dem Lauf der Gäste ein Ende. Angepeitscht von den Fans kämpften sich die Knights Punkt um Punkt heran und waren beim 62:72 nach drei Vierteln wieder in Schlagdistanz.
Im Schlussviertel kochten die Emotionen dann richtig hoch. Nach mehreren zweifelhaften Foulentscheidungen legte sich Frenkie Ignjatovic mit den Schiedsrichtern an und kassierte dafür zwei technische Fouls. Die Folge: Kirchheims Coach erlebte den Rest der Partie in der Kabine, während die Bayern die fälligen Freiwürfe und den darauffolgenden Angriff zu fünf Zählern in Serie nutzten und sich damit erneut absetzten. Die Trotzreaktion folgte prompt: Angeführt von Ryan De Michael startete Kirchheim einen 9-0- Lauf und verkürzte damit erneut auf 76:82 gut fünf Minuten vor dem Ende. Jonathan Wallace, mit 31 Punkten Topscorer der Partie, hatte mit fünf Zählern in Folge nicht zum ersten Mal an diesem Abend die passende Antwort parat. Die Schlussphase hatte Dramatik zu bieten: 36 Sekunden vor dem Ende brachte Gordon Scott, der zehn seiner 21 Punkte im letzten Viertel erzielte, die Ritter auf 89:93 heran. Ein unsportliches Foul gegen den erneut starken Cedric Brooks brachte schließlich die endgültige Entscheidung. Jonathan Wallace ließ sich die Chance nicht nehmen und verwandelte dreimal sicher von der Freiwurflinie.
Am Ende blieb nur der Trost, dem großen Favoriten aus München alles abverlangt und dabei vor allem kämpferisch überzeugt zu haben. Mit Herz und Leidenschaft hatten die Kirchheimer die Bayern in der Schlussphase am Rande einer Niederlage, sodass selbst Headcoach Frenkie Ignjatovic nach der Partiewieder versöhnt war: „Ich bin sehr stolz auf meine Mannschaft. Wir haben uns heute nie aufgegeben. Auch wie die Jungs die schwierige Situation nach meiner Disqualifikation gemeistert haben, verdient großen Respekt“. Auch sein Gegenüber Dirk Bauermann fand lobende Worte zu der Leistung der Knights: „Wir haben heute ein sensationell spannendes Spiel gesehen, das gerade offensiv auf ganz hohem Niveau stand. Kirchheim ist mit einer unglaublichen Intensität zu Werke gegangen und hat uns das Leben extrem schwer gemacht.“
Die Gründe für die zweite Heimniederlage der Saison lagen derweil in der deutlichen Unterlegenheit im Rebound (40:21) und der starken Offensivleistung der Mannschaft von Bundestrainer Bauermann. „München hat sich phasenweise in einen wahren Rausch gespielt. Wallace haben wir dabei nie in den Griff bekommen und auch Aleksandar Nadjfeji hat eindrucksvoll seine Klasse bewiesen“, stellte Ignjatovic abschließend fest. Viel leichter wird es für seine Mannschaft nicht. In Osnabrück wartet kommenden Samstag mit den GiroLive-Ballers bereits der nächste Topgegner.