Lokalsport
Basketball-Boom offenbart Baustellen

Basketball Die Euphorie um den WM-Sieg beschert Vereinen wie dem VfL Kirchheim einen regen Zulauf an Kindern und Jugendlichen. Diesem Herr zu werden, wird vor dem Hintergrund fehlender Hallenkapazitäten immer schwieriger.

Was für eine passende Gleichung: Post-Corona-Euphorie plus Weltmeisterschaft plus cool und trendy gleich Basketball-Boom in Deutschland – auch beim VfL Kirchheim, der im Zuge des Ansturms von Kindern und Jugendlichen wie viele andere Vereine an seine Grenzen stößt. Abteilungsleiter Thimo König: „Mit insgesamt 22 gemeldeten Mannschaften haben wir zwar so viele Teams im Spielbetrieb wie noch nie zuvor. Allerdings stoßen wir mittlerweile überall an unsere Kapazitätsgrenzen.“

In allen Topligen vertreten

Neben der Quantität hat in den vergangenen Jahren auch die Qualität unterhalb der Knights als Profiteam stark zugenommen. Als einer der ganz wenigen Vereine in Baden-Württemberg besetzt der VfL sämtliche Jugend-Spitzenligen: Die Nachwuchs-Basketball-Bundesliga NBBL (U 19), die Jugend-Basketball-Bundesliga JBBL (U 16) sowie alle baden-württembergischen Oberligen in den Altersklassen U 18, U 16, U 14 und U 12.

 

Ich kann nicht nachvollziehen, warum es keine breite Mehrheit aus den Vereinen für den Bau einer Halle gibt.

Thimo König Der Abteilungsleiter der VfL-Basketballer weiß, dass die Kapazitäten in Kirchheim begrenzt sind.

Angefangen hat diese Leis­tungsexplosion im Sommer 2017, als die Pro A den Knights die Auflage machte, einen hauptamtlichen Jugendkoordinator einzustellen. Der hieß Frank Acheampong und hatte vor allem einen Verdienst: Er brachte die Spielgemeinschaft Stuttgart-Esslingen-Kirchheim ins Laufen. Und wenn die SG SEK auch seit 2022 Geschichte ist, hat sie den Kirchheimer Basketball nachhaltig in der Region vernetzt und bildete die Grundlage für den Erfolg: In den Leistungsteams spielen überall Kinder und Jugendliche aus Stuttgart, Esslingen, Reutlingen, Tübingen – Kirchheim gilt inzwischen als Top-Adresse für den Nachwuchs.

Aber auch in der Breite tut sich immens viel: In der Saison 23/24 gehen insgesamt zwölf Teams in den Landes- und Bezirksligen auf Korbjagd, so viele wie noch nie. In der U 16 und der U 14 stellt der VfL je drei Mannschaften – es gibt sogar wieder zwei Mädchenteams (U 16 und U 14) –, in der U 12 und U 10 immerhin zwei. Es könnten aber mehr sein. Thimo König: „Schweren Herzens haben wir uns für einen vorläufigen Aufnahmestopp in den Bereichen Minis, U 10, U 12, U 14 und U 16 entschieden.“ Und er fügt kritisch an: „Wir sind dringend auf neue Hallenkapazitäten angewiesen. Als Abteilungsleiter kann ich nicht nachvollziehen, warum es keine breite Mehrheit aus den Sportvereinen für den Bau einer neuen Halle gibt.“

Auch im Basketballverband Baden-Württemberg ist der Boom angekommen. Olaf Müller, BBW-Vizepräsident Jugend aus Stutt­gart: „Im BBW beginnen wir mit dem Mitgliederzuwachs jetzt die Früchte zu ernten aus den jahre­langen gemeinsamen Anstrengungen von Vereinen und Verband. Dazu gehören die kindgerechten Spielformen mit Mini­regeln, die bedarfsgerechte Ausbildung der Trainerinnen und Trainer und natürlich die großen Anstrengungen der Vereine wie zum Beispiel der VfL Kirchheim.“

Der ist im Hauptverein mit über 500 Mitgliedern übrigens inzwischen zur drittgrößten Abteilung hinter Turnen und Fußball aufgestiegen. VfL-Geschäftsführer Moritz Hönig staunt: „Basketball ist aktuell die am schnellsten wachsende Abteilung.“

So wird es aber nicht weitergehen können. Die Basketballer können keine Halle bauen, Trainer nur mittelfristig ausbilden. Die Qualität kann man so vielleicht halten. Die Quantität würde aber stagnieren und zu einem Rückschritt führen – und das wär’s dann vermutlich mit dem Basketball-Boom in Kirchheim. mad