Hans-Joachim Brenner ist als guter Geist des Schulen-Cups von Beginn an dabei – Leitwolf und Vaterfigur für die jungen Kicker
„Balu“ der Meistermacher

Er ist Sportler mit Leib und Seele und seit fast 35 Jahren Lehrer am LUG. Hans-Joachim Brenner engagiert sich für das größte Schul-Fußballturnier der Region.

Kirchheim. „Er ist unser Jogi Löw. Ohne ihn hätten wir den Rückstand nicht aufgeholt“ – Moritz und Niklas, zwölf und elf Jahre alt, sitzen mit roten Köpfen und schweißnassen Haaren auf der Tribüne des VfL-Stadions und nehmen große Schlucke aus ihren Flaschen. Kurz davor standen die beiden noch mit ihrem Team „LUG 1“ auf dem Platz im Halbfinale des Schulen-Cups, zu dem in Zusammenarbeit mit dem VfL alle Schulen der Stadt eingeladen werden. An der Seitenlinie ein braun gebrannter Mittsechziger im Deutschland-Trikot, der seine Mannschaft antreibt. „Kommt, den holt ihr euch. Du hast Platz!“ feuert Hans-Joachim Brenner seine Fünftklässler an.

Nach einem tollen Start in die Partie und vielen Chancen liegt Brenners Mannschaft in den roten Trikots nach einem einzigen Gegenangriff unglücklich mit 0:1 zurück. Kurz vor Ende der zehnminütigen Spielzeit gelingt endlich der ersehnte Ausgleich. Der Jubel ist groß, doch Brenner mahnt: „Jetzt aufpassen und nach vorne gehen!“ Die Strategie geht auf. Das 2:1 fällt praktisch mit dem Schlusspfiff. „Finaaaaleee oooohooo…“, singen die Jungs und umringen ihren Trainer. Der hält eine kurze Ansprache – ganz Profi, schließlich hat der fußballbegeisterte Lehrer seit fast 40 Jahren auch eine B-Lizenz als Trainer und darf damit bis zur Regionalliga coachen. „Ihr habt super gekämpft. Ihr seht, dass man auch gewinnen kann, wenn man im Rückstand ist,“ zieht der Pädagoge für seine Jungs die Lehren aus dem Spiel.

Genauso gewissenhaft wie Brenner die Kleinsten am Spielfeldrand coacht, waren auch die Vorbereitungen in der Woche vor dem Turnier. Drei verschiedene Formationen hatte der 64-Jährige den Jungs aufgezeichnet und zur Wahl gestellt. Sie entschieden sich für die Variante „umgedrehtes Haus.“ Zwei in der Abwehr, zwei in der Mitte und eine Spitze, erklären Moritz und Niklas fachmännisch. Dass es die richtige Entscheidung war, zeigt der souveräne 3:0-Sieg im Finale der 5. Klassen in der Mittagshitze des Stadions. Die Fünfer „LUG 1“ sind Meister ihrer Klasse – Dafür gibt es einen Pokal. Für alle anderen eines der 700 begehrten T-Shirts.

Brenner ist gewissenhaft, wenn es um den Schulen-Cup geht, erst recht. Seit der ersten Auflage vor elf Jahren ist er Teil des Organisations-Teams. „So jemand wie ihn haben wir gebraucht. Seine Erfahrung hat uns viel gebracht. Er hat das Turnier mitentwickelt und geprägt“, betont Mosolf-Marketingchef Gordon Krug ohne den Einsatz der anderen Lehrer zu schmälern. Brenner hat seit Beginn keine einzige Sitzung verpasst, macht Schüler zu Turnierhelfern und organisiert Besprechungsräume. Mehr als 50 Stunden Freizeit opfert er jedes Jahr für den Schulen-Cup. Die „Fußball-Stadtmeisterschaft“ ist für ihn Herzenssache. „Es gibt keine andere Veranstaltung im Umkreis, bei der sich Schüler aller Schularten von Grund- und Hauptschule bis hin zu den Gymnasien auf Augenhöhe treffen,“ sagt er. Nur nicht aufgeben, ist eine von Brenners Parolen, mit der er die Kinder immer wieder aufs Neue motiviert. Dass Sport auch Spaß machen kann, wenn man es nicht ganz so verbissen sieht und fair bleibt, ist die andere Botschaft. Dass das tatsächlich funktioniert, haben die Teams vom LUG schon im letzten Jahr gezeigt. Fairness plus Spaß macht Erfolg: Bei den Jungs haben sie in allen Altersklassen von der 5. bis zur 9. Klasse gewonnen.

Nach seinem zwölften Schulen-Cup im kommenden Jahr soll Schluss sein. Hans-Joachim Brenner geht in den Ruhestand. Auf die Frage, was dann sein wird, hat VfL-Geschäftsführerin Doris Imrich keine Antwort. Sie lacht: „Ich denke, wir werden ihm keine Wahl lassen, er wird einfach weitermachen müssen. Brenner sei schließlich eine Leitfigur. „Eine Vaterfigur für die Kinder.“

Ob „Balu“ – wie er von Freunden und Kollegen genannt wird – tatsächlich weitermacht, wird sich im Sommer 2018 zeigen. Denn gemütlich herumhängen, wie es sein Namensgeber aus dem Dschungelbuch tut, gehört nicht zu Brenners Stärken. In jeder freien Minute steht er auf dem Tennisplatz, ist beim Mountainbiken oder spielt Volleyball. Im Winter wechselt er auf die Skipiste. „Der Spitzname passt deshalb so gar nicht zu ihm“, meint Doris Imrich, die Brenner schon seit Jahrzehnten kennt. Er selbst sieht das anders: „Ich bin schwer aus der Ruhe zu bringen“, meint er und grinst. Auf eine Jugendfreundin, die ihm in der Tanzstunde damals den Spitznamen „Balu, der Bär“ verpasst habe, sei er aber nie schlecht zu sprechen gewesen. Wahrscheinlich sollte der nur Aufschluss geben über seine damaligen tänzerischen Qualitäten, wie er findet.