Lokalsport
Bader: "Großsporthalle ist durch die Stadt nicht finanzierbar"

Absage Die Klausurtagung im VfL-Kanzelwandhaus in Riezlern sorgt für Klarheit: Eine mehr als 40 Millionen Euro teure Vierfeld-Halle mit großer Tribüne und Parkhaus ist auf Schultern der Stadt nicht machbar. Von Tim Trento

Am vergangenen Wochenende fand die erste sogenannte „Kanzelwandtagung“ des Kirchheimer Stadtverbands für Leibesübungen (SfL) nach dem Ende der Pandemie statt. Zweimal hatten die Verantwortlichen die Veranstaltung zuvor „coronabedingt“ im VfL-Sportvereinszentrum und in der Kirchheimer Stadthalle durchführen müssen um die Abstands- und Hygieneregeln einhalten zu können. SfL-Vorsitzender Hans-Joachim Brenner, der neben einer enttäuschenden Teilnehmerzahl aus den Vereinen (siehe Infokasten) die Kirchheimer Verwaltungsspitze mit Oberbürgermeister Dr. Pascal Bader, Erster Bürgermeister Günter Riemer, Bürgermeisterin Christine Kullen sowie UIrike Glemser als Leiterin der Abteilung Bildung und Marco Wanzke als stellvertretender Sachgebietsleiter Schule und Sport begrüßte, hatte zwei der brisantesten und interessantesten Punkte gleich zu Beginn der Tagung platziert: die angedachte Großsporthalle und der auf dem Weg befindliche Hallenbad-Neubau.

Betreibermodell durch Investor?

Der großen Sportarena, die neben den dringend benötigten Kapazitäten für den Schulsport auch die neue Heimat der Basketballer der Kirchheim Knights, der VfL-Bundesliga-Turner und weiterer Sportveranstaltungen hätte werden sollen, erteilte das Kirchheimer Stadtoberhaupt gleich zu Beginn eine Absage: „Ich sehe keine Großsporthalle, die auf Schultern der Stadt finanziert werden könnte“, sagte Pascal Bader, der die Kosten mit rund 35 Millionen Euro zuzüglich eines Parkhauses für fünf Millionen Euro bezifferte. Mit den anstehenden dringenden Investitionen in das Ludwig-Uhland-Gymnasium, das Kornhaus und den Verwaltungsneubau habe die Stadt, so der Oberbürgermeister, drei Großprojekte, die keinen Spielraum für eine große Sporthalle lassen. Ein Betreibermodell durch einen Investor sei hingegen möglich, wenngleich auch hier die Chancen eher unrealistisch seien

Unabhängig von den Neubau-Investitionen hat die Stadt, so SPD-Stadtrat und VfL-Vorsitzender Marc Eisenmann einen „Sanierungsstau“: die Ötlinger Eduard-Mörike-Sporthalle gehört ebenso zu den Sanierungskandidaten wie die immer noch von Wassereinbrüchen betroffene Sporthalle Stadtmitte, die Sporthallen des Ludwig-Uhland-Gymnasiums und der Freihof-Schulen, die Konrad-Widerholt-Halle und die Sporthalle Lehenäcker in Jesingen. „Man sollte nicht warten, bis es nicht mehr zu reparieren ist“, sagte Eisenmann, um augenzwinkernd Alt-Oberbürgermeister Peter Jakob zu zitieren, der gesagt hatte: „Wenns kaputt ist, ist immer Geld da.“

Als Alternative zur teuren Großsporthalle läuft derzeit eine Machbarkeitsstudie für eine kleinere Dreifeld-Sporthalle, welche auf dem seitherigen Parkplatz des Schlossgymnasiums entstehen könnte und das Delta für den Schulsport verkleinern könnte. Bürgermeisterin Christine Kullen bezifferte die Kosten auf 15,8 Millionen Euro für eine Lösung mit einer 400 Personen fassenden Tribüne oder 18,7 Millionen Euro mit einer großen Tribüne für 2700 Zuschauer. Angesichts aktuell fehlender Kapazitäten von fünf bis sieben Hallenteilen könnte eine solche Lösung zumindest für eine deutliche Linderung der Misere führen. Noch in diesem Jahr sollen die Ergebnisse der Studie dem Gemeinderat vorgelegt werden. Marc Eisenmann brachte als Alternativen Freilufthallen, wie die zuletzt in Jesingen eingeweihte „Keller-Lufttechnik-Arena“ oder sogenannte Kalthallen ins Gespräch, die auf schlecht oder wenig genutzten Plätzen entstehen könnten.

Hallenbadplanungen auf Kurs 

Auf Kurs scheint hingegen der Fortgang der Hallenbadplanungen. Nach seiner Tour durch die Umlandkommunen konnte Oberbürgermeister Bader von einer möglichen Kostenbeteiligung durch die Städte und Gemeinden Weilheim, Holzmaden, Ohmden, Bissingen, Neidlingen, Dettingen und Wendlingen berichten. Die Beteiligung soll sich auf den zu erwartenden Abmangel des Hallenbads beziehen und nicht auf die eigentlichen Investitionskosten in Höhe von rund 25 Millionen Euro, die die Teckstadt selbst stemmen wird. Die Auswertung einer Bürgerbefragung zum Hallenbad steht als nächstes an, bevor 2024 die Vereinbarungen mit den Umlandkommunen fixiert werden sollen. 2025-2027 ist die Ausschreibung und Planung und 2028 der Baubeginn geplant, nach dem 2030 die offizielle Eröffnung erfolgen soll.

Die rückläufige Vereinsbeteiligung und suboptimale Organisation des Haft- und Hoka-Fests in der Kirchheimer Innenstadt waren danach ebenso ein diskutiertes Thema wie die Kooperation Schule-Verein-Sport, die ab dem Schuljahr 2026/27 von großer Bedeutung sein wird. Ab diesem Zeitpunkt beginnt der Rechtsanspruch auf die Ganztagsbetreuung an Grundschulen, die im ersten Jahr mit der Klasse eins losgeht. Bürgermeisterin Kullen berichtete, dass zwei Kinder- und Jugendkoordinatorinnen derzeit damit beschäftigt seien, eine entsprechende Konzeption zu erstellen, während die Vereine einen Mangel an dafür notwendigen Übungsleitern beklagten. VfL-Vorstandsmitglied Doris Imrich brachte es auf den Punkt: „Hier kommt noch jede Menge Arbeit auf uns zu.“

Mitgliedsvereine in der Kritik: Nur sechs von 40 in Riezlern

Kritische Töne gab es am Rande der SfL-Klausurtagung s bei aller Harmonie der Teilnehmer durchaus auch. Die Veranstaltung, die bereits seit den 1980er Jahren im VfL-Kanzelwandhaus etabliert ist und wegweisende Themen wie die Sportentwicklungsplanung auf den Weg gebracht hat, krankte am Wochenende am Desinteresse seitens der Vereine und Gemeinderatsfraktionen. In der Vergangenheit wurden Themen erörtert, diskutiert, daraus resultierende Richtlinien festgelegt und als sogenannte „Handlungsempfehlungen“ meist in Richtung Gemeinderat weitergeleitet. Und auch der zwischenmenschliche, gesellige Teil durfte bei der Veranstaltung nicht fehlen. Wenn jedoch von fast 40 Mitgliedsvereinen und Schulen lediglich sechs vertreten sind, ist das nicht nur traurig sondern befremdlich. Und es schafft Platz für die Theorie, dass die Teilnahme mancher Vereine davon abhängt, ob sie gerade etwas benötigen.
Insbesondere fiel in diesem Zusammenhang der Blick sowohl auf Neumitglieder, die die Integrationschance nicht nutzten als auch auf die beiden mitgliederstarken Stadtteilvereine SV Nabern und TSV Jesingen, die zuletzt von den Zuschüssen der Stadt profitiert hatten, in Riezlern jedoch fehlten. Nicht etwa die Sinnhaftigkeit einer Kanzelwandtagung muss angesichts dieser Tendenz hinterfragt werden sondern – angesichts immer direkterer Ansprachen der Vereine an die Stadt – als vielmehr der Fortbestand des Stadtverbands selbst – als Sprachrohr der Vereine in Richtung Stadtverwaltung. tim