Es ist eine der berüchtigten fußballerischen Binsenweisheiten, dass eine Mannschaft einen Angstgegner und einen Lieblingsgegner hat. Letzterer ist beim AC Catania Kirchheim vermutlich der SC Geislingen II. Vor fast einem Jahr besiegten die Rosso-Blu die Landesliga-Reserve im Bezirkspokal-Halbfinale mit 5:0. Wenige Monate später gelang den Catanesi am 20. Okober 2024 der letzte Sieg in der Fußball-Bezirksliga – Gegner damals: der SC Geislingen II. Gestern feierte die Mini-Tradition quasi fröhliche Urständ auf dem Kirchheimer Wembley-Kunstrasen: 2:1 (2:1) hieß es nach dem Ende einer heiß umkämpften Bezirksligapartie zu Gunsten der Kirchheimer. Der ACC schaffte mit dem ersten Sieg nach über sechs Monaten zwar keinen Riesenbefreiungsschlag, konnte aber immerhin die tabellarische Rote Laterne abgeben: ein Befreiungsschlägle sozusagen, welches den Funken Hoffnung auf den Klassenverbleib weiter glimmen lässt.
„Wir sind jetzt wieder in der Verlosung drin.
Catania-Trainer Giuseppe „Pippo“ Forzano nach dem 2:1-Erfolg über den SC Geislingen II zu den Chancen auf den Verbleib in der Fußball-Bezirksliga.
Die Gäste starteten mit viel Druck in die Partie, wollten ihre Geschichte neu schreiben. Ein umstrittener Handelfmeter half bei dem Unterfangen. ACC-Abwehrspieler Benjamin Sabotic sprang der Ball im eigenen Strafraum an den angelegten Arm. Schiedsrichter Daniel Auch-Schwarz entschied dennoch auf Strafstoß, den Jannik Schneller sicher vewandelte (11.). Die Catanesi, die taktisch erstmals mit einer Raute im Mittelfeld agierten, mussten sich kurz schütteln, gingen dann aber konzentriert an das Unternehmen Ausgleich. Ein sehenswerter, weil über die Mauer geschlenzter 18-Meter-Freistoß von Carmelo Trumino sorgte für den Erfolg (24.). Der Treffer zeigte bei den Einheimischen Wirkung, die nun konzentrierter ans Werk gingen. Mathieu Baudouin gelang in der Konsequenz per Kopfball der Führungstreffer und gleichzeitig auch schon der Endstand (33.).
Nach dem Seitenwechsel machten erneut die Gäste viel Druck. Nelson Okoye Okoye scheiterte am souveränen ACC-Schlussmann Kevin Dravetz (50.). Nach der verletzungsbedingten Auswechslung von Catania-Stürmer Trumino gelang in der Offensive der Kirchheimer nicht mehr allzuviel. Aber die Rosso-Blu kämpften über die gesamte Spielzeit leidenschaftlich, überstanden am Ende auch die Abwehrschlacht gegen den immer druckvoller agierenden Sportlclub aus Geislingen und retteten die Führung bis zum Schlusspfiff. Catania-Coach „Pippo“ Forzano freute sich diebisch über den Erfolg: „Der Sieg war gut für die Moral.“ Hinsichtlich der Chancen auf den Klassenverbleib bemerkte der Kirchheimer Übungsleiter augenzwinkernd: „Wir sind jetzt wieder in der Verlosung drin.“
Kuriositäten in Eislingen
Elf Tore in einem Spiel – die Zuschauer bekamen auf dem schlüpfrigen Eislinger Kunstrasen viel Show für ihren Obolus geboten. 7:4 (2:3) hieß es am Ende in der Partie des heimischen FC gegen den TSV Jesingen. Dabei hatten die Gäste den deutlich besseren Start erwischt, führten schon nach 18 Minuten 3:1 durch Treffer von Sascha Flegel (6., 12.) und Argjend Shalaj (18.) bei einem zwischenzeitlichen Gegentreffer von Haydar Öztürk (16.). Timo Mader hatte kurz darauf gar die Chance aufs 4:1, doch Schiedsrichter Levent Akin versagte dem Treffer wegen einer angeblichen Abseitsstellung die Anerkennung. Eislingens Marvin Leonhardt gelang zwölf Minuten vor der Halbzeit das 2:3, wobei diesem Treffer ein Foulspiel am Jesinger David Weitz vorausging, welches der Unparteiische aber wohl übersehen hatte.
Einmal mehr kamen die Gerstenklopfer nach der Halbzeitpause wie mit Baldrian gedopt aus der Kabine. Der Schwung der ersten Spielhälfte war wie ausgeknipst. Zudem schlichen sich Abwehrfehler ein. „Wir haben in den entscheidenden Situationen den Ball nicht weggebracht und waren vor allem in der Kopfballabwehr viel zu passiv“, analysierte TSV-Coach Cè D’Agostino nach der Partie. Michael Renner (50.), Marcel Hodzic (54.), ein Eigentor von Dennis Flegel (71.) sowie erneut Öztürk (74.) sorgten binnen einer halben Stunde für klare Verhältnisse an der Fils. Andonis Shalaj gelang zwar noch einmal der Anschlusstreffer zum 4:6 (76.) aus Jesinger Sicht. Doch nur wenige Augenblicke später stellte erneut Hodzic den 7:4-Endstand her (78.).
Köngener Revanche
In der Neuauflage des Bezirkspokal-Halbfinalspiels gelang dem TSV Köngen gegen den VfL eine beeindruckende Revanche. Waren am Mittwoch noch die hohe Anzahl ausgelassener Torchancen für das unglückliche Remis nach 90 Minuten und das daraus resultierende Elfmeterschießen verantwortlich, so machte der Bezirksliga-Tabellenführer gestern kurzen Prozess mit dem VfL Kirchheim. Der konnte beim 0:6 (0:2)-Absturz in der Fuchsgrube lediglich in der ersten halben Stunde einigermaßen mithalten, musste aber zu dem Zeitpunkt schon einem 0:2 durch zwei Treffer von Simon Prinz (17./FE, 23.) hinterherlaufen.
Spätestens nach dem Eigentor von A-Junioren-Leihgabe Leon Chrosz (65.) war die Messe gelesen. Die restlichen Tore steuerten erneut Prinz (68.) und Toni Panne (87., 90.) bei. Der VfL verzeichnete im gesamten Spiel gerade einmal zwei Chancen durch Nico Bihn (49.) und Gazi Boylu (52.). „Das war heute die von uns erwartete Reaktion auf die Pokalniederlage“, befand Thomas Köhrer, Sportlicher Leiter beim TSV.