Kirchheim. Eigentlich hat er in diesen Tagen gar keine Zeit für Nebenschauplätze. Besnik Bekteshi und die deutsche U20 stecken mitten in den Vorbereitungen für die am 12. Juli beginnende EM in Slowenien. Was für den 19-jährigen Kirchheimer danach kommt, stand wochenlang in den Sternen. Erfüllt er seinen Vertrag in Ludwigsburg oder hängt er bei seinem Heimatverein in Kirchheim noch ein Jahr in der Pro A dran? Letzteres hatte man bei den Knights, wo Bekteshi in der vergangenen Saison in 33 Saisonspielen fast 17 Minuten im Schnitt auf dem Spielfeld stand, inständig gehofft. Mit diesen Einsatzzeiten und einem Schnitt von 4,9 Punkten pro Spiel war das Kirchheimer Eigengewächs einer der besten Nachwuchsspieler der Liga. Von seinen Defensivqualitäten, mit denen der 19-Jährige eine Reihe von Spielen mit entschied, ganz zu schweigen.
Seit gestern steht nun fest: Die Ludwigsburger werden auf Bekteshis Talent kein weiteres Jahr verzichten. Der bisherige Internatsschüler der Basketball-Akademie ist Teil der Planungen von Headcoach Steven Key, der nach Einführung der „6+6-Regel“ (sechs Spieler mit deutschem Pass auf dem Spielberichtsbogen) jede deutsche Kraft in der neuen Saison braucht. Für Bekteshi bedeutet dies: sich auf einer der anspruchsvollsten Positionen in der ersten Liga durchsetzen oder zum Bankdrücken verdammt sein.
Knights-Coach Frenkie Ignjatovic, der sich vergangene Woche mit Steven Key traf und gestern nun telefonisch von Ludwigsburgs Teammanager Mario Probst die Entscheidung mitgeteilt bekam, bedauert dies. Ignjatovic, der im Umgang mit jungen Talenten als erfahrener Mann gilt, hatte stets betont, dass er ein weiteres Jahr Spielpraxis in der Pro A für die Entwicklung Bekteshis als förderlicher betrachtet. „Es ist schade, ich bin jedoch froh, dass wir nun rechtzeitig Klarheit haben“, kommentierte Kirchheims Trainer gestern den Entschluss.
Die Entwicklung eines anderen Ex-Kirchheimers könnte die Entscheidung beflügelt haben: Tim Koch hat seinen Vertrag bei den Neckar-Riesen gerade um zwei weitere Jahre verlängert, nachdem ihm in der abgelaufenen Spielzeit der Durchbruch gelungen war. Der ehemalige Kooperationsspieler stand in der BBL zuletzt 240 Minuten auf dem Parkett, schaffte den Sprung in die Starting Five und steuerte beim Auswärtsspiel in Trier in 21 Minuten elf Punkte und drei Rebounds bei. In Kirchheim war der 23-Jährige trotz guter Ansätze über die Statistenrolle nie hinausgekommen. Einziger Baustein im Kooperationsmodell bleibt damit Jonathan Maier. Der 19-jährige Centerspieler, der in der vergangenen Saison fast nicht zum Zuge kam, wird auf jeden Fall die komplette Vorbereitung in Kirchheim bestreiten.
Immerhin: Von der BBL gab es diese Woche ein finanzielles Trostpflaster auf die Bekteshi-Wunde. 2 500 Euro aus dem Ausbildungsfonds der ersten Liga flossen auf das Konto des VfL Kirchheim.