Vereinssport
Bei einem Bier fing alles an, nun sagt Armin Brand „Adieu“

Armin Brand hat am 1. April 1996 als Übungsleiter beim VfL Kirchheim angefangen. Nun hört er nach 28 Jahren und Tausenden von Kursstunden auf. Zum Abschied gab es noch eine Zeitreise.

Gleich fünf Leute in einer Woche haben gefragt, wie lange er denn noch arbeiten möchte. „Das hat mir irgendwie zu denken gegeben“, sagt Armin Brand und lacht. 28 Jahre lang stand der Mann mit den markanten blonden Locken in den unterschiedlichsten Hallen und Räumen in Kirchheim und hat in Tausenden Kursstunden Kinder und Erwachsene fit gemacht. Doch damit ist jetzt Schluss. Am Mittwoch gab der 62-Jährige im Stadion zwei Stunden lang mit der „Reise durch drei Jahrzehnte Fitness beim VfL“ mit knapp 90 Teilnehmenden seinen letzten Kurs in Kirchheim. Heute Abend folgt noch die große Party im SVZ, mit der sich der Tübinger, der nebenher auch gerne als DJ tätig ist, endgültig von seinen Kolleginnen und Kollegen und all den sportlichen Freunden verabschiedet.

 

 

Erfolgreich mit „Armin-Turnen“

Zum VfL kam der Franke eher zufällig bei einem gemütlichen Bier. Als Armin Brand nach seinem Sport- und Geografie-Studium – er wollte ursprünglich Gymnasiallehrer werden – keine Anstellung bekam und zunächst für die Volkshochschule und bei Daimler Betriebssportkurse gab, bekam er eines Abends mit, dass der VfL Kirchheim einen Vereinssportlehrer sucht. „Da habe ich bei Doris Imrich angerufen, und am nächsten Tag hatte ich eine Anstellung“, erinnert er sich lachend.

Im Gymnastikraum über der Kegelbahn begann Armin Brand damit, – zunächst in Vertretung von Ulla Schreiner – ein Kurs­system aufzubauen. Den Aerobic-Schein und den für Coronarsport legte er ab und gab zudem die erste Step-Aerobic-Stunden. „Dafür mussten wir natürlich erst mal Steps kaufen“, erzählt der 62-Jährige, der in seinem Tun (fast) alle Freiheiten hatte. „Ich kam mit der Idee einer Kindersportschule hier an, was aber nicht so durchging.“

Dafür klappte die Kooperation mit der Alleenschule umso besser. 20 Jahre lang sorgte er unter dem Titel „Fit-Kids“ freitag­nachmittags für einen sportlichen Einstieg ins Wochenende. „Irgendwann habe ich mal mitbekommen, dass das bei den Schülerinnen und Schülern einfach Armin-Turnen hieß“, erinnert er sich lachend. Die Stunden seien zwar immer sehr anstrengend gewesen, „haben mir aber emotional total viel gegeben“.

Im Oktober 1998 reichte er seine Kündigung ein. „Ich war einfach total platt, hatte viel zu viele Kurse gegeben“, erzählt Armin Brand. Außerdem hatte er bei einer Party in seiner Heimat die alte Jugendliebe wieder getroffen und mit ihr beschlossen, nach Süd­afrika und Australien zu reisen. Seinen Job beim VfL hatten sich mittlerweile zwei geteilt. Und als Armin Brand von seiner Auszeit zurückkehrte, hatte der eine gerade aufgehört. „Dann hab ich wieder beim VfL angefangen, erst nur 50 Prozent, dann 60.“ Parallel baute er sich mit Kursen in Tübingen und seiner Tätigkeit als DJ auf Events und Partys noch ein zweites Standbein auf.

 

 

Die Entstehung des Sportvereinszentrums hat der 62-Jährige hautnah miterlebt. „Das sah ja erst mal nicht so gut aus“, berichtet er von der jahrelangen Planung, den Widerständen und dem eher schleppenden Start. „Für mich war es natürlich mega schön, so einen tollen neuen Arbeitsplatz zu haben. Außerdem war ich plötzlich nicht mehr Einzelkämpfer, sondern hatte Kolleginnen und Kollegen“, berichtet Brand, der während der Bauphase mit seinen Kursen zur TG, in die Jesinger Gemeindehalle oder die KW-Halle auswich. Ins SVZ nahm er sein Kursangebot dann einfach mit, gab Fitmix, Step-­Aerobic, Bauch-Beine-Po und Body­styling. Außerdem viele Herz-Kurse und natürlich Cycling, was mit der neuen Ausstattung nun möglich war.

Wie die meisten Mitglieder schätzt Armin Brand vor allem auch den geselligen Aspekt am Studio. „Hier bleiben die Leute nach ihren Kursen auch mal sitzen und trinken was zusammen.“ Sein eigener Lieblingskurs ist Pilates. „Das gebe ich am liebsten, denn das tut mir selbst auch gut.“ Vor etwa 15 Jahren konnte Armin Brand nur noch unter Schmerzen zur Arbeit gehen. „Mit tat so der Rücken weh, weil ich nur noch bei Tae Bo, Step und so weiter selbst mitgemacht habe. Es ist aber auch wichtig, nach der Mobilität und der Dehnfähigkeit zu schauen. Außerdem hat sich ohnehin viel in Richtung Faszientraining und funktionelles Training entwickelt.“

Beim VfL nun aufzuhören, sei eine Herzensentscheidung gewesen. „Ich habe einfach gemerkt, dass es reicht.“ Seine Kurse weiß er in guten Händen. „Ich bin froh, dass das Gebäude steht und der Verein das geschafft hat. Der Stadt wünsche ich, dass sie ­ihren Sportentwicklungsplan weiterschreibt und endlich das Hallenbad kommt.“

Eigene sportliche Ziele hat der Tübinger weiterhin. So möchte er in Zukunft vermehrt auf dem Tennisplatz stehen und wieder öfter laufen gehen, um beim nächsten Tübinger Stadtlauf die zehn Kilometer in unter 50 Minuten zu schaffen.