November – wolkenverhangen präsentiert sich der Himmel, schimmert fahl grau in grau. Die Feuchtigkeit ist auf der Haut spürbar. Das Thermometer zeigt am abgedeckten Jesinger Beachvolleyballfeld gerade einmal acht Grad an. „Das ist auch für uns zu kalt zum Trainieren oder Spielen“, klärt Daniel Bauer auf. Der Boss der Beachfoxes ist, wie auch seine Kameraden, hart im Nehmen. „Ab zwölf Grad sind wir im Sand. Immerhin spielen wir ja barfuß“, gibt der 36-Jährige zu bedenken, der in Personalunion auch Platzwart, Organisator und Bindeglied zur TSV-Abteilung Turnen/Leichtathletik ist. Dort ist durch den Einstieg von Jens Liewald (31) die mittlerweile 14-köpfige Gruppe von Beginn an vereinsrechtlich verankert.
Doch Tausendsassa Bauer ist nicht nur administrativ erfolgreich. Auch sportlich lief es für den Ober-Beachfox zusammen mit Partner Till Birkenfeld (38) in der abgelaufenen Saison richtig gut. Zusammen bestritten die beiden Spielpartner, die auch privat eine enge Freundschaft verbindet, insgesamt neun Turniere: drei Veranstaltungen in Esslingen, derer zwei in Karlsruhe, dazu noch Events im Karlsruher Stadtteil Rüppurr, in Weissach im Tal, Wernau und Ulm. Überwiegend bestritt das Duo sogenannte B-Turniere, nominell die zweithöchste Klasse in Baden-Württemberg, und verbuchte mit den erreichten Platzierungen entsprechende Ranglistenpunkte, die Daniel Bauer am Ende der Saison Platz 120 bescherte. Till Birkenfeld bestritt mit seinem alternativen Spielpartner Tobias Blahut (Tübingen) noch zwei weitere Turniere und schaffte es am Ende gar auf Ranglistenplatz 69. Die vor der Saison selbst auferlegte Zielvorgabe, besser zu sein als Platz 100, wurde als Paar somit teilweise erreicht.
Eine Herausforderung war die Teilnahme an einem A-Turnier im September bei der SV Esslingen 1845. Die Befürchtung, im Feld der deutlich besseren Sand-Duos Kanonenfutter zu sein, bestätigte sich nur zum Teil. Bauer/Birkenfeld gewannen im Zehnerfeld sogar eine Vorrundenpartie und landeten am Ende auf dem geteilten neunten Platz. „Ich war an dem Tag mental nicht fit genug“, nimmt Daniel Bauer die Schuld auf sich. Eine Erfahrung wert war die Veranstaltung im Sportpark Weil aber dennoch. Und das nicht nur wegen des sportlichen Abschneidens, sondern auch wegen der vorhandenen Anlage. Nicht weniger als vier Sandplätze stehen dort zur Verfügung und sechs weitere sind, trotz aller finanzieller Probleme im Verband (siehe Infokasten), offenbar im Gespräch.
Es sind aufgrund der Möglichkeit zu Parallelspielen ideale Bedingungen für ein gut besetztes Turnier. „Wir tun uns in Jesingen schwer mit einem Einfeldturnier, weil das immer mit Wartezeiten der Sportler verbunden ist“, sagt Daniel Bauer mit einer Träne im Knopfloch. Ob anlässlich des 125-jährigen Vereinsjubiläums ein Turnier ausgeschrieben wird, steht deshalb noch in den Sternen.
Sicher ist aber, dass es während des Teckboten-Pokalturniers im Juli kommenden Jahres (angeleitete) Beachsoccer- oder Footvolley-Trainingseinheiten geben soll. Bis zum Start in die neue Saison stehen für die Beachfoxes Trainingseinheiten auf dem Programm. In einer Trainingshalle in Bietigheim-Bissingen sind die Füchse ebenso eingemietet wie voraussichtlich auch am Olympiastützpunkt in Stuttgart – gleich neben der MHP-Arena. Vielleicht färbt ja der derzeitige Erfolg der Wasenkicker ein bisschen auf die Jesinger ab.
Wachwechsel im DVV: Dem Verbandschaos folgt ein Neustart
Harte Zeiten herrschen derzeit beim Deutschen Volleyballverband (DVV). Nach langjährigen Querelen zwischen dem bislang eher zum traditionellen Hallensport geneigten Verband und den Beachvolleyballern fand das Chaos im vergangenen Jahr seinen vorläufigen Höhepunkt. Die verbandseigene Vermarktungsgesellschaft DVS, die auch die sogenannte „Deutsche Beach Tour“ – eine Art Beachvolleyball-Bundesliga – vermarktete, musste einen Insolvenzantrag stellen.
Für die chronisch leeren Kassen des Verbands, der die Beachvolleyballer zwar nur als notwendiges Anhängsel betrachtete, die erwirtschafteten Erträge der Sandsportler aber gerne mitnahm, war es ein Schlag ins Kontor. In der Folge trat ein Großteil des Präsidiums sowie deren Chef, Rekordnationalspieler René Hecht, zurück und machten den Weg frei für eine Runderneuerung des Verbands, der personellen Aderlass zu beklagen hatte.
Mit knapp 400 000 Mitgliedern zählt der DVV zwar immer noch zu den größten Sportverbänden in Deutschland. Vor 25 Jahren standen aber noch 535 000 Mitglieder in den Büchern der Vereine. Der durch die Olympiasiege 2012 und 2016 ausgelöste Hype scheint zudem verpufft. Doch nun schließt sich ein Kreis, denn mit Julius Brink hat im Spätsommer ein gestandener Olympiasieger an der Seite von Markus Diekmann das Verbandsruder übernommen. Damit stehen erstmals zwei Beachvolleyballer an der Spitze des DVV, ein Politikum mit hoffentlich erfolgreicher Wirkung. tim