Eine Sportabteilung, die in ihren Grundfesten nicht auf Geld basiert, ist letztlich nur so stark wie ihr Unterbau. Und der bröckelt bei den vor gar nicht allzu langer Zeit im Jugendbereich so prächtig aufgestellten Basketballern der TG Nürtingen mittlerweile gewaltig. Lediglich noch fünf männliche Jugendteams, teils in einer Kooperation mit dem VfL Kirchheim, kann die Turngemeinde in der kommenden Saison an den Start schicken.
Ihre beiden Aktivenmannschaften mussten die Verantwortlichen ganz abmelden, und damit auch ihre Damenmannschaft, als Drittligist das Aushängeschild in der jüngeren Abteilungsgeschichte, sowie die Herren, die zuletzt nur noch in der Kreisliga Körbe warfen. „Es sieht schlecht aus“, meint Nora Müllner aus Kirchheim, neben Luise Büchele (Ötlingen) eine der beiden Abteilungsleiterinnen, hinsichtlich der besagten Damen-Teams – und auch der Gesamtsituation.
Ein Versuch, zumindest den weiblichen Basketball in Nürtingen nochmals zu pushen, ist unlängst gescheitert. Trainer Jörg Fischer strebte angesichts des vorauszusehenden eigenen Spielerinnenschwunds eine Kooperation mit Basketballerinnen aus Kirchheim und Reutlingen an, die künftig gar den Blick Richtung zweite Liga richten sollte. Die Zusage für eine Wildcard für eine weitere Drittliga-Saison war nach dem sportlichen Abstieg der TG da und auch der eine oder andere Sponsor hatte Interesse am Projekt signalisiert. Letztlich fehlte es aber an den Spielerinnen. Sechs hätten zuletzt auf seiner Liste gestanden, erzählt Fischer, eindeutig zu wenig, um in eine Runde zu gehen. Die Verantwortlichen mussten die Reißleine ziehen.
Den Niedergang machen sie in Nürtingen auch am fehlenden Unterbau fest. Die Jahrgänge 2000/2001 und 2004/2005 seien starke gewesen, sagt Nora Müllner, doch seitdem kam nicht mehr allzu viel nach. „Solche Lücken zu füllen, ist schwierig“, erläutert Müllner. Sie selbst gehörte wie auch Abteilungsleiter-Kollegin Büchele dem Drittliga-Team an, doch das sei schon in der vergangenen Saison das älteste in der Regionalliga gewesen. Und die Prioritäten hätten sich bei vielen verschoben – weg vom Basketball, hin in Richtung Familie und Beruf.
Einige Spielerinnen, die eigentlich nur noch bei Not an der Frau aushelfen wollten, mussten angesichts des kleinen Kaders und zweier verletzungsbedingter Ausfälle viel mehr spielen, als ihnen lieb war. „Es ist einfach zu viel geworden, und einige haben auch die Lust verloren“, spricht Müllner aus eigener Erfahrung. Und von unten kam nichts nach. In der kommenden Runde hat die TG trotz vieler Anfragen nicht mal mehr eine weibliche Jugendmannschaft. „Ich musste erst kürzlich vier, fünf Anfragen ablehnen“, erzählt Müllner, die die Interessierten an den VfL Kirchheim verwies.
Dort boomt der Basketball im Land des Weltmeisters regelrecht, in Nürtingen stagniert er hingegen gewaltig. Woran das liegt? Wohl an den Strukturen. Die dortigen Vereine haben Trainer, bei der Turngemeinde sind die Mangelware. Ebenso wie übrigens Schiedsrichter, ein weiteres Problem für die Abteilungsleiterinnen, die die Flinte aber trotzdem noch lange nicht ins Korn werfen wollen.
Treffen Ende August
Wie die Nürtinger Basketball-Zukunft genau aussehen wird, darüber wollen sich Nora Müllner und Luise Büchele in den nächsten Wochen abstimmen. Ende August soll es ein großes Treffen geben, in dem die Mitglieder informiert, aber auch mit ins Boot genommen werden, um den derzeit dümpelnden TG-Dampfer wieder einigermaßen auf Kurs zu bringen. Dabei wird auch die Wichtigkeit jedes Einzelnen erläutert, das Vereinsleben thematisiert, dass es Ehrenamtliche, Trainer und auch Schiedsrichter braucht. „Es ist nicht nur damit getan, zum Spielen und Trainieren zu kommen“, sagt Nora Müllner.