Nürtingen. Wolf Henzler – ein Wolf im Schafspelz in diesen Tagen, zumindest optisch. Nur wenig erinnert an den tempogierigen Bleifußfahrer im Rennporsche, der in der American Le Mans Serie (ALMS) auf Geheiß seines Rennstalls mit über 400 Pferdestärken die Meute der GT2-Erzrivalen im Ferrari jagt. Längst hat er die blaue, feuerfeste Rennfahrermontur aus- und die Zivilklamotten angezogen, und wenn er jetzt im Dienstwagen Porsche Cayenne auf Nürtingens Straßen Auto fährt, dann risikofrei und tempolimitiert. Es ist Herbst, die Rennsaison längst vorbei, und Henzler, ansonsten ein Dauerpendler zwischen Deutschland und den USA, ist wieder daheim. In Zizishausen macht er jetzt in Familie, zu der noch Neu-Ehefrau Antje („meine langjährige Freundin“) und Sohn Noah gehören. Der ist im besten Schnuller-Alter – langweilig wird‘s Wolf Henzler nicht.
Sportlich fehlte dem 35-Jährigen zuletzt etwas zum großen Glück – ein Treppchenplatz in der abgelaufenen ALMS mit dem Falken-Rennstall. „Wenn man in keinem einzigen Rennen der Saison einen Top-3-Platz herausfährt, ist das frustrierend“, sagt der Klassensieger von 2008 an der Seite von Jörg Bergmeister (Langenfeld). Am Ende landete er in der GT2-Gesamtwertung auf Platz 20 – sein bisher schwächstes Abschneiden in sechs ALMS-Jahren. Dafür gehörte Henzler zum vierköpfigen Gesamtsieger-Team beim 24-Stunden-Rennen im belgischen Spa-Francorchamps und feierte ebenfalls in einem Porsche GT3 RSR beim Langstrecken-Klassiker Le Mans im Felbermayr-Proton-Team den Klassensieg – ein Erfolg für die Ewigkeit. „Meine ALMS-Bilanz in diesem Jahr war wirklich nicht so gut“, resümiert Henzler, „aber angesichts der Erfolge in Europa kann ich mit dieser Saison doch zufrieden sein.“
Noch offen derzeit ist, für welchen Rennstall Henzler im neuen Jahr fahren wird. „Diesbezüglich gibt es noch keinerlei Vereinbarungen oder Tendenzen“, sagt Henzler. Auf einen anderen Vertrag wartet er noch sehnlicher – jenen, der seine berufliche (Renn-)Zukunft regelt. Doch wann genau Henzler zur Unterzeichnung des Kontrakts als Porsche-Werksfahrer 2011 nach Weissach fahren darf, ist offen. „Einen konkreten Zeitraum, wenn die Werksfahrer benannt werden, gibt es nicht“, erklärte Porsche-Sprecher Oliver Hilger auf Anfrage.
So braucht Henzler jetzt vor allem eines: Geduld – auch mit seinem angeschlagenen Rücken. Der machte ihm vor einigen Wochen dermaßen zu schaffen, dass er den letzten ALMS-Lauf absagte – und sich stattdessen einem operativen Eingriff in Tübingen unterzog. Alles verlief ohne Komplikationen, doch als Nachwehe blieb das Sportverbot. Bis zum vergangenen Montag. „In dieser Woche trainiere ich erstmals wieder auf dem Ergometer und werde walken, wenn‘s das Wetter erlaubt.“
Schritt für Schritt will sich Henzler an seinen alten Fitnessstand herantasten, um im kommenden Jahr wieder richtig Gas geben zu können. Zeit für gutes Aufbautraining hat er derzeit zur Genüge.