Erste Klimmzüge auf dem Weg zurück in eine neue Turn-Normalität: Über ein Vierteljahr nach Beginn der Corona-Krise kommt beim VfL Kirchheim Bewegung in Spitzen- wie Breitensport. „Nach dreieinhalb Stunden waren sie alle k.o.“, berichtet Cheftrainerin Michaela Pohl, als sie die erste anspruchsvollere Übungseinheit der Kirchheimer Drittliga-Turnerinnen Revue passieren lässt. Mehr Blasen als gewöhnlich an den Fingern plus wunde Hände waren Anfang Juni Zeugnis des ungewohnt harten Übergangs aus eher lockerem Lockdown-Training in den geregelten Übungsbetrieb.
Zwar hätten die VfL-Turnerinnen zu Beginn der Coronakrise laut Pohl ihr Kraftprogramm zunächst noch geflissentlich abgearbeitet. Doch nach einigen Wochen sei „die Luft raus gewesen, weil es kein konkretes Wettkampfziel mehr gab“, wie Michaela Pohl ebenso verständnisvoll wie offen bekennt - normalerweise hätten im Frühjahr noch etliche Meisterschaften angestanden.
Ende Juni 2020 stellt sich die Lage wesentlich freundlicher dar, was in erster Linie mit dem wieder möglichen Hallentraining zu tun hat. „Die Turnerinnen kommen immer besser in die Elemente rein“, zwischenbilanziert die Trainerin den Fortschritt der vergangenen Tage. Dass Michaela Pohl ihren Sportlerinnen aktuell keine direkte Hilfestellung bei den Übungen geben darf, verdeutlicht freilich, dass der Betrieb nicht mit jenem aus Vor-Corona-Zeiten vergleichbar ist.
Techniktraining hat gefehlt
Auch das Männerteam des VfL steht vor Herausforderungen. „Was während des Lockdowns lief, hatte mit Training wenig zu tun“, rekapituliert VfL-Abteilungsleiter Heiko Paul. Es sei im Prinzip um die Aufrechterhaltung der körperlichen Fitness gegangen - mehr nicht. „Da nützen auch tausend Handstände im Wohnzimmer nichts“, scherzt er. Techniktraining an Geräten? Allenfalls im heimischen Garten möglich, falls vorhanden.
Der neue Trainingsalltag sieht nun ähnlich aus wie bei den Frauen. Das Hygiene- und Sicherheitskonzept gibt den Takt vor. Aufgeteilt in kleine Trainingsgruppen, Abstand wahren, kein Umziehen und Duschen - so sehen einige der Prophylaxe-Maßnahmen aus.
Mitte Juni wurden die Vorgaben in enger Zusammenarbeit mit der Stadt zudem erneut überarbeitet. Eine zentrale Rolle nehmen hierbei die von der Turnabteilung festgelegten Corona-Beauftragten ein. Sie überwachen die Einhaltung aller Hygieneregeln, verwalten Teilnehmerbögen, sind Ansprechpartner bei Kontrollen durch das Ordnungsamt und sorgen dafür, dass die erlaubte Personenzahl in der Raunersporthalle nicht überschritten wird. Trainiert wird weiterhin unter Ausschluss der Öffentlichkeit.
Während des gesamten Aufenthalts im Gebäude der Raunersporthalle gilt ein Mindestabstand von zwei Metern zwischen allen Personen. „Verstöße gegen das Hygiene-Konzept können zum Vereinsausschluss führen“, heißt es unmissverständlich auf der VfL-Homepage - Vorgaben, die zudem eine Herausforderung für den Breitensportbetrieb darstellen. Vergangene Woche hat zumindest die „Bauch-Beine-Po“-Gruppe wieder losgelegt. „Schrittweise werden wir das Angebot ausweiten, soweit es möglich ist, die Verordnungen umzusetzen“, sagt Michaela Pohl verbal.
In der Warteschlange stünden beispielsweise das Eltern-Kind-Turnen, Kinderturnen sowie die Sport-Spaß-Spiel-Gruppe. „Bis alle wieder trainieren können, dürfte es bis nach den Sommerferien dauern“, prophezeit Abteilungsleiter Heiko Paul - vorausgesetzt, dass Kirchheim ein erneuter Lockdown erspart bleibt.