Wer zu gemütlich auf einem Thron sitzt, kann schnell mal von eben diesem gestoßen werden – oder dann, wenn der Sturz durch einen durcheinandergeratenen Spielplan möglich wird. Wenn am Sonntag die Frauen-Landesliga zur Restrunden-Bewältigung mit Nachholpartien startet, bleiben die Fußballerinnen aus Ötlingen und Wendlingen an der Seitenlinie. Das mit einem Punkt Vorsprung die Staffel anführende Team von Simon Heller geht erst am 13. März im Auswärtsmatch beim TSV Langenbeutingen in den Wettkampfmodus über.
Der erste TSVW-Jäger namens TSVgg Plattenhardt (Heller: „Spielerisch mit das Beste in der Liga“) wickelt bis dahin, falls es keine Spielabsagen gibt, gleich zwei Begegnungen ab. Wendlingerinnen und Ötlingerinnen lässt der drohende und wahrscheinliche Verlust der Spitzenposition weitgehend unbeeindruckt. „Unser Ziel ist ein Platz unter den ersten Drei in der Tabelle“, wagt sich Swenja Gerdes mit einer recht konkreten Zieldefinition aus der Deckung. Dieses Selbstbewusstsein der Spielgemeinschaft hat nicht nur mit der aktuellen Gipfellage zu tun. „Die Testspiele liefen gut“, urteilt die Torhüterin.
In der Tat entwickelte sich das Vorglühen auf Betriebstemperatur vielversprechend: Zuletzt lediglich ein 0:2 im kurzfristig anberaumten Test bei Regionalligist VfB Obertürkheim, beim Duell mit dem ebenso zwei Klassen höher spielenden TSV Crailsheim sogar nur ein 0:1, dazu noch ein passables 2:2 gegen den Zweiten der Landesliga zwei, Altheim. „In allen Partien konnten wir mithalten“, arbeitet Coach Heller einen interessanten Aspekt heraus, zeigt sich generell sogar äußerst angetan vom aktuellem Leistungsstand.
Dieser scheint kein Zufall zu sein. „Wir haben alle in der Winterpause viel gemacht, uns fit gehalten und unter anderem in der Merklinger Soccerhalle gekickt“, berichtet Hanna Schmidt. Laut der Vierfach-Torschützin der aktuellen Runde sei das Team zudem weniger stark von Coronafällen betroffen gewesen als andere Liga-Konkurrentinnen. Die Stabilität zeigt sich nicht nur direkt auf dem Platz. So blieb der Kader in der Winterpause fast frei von Fluktuation sowie Transfers. Leonie Hammley, hinter Laura Gerlinger (sieben) zweiterfolgreichste Vollstreckerin mit fünf Treffern, verabschiedet sich allerdings bis Sommer zum Auslandsstudium in die USA. Alina Lesoine pausiert. Wiedereinstieg? Ungewiss. Mit Pia Feldes schneite in der Winterpause jedoch eine echte Verstärkung herein. „Sie ist vielseitig einsetzbar, tendenziell jedoch auf der Außenbahn“, äußert Coach Heller Freude über den Transfercoup plus die neu gewonnene Flexibilität. Die Neue gehörte bis Dezember des vergangenen Jahres dem Oberligakader der VfL Sindelfingen Ladies an.
Dass die Kickerinnen aus Speck und Rübholz auch Schwächen haben, stellen sie nicht einmal selbst in Abrede. Bei „hohen Bällen und der Kommunikation auf dem Platz“ sieht beispielsweise Swenja Gerdes noch Luft nach oben. Hanna Schmidt hat die ersten zehn Minuten einer Partie im Visier. „In der Hinrunde fehlte oft eine konstante Leistung über ein komplettes Spiel hinweg, auch weil wir nicht gut in ein Spiel reinkamen“, sagt sie. So hatte das 4:4 nach 0:4-Rückstand gegen den SV Westernhausen mindestens genauso hohen Unterhaltungswert wie das 4:3 nach 0:3 gegen die SpVgg Gröningen-Satteldorf. Die Fehlzündungen zu Spielbeginn sowie die Aufholjagden lassen aber Interpretationen offen. „Es zeigt zumindest, dass das Team eine gute Moral hat“, gibt Trainer Heller den Positivdenker. Der Coach, traditionell ohne das Verkünden von Saisonzielen unterwegs, lässt sich nun doch etwas aus der Reserve locken. „Wir wollen uns oben festbeißen“, sagt er – das hat allerdings noch die halbe Liga vor.