Lokalsport
Auf Hawaii geht ein Traum in Erfüllung

Ausdauersport Die Kirchheimerin Silke Roßkopf steckt mitten in den Vorbereitungen auf die Triathlon-WM, kämpft derzeit aber mit den Nachwirkungen einer Corona-Infektion. Von Sandra Langguth

Wer an Hawaii denkt, hat normalerweise Palmen, weiße Strände und leckere Cocktails im Sinn. Silke Roßkopf fallen beim Gedanken an die Inselkette ganz andere Dinge ein: stark salziges Wasser, Wellengang, ein rauher Wind und unerbittliche, schwüle Hitze. Vom Kampf mit den Elementen träumt die 46-jährige Ärztin, seit sie mit dem Triathlon-Sport angefangen hat, denn ein Start bei der Ironman-Weltmeisterschaft auf Hawaii ist für Ausdauersportler die absolute Krönung. „Das ist schon ein großer Lebenstraum von mir“, gibt die Kirchheimerin lachend zu. Dass sie sich als Altersklasseathletin für den Start auf Big Island qualifiziert hat, war allerdings auch Glückssache. „Ich gehöre auf dem Niveau einfach nicht zu den ganz Vorderen“, erklärt Silke Roß­kopf. Beim Ironman in Aix-en-Provence belegte sie in ihrer Altersklasse nach 12:56:52 Stunden den siebten Platz. Da die vor ihr platzierten Athletinnen entweder bereits einen Startplatz für Hawaii hatten oder ihren nicht wollten, kam die Kirchheimerin an die Reihe. Sie fackelte nicht lange und griff zu.

 

„Da heißt es hin und wieder auch – Mut zur Lücke.
Silke Roßkopf
Die Triathletin über die Tatsache, dass sie als Ärztin im Schichtdienst nicht immer so trainieren kann wie nötig

Dass seither die Kreditkarte glüht, ist ein eher unangenehmer Nebeneffekt. Alleine der Start in Kona kostet mit Gebühren und Steuern rund 1300 Euro. „Für Flüge und Unterkunft haben mein Partner und ich etwa 10 000 Euro ausgegeben. Transfers und Verpflegung sind da noch gar nicht dabei“, rechnet die Ärztin vor. In ihren Lebenstraum investiert Silke Roßkopf aber gerne. Nicht nur Geld, sondern vor allem Zeit und Energie. Ihre Trainingseinheiten plant sie um die Arbeit im Kirchheimer Krankenhaus drumrum. Das ist freilich kein leichtes Unterfangen, denn mit Nachtdiensten und Spätschichten kommt der Rhythmus ganz schön durcheinander. „Da heißt es hin und wieder auch – Mut zur Lücke“, berichtet die 46-Jährige lachend. 

Ihre Bestzeit auf der Langdis­tanz liegt bei 11:06 Stunden. Die peilt sie auf Hawaii allerdings nicht an. Ganz im Gegenteil: „Da will ich einfach nur durchkommen.“ Dass sie vor drei Wochen an Corona erkrankt ist, macht die Vorbereitung auf den großen Tag im Oktober nicht einfacher. „Im Moment geht alles nur mit angezogener Handbremse.“ Dank eines Wettkampfes auf der mexikanischen Insel Cozumel und auf Lanzarote hat die Kirchheimerin bereits eine Ahnung davon, was sie im US-Paradies erwartet. „Außerdem ist mein Partner Gunter Stecher in den 80er-Jahren schon auf Hawaii gestartet, da kann er mir auch einige Tipps geben.“ 

In den kommenden Wochen will die Kirchheimerin so gut es geht an ihrer Form feilen. Zwei bis drei Schwimmeinheiten, drei Läufe und so viele Radkilometer wie möglich packt sie üblicherweise in ihre Woche. Idealerweise trainiert sie zweimal am Tag. „Morgens was Kurzes und abends eine längere Einheit“, erklärt Silke Roßkopf. Ein Ruhetag pro Woche muss allerdings auch sein. Da kommt ihr auch die medizinische Ausbildung zugute. „Man ist wahrscheinlich schon vernünftiger, wenn man besser Bescheid weiß.“ Im Moment behält sie vor allem ihren Puls im Blick. „Der ist noch nicht wieder so wie vor Corona.“ Dass der Mitteldistanz-Wettkampf in Dresden am Wochenende abgesagt wurde, ist so gesehen vielleicht ganz gut. „Ich wäre sicherlich gestartet und hätte das als langen Trainingstag gesehen.“ So blieb doch etwas mehr Zeit für die Erholung, denn anstrengend wird es bald von allein. Vor allem das Schwimmen beim Ironman Hawaii bereitet ihr Sorgen. „Man darf keinen Neoprenanzug tragen. Für mich als eher schlechte Schwimmerin ist das nicht so toll. Das kostet mich sicher Körner“, sagt die 46-Jährige.

Am 27. September geht es für Silke Roßkopf und Gunter Stecher mit dem Flieger Richtung Hawaii. So hat die Kirchheimerin rund eine Woche Zeit, sich an das Klima zu gewöhnen, ehe es am 6. Oktober ernst wird. 

 

Die WM ist erstmals ein mehrtätiges Event

Termin: Die Triathlon-WM auf Hawaii findet vom 6. bis 8. Oktober statt. Damit geht das Event erstmals über mehrere Tage. Hintergrund ist die Absage des Rennens 2020 und die Verschiebung des Wettbewerbs von 2021. Die bereits qualifizierten Altersklassenathleten erhielten das Angebot, ihren Start im Mai 2021 in St. George wahrzunehmen oder auch auf einen späteren Hawaii-Termin zu verlegen. Die Masse der Athleten im Oktober auf Hawaii ist nur durch eine Entzerrung des Wettbewerbs zu bewerkstelligen.

Athleten: Am Donnerstag, 6. Oktober, starten alle Frauenfelder und einige Männer. Um 6.25 Uhr Ortszeit, hierzulande ist dies um 18.25 Uhr, beginnen die Profi-Frauen. Zwei Minuten später die Paratriathleten. Weitere drei Minuten später kommen in Wellen alle Frauen-Altersklassen. Eine Stunde nach dem ersten Start gehen dann alle Männer über 60 auf die Schwimmstrecke, ehe die Altersklassen 50 bis 54 und 25 bis 29 dran sind. Am Samstag, 8. Oktober, geht es dann ebenfalls um 6.25 Uhr Ortszeit mit den Profi-Männern und anschließend den restlichen Altersklasse-Athleten weiter. sl